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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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auch die Stille jetzt. Den Frieden. Die Natur. Die Einfachheit. Die Zeit, zur Ruhe zu kommen.«
    »Aber ich dachte, das Schloss ist in den zwanziger Jahren niedergebrannt.«
    »Ach, im Schloss hat es schon oft gebrannt. Aber damals in den Zwanzigern wurde nur ein Teil beschädigt. Die Familie hat sich alle Mühe gegeben, es zu restaurieren. Und das haben sie wundervoll gemacht, es war richtig schön.«
    »Haben Sie es von innen gesehen?«
    »O ja.« Meine Frage schien sie zu überraschen. »Sehr oft sogar.«
    »Und was ist dann damit passiert?«
    »Ein Feuer ist ausgebrochen«, antwortete sie, schaute weg, entdeckte auf der unordentlichen Werkbank ihren Werkzeugkasten und klappte ihn auf. Fünf Schubladen kamen heraus, alle gefüllt mit Schrauben und Muttern. Schwester Ignatius war wohl so eine Art Do-it-yourself-Elster.
    »Noch eins?« Ich rollte die Augen. »Also ehrlich, das ist doch lächerlich. Unsere Rauchmelder waren immer direkt mit der örtlichen Feuerwehr verbunden. Wissen Sie, wie ich das rausgefunden habe? Ich hab in meinem Zimmer geraucht, ohne das Fenster aufzumachen, weil es so kalt war. Ich hatte also die Musik aufgedreht, und auf einmal schlägt dieser echt heiße Feuerwehrmann – entschuldigen Sie das blöde Wortspiel – meine Tür ein, weil er dachte, in meinem Zimmer brennt es.«
    Schwester Ignatius hörte mir schweigend zu und wühlte in ihrem Werkzeugkasten.
    »Übrigens dachte er auch, ich wäre schon siebzehn«, ergänzte ich lachend. »Er hat später bei uns angerufen und wollte mich sprechen, aber Dad war am Telefon und hat ihm gedroht, ihn in den Knast zu bringen. Er hatte schon immer einen Hang zur Dramatik.«
    Schweigen.
    »Jedenfalls … waren alle okay, ja?«
    »Nein«, antwortete Schwester Ignatius, und als sie mich anschaute, sah ich, dass sie Tränen in den Augen hatte. Sie blinzelte heftig und kramte mit ihren faltigen, aber ausgesprochen kräftigen Händen weiter zwischen Nägeln und Schraubenziehern herum. An einer Hand trug sie einen Goldring, der aussah wie ein Ehering und ihren Finger so eng umschloss, dass er ins Fleisch einschnitt. Garantiert konnte sie den nicht mehr abnehmen, selbst wenn sie es wollte. Ich hätte ihr gern noch mehr Fragen über das Schloss gestellt, aber ich wollte ihr nicht wehtun, und sie suchte in der Werkzeugkiste auch mit so viel Lärm und Konzentration nach dem richtigen Schraubenzieher, dass sie mich wahrscheinlich gar nicht gehört hätte.
    Nachdem sie ein paar Werkzeuge ausprobiert hatte, wurde mir langweilig, und ich wanderte ein bisschen im Schuppen herum. Die Regale waren alle mit irgendwelchem Ramsch vollgestopft. Auch auf dem Tisch, der sich an drei Wänden entlangzog, häufte sich aller mögliche Krimskrams, dessen Nutzen mir nicht ersichtlich war. Für besessene Heimwerker war der Schuppen sicher so etwas wie Aladins Schatzhöhle.
    Aber ich konnte mich nicht konzentrieren, weil in meinem Kopf lauter Fragen über das Schloss herumspukten. Es war also nach dem Feuer in den Zwanzigern noch bewohnt worden. Schwester Ignatius hatte gesagt, sie wäre seit dreißig Jahren hier und hätte das Schloss nach der Renovierung von innen gesehen. Das musste dann Ende der siebziger Jahre gewesen sein. Aber ich hatte den Eindruck gehabt, dass das Schloss schon viel länger verlassen war.
    »Wo sind denn die anderen?«
    »Drinnen. Mittagspause. Grade läuft
Mord ist ihr Hobby
. Das lieben sie alle.«
    »Nein, ich meine die Kilsaney-Familie. Wo sind die geblieben, die vor dem Feuer fliehen konnten?«
    Schwester Ignatius seufzte. »Die Eltern sind weggezogen, zu ihren Verwandten in Bath. Sie haben es nicht ausgehalten, das Schloss so zu sehen. Aber sie hatten weder die Zeit noch die Energie – und auch nicht das Geld, wohlgemerkt –, um es wiederaufzubauen.«
    »Kommen sie manchmal hierher zurück?«
    Sie sah mich traurig an. »Sie sind tot, Tamara. Tut mir leid.«
    »Schon okay«, erwiderte ich und zuckte mit den Achseln. Aber meine Stimme klang viel zu munter, zu abwehrend. Warum? Ich kannte diese Leute doch überhaupt nicht – warum also sollte ihr Tod mich interessieren? Aber er interessierte mich. Vielleicht hatte ich, weil Dad gestorben war, bei jeder traurigen Geschichte das Gefühl, dass es meine eigene war. Keine Ahnung. Mae, meine Kinderfrau, hat sich immer gern Sendungen angeschaut, in denen reale Kriminalfälle gelöst wurden. Wenn Mum und Dad nicht da waren, nahm sie den Fernseher mit ins Wohnzimmer und sah sich
The
FBI
Files
an, was

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