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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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nächste. In der angenehm würzig duftenden Luft summten die Bienen, flitzten emsig von einer Blütendolde der blühenden Bäume zur nächsten, als wären sie viel zu gierig, um sich mit einer zufriedenzugeben, als wollten sie alles. Auf einmal merkte ich, dass um mich herum Früchte auf dem Boden lagen, teils verfault und verrottet, teils schrumplig wie Trockenpflaumen. Neugierig blieb ich stehen, um eine aufzuheben und sie mir näher anzuschauen, aber als ich an ihr schnupperte, schlug mir ein so widerlicher Gestank entgegen, dass ich sie wieder fallen ließ und mir hektisch die Hände abwischte. In diesem Moment entdeckte ich, dass der Stamm neben mir über und über mit eingeritzten Wörtern und Motiven bedeckt war. Der arme Baum sah fast aus, als hätte ein wildes Tier die Krallen in seine Rinde geschlagen, bis wie bei einem Kürbis das Fleisch herausgequollen war. Natürlich war nicht alles am gleichen Tag eingeschnitten worden, auch nicht im gleichen Jahr, wahrscheinlich nicht mal im gleichen Jahrhundert. Etwa ab einer Höhe von zwei Metern bis hinunter zum Boden war die Rinde durchkerbt von Namen, einige mit Herzen eingerahmt, andere in Vierecken, lauter Freundschafts- und Liebeserklärungen.
    Ich fuhr mit dem Finger über die Namen. »Frank und Ellie«, »Fiona und Stephen«, »Siobhan und Michael«, »Laurie und Rose«, »Michelle und Tommy«. Erklärungen ewiger Liebe. »Für immer.« Ich fragte mich, ob vielleicht ein paar von diesen Menschen immer noch zusammen waren. Kein anderer Baum in der Umgebung wies ähnliche Narben auf, und als ich ein Stück zurücktrat, wurde mir auch klar, warum. Um diesen Baum war mehr freier Raum, und man konnte sich gut vorstellen, wie hier Decken ausgebreitet, Picknicks und Partys veranstaltet wurden, wie Freunde sich trafen und Liebespaare zu einer heimlichen Verabredung zusammenkamen.
    Nach einer Weile verließ ich die Obstbäume und suchte nach der nächsten Baumstadt. Aber stattdessen tauchte vor mir eine Mauer auf, und mein Spiel mit den Bäumen fand ein jähes Ende.
    Ich versuchte, mich so leise wie möglich fortzubewegen, aber der Wald verriet mich. Es kam mir vor, als wäre das Knacken der Zweige und das Rascheln der Blätter unter meinen Füßen viel lauter als normal, so, als wollte es die Mauer auf mein Näherkommen aufmerksam machen. Ich wusste nicht, was für ein Bauwerk da vor mir lag, aber es konnte nicht das Schloss sein, denn das war noch zu weit entfernt. Außer den verfallenen Hütten an den anderen drei Toren, die seit langem geschlossen waren und den Eindruck machten, als hätte es irgendwann einen Tag gegeben, an dem alle ihre Sachen gepackt und das Weite gesucht hatten, kannte ich auf dem Grundstück keine Gebäude. Selbst für mein unerfahrenes Auge war zu erkennen, dass die Wand aus anderen Steinen gefertigt war als das Schloss. Sie war alt und bröckelig, der obere Rand ungleichmäßig, fast so, als wäre sie früher einmal ein Stück höher gewesen. Sie trug jedoch kein Dach, und auf der gesamten Länge konnte ich auch keine Tür und kein Fenster erkennen. Zum größten Teil war sie intakt, anscheinend hatte der Zahn der Zeit hier nicht so genagt wie im Schloss. Langsam pirschte ich mich zum Waldrand vor. Ich kam mir vor wie ein Igel, der seinen natürlichen Lebensraum verlässt, plötzlich im Licht der Scheinwerfer an der Hauptstraße steht und nicht mehr weiterweiß. Schließlich jedoch trat ich aus dem Schutz meiner großen Freunde hervor und ging unter ihren wachsamen Blicken die Mauer entlang.
    Nach einer Weile kam ich an eine Ecke, und auf einmal hörte ich hinter der Wand ein Summen, wie von einer Frauenstimme. Ich zuckte heftig zusammen, denn ich hatte nicht damit gerechnet, hier einem anderen Menschen zu begegnen – abgesehen von meinem Onkel Arthur natürlich. Mein Buch eng an die Brust gedrückt, blieb ich stehen und lauschte angestrengt dem Summen. Es klang sanft und heiter, viel zu entspannt und locker für Rosaleen, viel zu fröhlich für meine Mutter. Ein vollkommen gelassenes Summen, ein selbstvergessener Klang, eine Melodie, die ich nicht kannte – falls es überhaupt eine war. Getragen von der Sommerbrise, schwebte dieses Lied zu mir. Ich schloss die Augen, lehnte den Kopf an die Mauer direkt auf der anderen Seite des Summens und lauschte.
    Als mein Kopf den Stein berührte, verstummte das Lied abrupt. Ich öffnete die Augen, richtete mich auf und sah mich um.
    Die Sängerin war nirgends zu sehen, also konnte auch sie mich

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