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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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ich natürlich nichts Schlechtes über Gott sagen will oder so. Ich wette, wenn Nonnen Sex haben dürften, würden jede Menge Mädels Nonne werden wollen. So, wie es bei mir zurzeit aussieht, kann ich übrigens auch bald ins Kloster gehen«, fügte ich hinzu und rollte resigniert die Augen.
    Schwester Ignatius lachte. »Alles zu seiner Zeit, mein Kind, alles zu seiner Zeit. Du bist ja erst siebzehn. Fast achtzehn, genau genommen.«
    »Ich bin sechzehn.«
    Auf einmal blieb sie stehen und musterte mich prüfend, einen seltsamen Ausdruck im Gesicht. »Siebzehn.«
    »In ein paar Wochen werde ich siebzehn.«
    »In ein paar Wochen wirst du achtzehn«, widersprach sie stirnrunzelnd.
    »Schön wär’s, aber ich bin wirklich erst sechzehn. Allerdings halten mich fast alle Leute für älter.«
    Wieder starrte sie mich an, als wäre ich vom Mars, und dachte dabei so intensiv nach, dass ich fast riechen konnte, wie es in ihrem Gehirn brutzelte. Aber dann sauste sie wieder los, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Nach noch mal fünf Minuten im Laufschritt war ich komplett außer Atem, während Schwester Ignatius nur ein winziges bisschen schwitzte, und wir standen vor ein paar bescheidenen Gebäuden, Wohnhäusern, alten Ställen, ganz vorn einer Kirche.
    »Dort ist die Kapelle«, erklärte Schwester Ignatius. »Sie wurde im späten 18. Jahrhundert von den Kilsaneys gebaut.«
    Da ich mich noch recht gut an diesen Teil meines Schulprojekts erinnerte, konnte ich die Augen nicht abwenden. Unfassbar, dass das, was ich mir aus dem Internet zusammengeklaut hatte, wirklich existierte! Die Kapelle war klein, aus grauem Stein gebaut, mit einem Glockenturm und zwei Säulen, die so rissig waren wie Wüstenboden nach jahrzehntelanger Trockenheit. Daneben erstreckte sich ein alter Friedhof, umzäunt von drei schmalen, rostigen Eisengeländern. Ob damit eher die Toten an der Flucht oder vorbeikommende Wanderer am Eindringen gehindert werden sollten, war nicht ganz klar, aber schon der Anblick verursachte mir eine Gänsehaut. Auf einmal merkte ich, dass ich stehen geblieben war und die Kirche anstarrte, während Schwester Ignatius ihrerseits mich anstarrte.
    »Toll, dann wohne ich ja praktisch auf einem Friedhof. Super.«
    »Alle Generationen der Kilsaneys sind hier begraben«, erklärte Schwester Ignatius leise. »Soweit es möglich war. Für diejenigen, die nicht mehr auffindbar waren, hat man Grabsteine errichtet.«
    »Wie meinen Sie das – ›für diejenigen, die nicht mehr auffindbar waren‹?«, fragte ich einigermaßen entsetzt.
    »Es gab so viele Kriege, Tamara, über Generationen hinweg. Einige Kilsaneys wurden ins Dublin Castle verschleppt und dort gefangen gehalten, andere sind weggezogen oder vertrieben worden.«
    Schweigend betrachtete ich die alten Grabsteine. Viele waren grün und von Moos überwachsen, andere schwarz und schief, die Inschriften so verwittert, dass man keine Buchstaben mehr erkennen konnte.
    »Das ist verdammt unheimlich. Und Sie müssen direkt daneben wohnen?«
    »Ich bete da drin.«
    »Und um was? Dass Ihnen das kaputte Dach nicht auf den Kopf fällt? Sieht aus, als könnte es jeden Moment zusammenbrechen.«
    Schwester Ignatius lachte. »Es ist trotzdem eine geweihte Kirche.«
    »Das kann doch nicht sein. Wird womöglich auch einmal die Woche eine Messe abgehalten?«
    »Nein«, antwortete sie lächelnd. »Das letzte Mal wurde die Kapelle benutzt, als …« Sie unterbrach sich, kniff die Augen zusammen, und ihre Lippen bewegten sich, als bete sie einen Rosenkranz-Abschnitt. »Weißt du, was, Tamara, du solltest im Archiv das genaue Datum nachschauen. Da stehen auch alle Namen. Wir haben die Unterlagen im Haus. Komm doch rein und sieh es dir an.«
    »Äh, nein, das ist sehr nett, aber lieber nicht.«
    »Wahrscheinlich machst du es erst, wenn du so weit bist«, sagte sie nachdenklich und setzte sich wieder in Bewegung. Ich beeilte mich mitzukommen.
    »Wie lange leben Sie denn schon hier?«, fragte ich, während ich ihr in ein Nebengebäude folgte, das als Werkzeugschuppen benutzt wurde.
    »Dreißig Jahre.«
    »Dreißig Jahre wohnen Sie hier? Muss ganz schön einsam sein.«
    »O nein, als ich hier angekommen bin, war viel mehr los, ob du es glaubst oder nicht. Damals waren die drei anderen Schwestern auch wesentlich mobiler. Ich bin die Jüngste, das Baby sozusagen«, fügte sie hinzu und lachte wieder ihr Kleinmädchenlachen. »Da war das Schloss, das Torhaus … damals war dort immer was los. Aber ich mag

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