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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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machen alle Fehler, wenn wir jung sind. Aber das wird schon wieder.« Er schenkte mir ein kleines Lächeln. »Hauptsache, mit dir ist alles okay.« Dann schaute er mich an, und sein Blick kam mir vor wie der eines besorgten Vaters.
    »Ja, mir geht’s gut, danke.« Ich kramte nach meinen Taschentüchern. »Es war nicht … er hat mich nicht … ich wusste genau, was ich tue.« Ich räusperte mich verlegen. Als ich zum Laden blickte, sah ich Rosaleen am Ende einer langen Schlange stehen. Sie starrte besorgt zu uns herüber.
    »Arthur, diese Depressionen, die Mum angeblich hat, liegen die in der Familie?«
    »Was denn für Depressionen?«, fragte er und drehte sich zu mir um.
    »Na, du weißt schon, Rosaleen hat doch heute früh Dr. Gedad erzählt, meine Mum hätte Depressionen.«
    »Tamara.« Er sah mich an und warf dann einen Blick zum Laden und zu Rosaleen. Noch drei Leute standen vor ihr. »Erzähl mir doch bitte kurz, was da los war.«
    »Ich habe mit Dr. Gedad einen Termin ausgemacht, dass er sich Mum heute Vormittag ansehen soll. Sie braucht Hilfe, Arthur. Mit ihr stimmt etwas nicht.«
    Anscheinend traf ihn das sehr. »Aber sie geht doch jeden Tag spazieren. Sie kriegt genug frische Luft.«
    »Was?« Ich schüttelte den Kopf. »Arthur, sie hat seit unserer Ankunft kein einziges Mal das Haus verlassen.«
    Sein Unterkiefer spannte sich an. Wieder sah er prüfend zum Laden hinüber. »Was hat Dr. Gedad gesagt?«
    »Er ist nicht mal zu Mum raufgegangen, weil Rosaleen ihn abgefangen und ihm erzählt hat, dass Mum schon seit Jahren an Depressionen leidet. Und dass Dad davon gewusst hat, mir aber nichts sagen wollte, und …« Ich fing wieder an zu weinen und konnte nicht fertig sprechen. »Lauter Lügen«, schluchzte ich. »Dad kann sich nicht mal mehr verteidigen, er kann mir nichts mehr erklären … aber es ist alles gelogen. Ich weiß, dass ich nicht gerade die Richtige bin, um anderen vorzuwerfen, dass sie lügen«, schniefte ich.
    »Beruhige dich, Tamara. Rosaleen versucht nur, deine Mum zu versorgen, so gut sie es eben kann«, sagte er leise, fast flüsternd, als könnte Rosaleen uns im Laden hören. Inzwischen war nur noch ein Kunde vor ihr in der Schlange.
    »Ich weiß, Arthur, aber was, wenn das nicht der richtige Weg ist? Weiter will ich ja gar nichts sagen. Ich weiß nicht, was vor Jahren zwischen ihnen passiert ist, aber wenn es etwas gibt – irgendetwas –, womit Mum Rosaleen gekränkt oder verärgert hat, meinst du, es könnte vielleicht sein …«
    »Was könnte vielleicht sein?«
    »Es könnte vielleicht sein, dass sie versucht … dass sie versucht, es ihr heimzuzahlen? Wenn Mum ihr etwas getan hat, wenn Mum sie vielleicht angelogen hat oder so …«
    In diesem Moment ging die Autotür auf, und wir zuckten beide heftig zusammen.
    »Herrje, man könnte meinen, ich bin ein Gespenst«, meinte Rosaleen verärgert und besorgt, während sie sich wieder auf ihren Platz setzte. »Hier.« Damit ließ sie eine Tüte auf Arthurs Schoß fallen.
    Er sah sie an, ein langer kalter Blick, der mir Angst machte. Schnell wandte ich die Augen ab, und er reichte mir die Tüte nach hinten. Rosaleen machte ein überraschtes Gesicht.
    »Hier, vielleicht hilft das«, sagte Arthur und ließ den Motor an.
    Die nächste Stunde sagte keiner von uns ein Wort.
    Als wir am Torhaus ankamen, hatte der Himmel sich bewölkt und der Tag war trübe geworden. Die Luft hatte sich merklich abgekühlt, die Wolken verhießen Regen. Aber für meinen dumpfen Kopf war die frische Brise angenehm. Ehe ich ins Haus trat, holte ich ein paarmal tief Luft.
    »Du kannst dir wahrscheinlich denken, dass du in nächster Zeit nirgendwo hingehen wirst«, sagte Rosaleen.
    Ich nickte.
    »Du kannst hier im Haus ein paar Dinge für mich erledigen«, fuhr sie fort.
    »Natürlich«, sagte ich leise.
    Arthur stand neben uns und hörte zu.
    »Und wenn du mal rausgehen willst, dann bleib bitte auf dem Grundstück«, fügte er hinzu. Es schien ihm ziemlich schwerzufallen.
    Rosaleen sah ihn an, erst überrascht, dann ärgerlich. Offensichtlich gefiel es ihr nicht, dass er sich einmischte. Aber er wich ihrem Blick gezielt aus. Sie hatte vorgehabt, mir Hausarrest zu geben, damit ich nichts anstellen konnte, doch mit seiner Bemerkung hatte Arthur dafür gesorgt, dass die Strafe nicht ganz so streng ausfiel.
    »Danke«, sagte ich. Dann ging ich nach oben zu Mum.
    Sie lag im Bett und schlief. Ich kroch neben sie, schlang die Arme um sie, drückte sie an mich und

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