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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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egal welchem Kuchen verdrückt –, um aus dieser Küche rauszukommen und ein bisschen im Garten rumzulaufen, der das Haus umgab. An mehr war ich nicht interessiert. Ich war kein großer Forschergeist, und alles, was mit Bewegung zu tun hatte, langweilte mich sowieso. Es gab nichts, was mich so faszinierte, dass ich unbedingt tiefer in die Materie eindringen wollte, und das war auch an diesem Tag nicht anders. Aber ich war so gelangweilt und frustriert, dass ich meine Reisetasche einfach stehen ließ – was Arthur mit einem Schleimschnauben quittierte, sie aber trotzdem für mich hineintrug – und das Weite suchte.
    Ich ließ das Haus und das Schloss hinter mir und ging den Weg entlang, der sich tief im Schatten der hohen uralten Eichen, Eschen und Eiben dahinschlängelte. Es roch süß, der Boden war weich, Blätter und Baumrinde von Jahrtausenden bedeckten die Erde, und meine Schritte federten, als könnte ich gleich Anlauf nehmen und einen Salto schlagen. Unter den Bäumen blieb es angenehm kühl, obwohl der Tag ziemlich heiß war. Die Vögel benahmen sich wie hyperaktive Äffchen, zwitscherten und trällerten unablässig und schwangen sich tarzanartig von einem Baum zum nächsten. Müde von der durchwachten Nacht mit meinen Freundinnen, wanderte ich einfach immer weiter. Mein Kopf war zum Platzen voll von unseren Gesprächen, von den Dingen, die ich erfahren hatte – Laura hatte die Pille danach nehmen müssen –, aber nichts davon war so laut wie die Diskussionen, die ich in Gedanken mit mir selber führte. Ich konnte sie einfach nicht abstellen, und ich glaube, ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viel gedacht und so wenig geredet.
    An den Stellen, wo der Wald etwas weniger dicht war, konnte ich in der Ferne das Schloss sehen, umgeben von endlosen Wiesen mit einzelnen majestätischen Bäumen und überall verstreuten kleinen Seen. Schlanke Pappeln reckten sich elegant zum Himmel, wie Federn, die den Himmel kitzeln wollten, üppige Eichen mit schweren, ausladenden Kronen erinnerten an überdimensionale Pilze. Dann verschwand das Schloss wieder, als wollte es mit mir Verstecken spielen, der Weg schwenkte nach links, und ich wusste, dass ich demnächst abbiegen und direkt auf den Hauptturm zugehen konnte. Nach weiteren zwanzig Minuten Fußmarsch sah ich rechts vor mir das große gotische Portal und verlangsamte sofort meine Schritte. Das mit Ketten umwickelte Tor gefiel mir gar nicht, ich musste bei seinem Anblick unwillkürlich an einen zum Sterben am Straßenrand zurückgelassenen Kriegsgefangenen denken. Lange Gräser und Kräuter streckten ihre Halme durch die rostigen Gitterstäbe, als winkten abgemagerte Arme um Hilfe. Die einstmals prachtvolle Straße dahinter, die direkt auf das Schloss zuführte, war vernachlässigt, unbenutzt und verfallen, teilweise von Gras überwuchert und erinnerte mich an die gelbe Backsteinstraße im Zauberland Oz. Ich schauderte. Diese Straße war mir unheimlich, ihre Narben erschienen mir grotesk. Anders als die Narben am Schloss, die ich berühren und nachfühlen wollte, fand ich diese hier nur hässlich und spürte den dringenden Wunsch wegzuschauen.
    Ich beschloss, mir einen anderen Weg zu suchen, um nicht durch dieses gruselige gotische Tor gehen zu müssen, und so schlug ich mich durchs Unterholz und bahnte mir einen Weg querfeldein. Sofort fühlte ich mich sicherer, geborgen im Schutz des Waldes – statt auf dieser verwahrlosten Straße, wo schon die Normannen entlanggaloppiert waren, auf den Schwertspitzen die abgeschlagenen Köpfe der von ihnen besiegten Bauern schwenkend.
    Die Baumstämme waren faszinierend, alt und runzlig wie Elefantenbeine, ineinander verschlungen wie Liebende. Einige wuchsen gekrümmt aus dem Boden, als litten sie Qualen, reckten sich hilfesuchend erst hierhin, dann dorthin, wuchsen in verschiedene Richtungen, drehten und wendeten sich. Die Wurzeln schlängelten aus dem Boden empor und verschwanden anmutig wieder in der Erde, wie Aale im Wasser. Immer wieder stolperte ich über sie, aber jedes Mal fing mich ein günstig in der Nähe stehender Baumstamm gerade noch rechtzeitig auf. So brachten mich die Bäume zum Stolpern und retteten mich gleichzeitig, kitzelten mich mit Blättern und Spinnweben, schlugen mir mit ihren Ästen ins Gesicht. Wenn ich einen Zweig zurückbog, um besser vorwärtszukommen, schnellte er umgehend wie ein Katapult zurück, um mir frech den Hintern zu versohlen.
    So gelangte ich aus einer Baumstadt in die

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