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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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hübsch.
    Mum ist erst fünfunddreißig, wesentlich jünger als die Mütter meiner Freundinnen. Sie hat mich nämlich schon mit achtzehn bekommen. Mit seinen achtundzwanzig Jahren war Dad bei meiner Geburt wesentlich älter. Er hat mir immer gern erzählt, wie die beiden sich kennengelernt haben, obwohl die Geschichte sich bei jedem Mal anders anhörte. Ich glaube, das hat ihm gefallen, denn so kannten nur Mum und er die Wahrheit. Das war ein netter Zug an Dad, und mich störte es nie, wenn sie mir nicht die ganze Wahrheit erzählten. Vielleicht wäre die Wahrheit enttäuschend und langweilig gewesen. Der gemeinsame Nenner all der Versionen war, dass sich meine Eltern bei einem schicken Bankett zum ersten Mal begegnet waren, und als sich ihre Blicke trafen, wusste Dad, dass er Mum wollte, und zwar unbedingt. Bei diesem Punkt fing ich immer an zu lachen, weil er genau das Gleiche über ein Fohlen gesagt hatte, als er von einer Auktion bei Goffs zurückgekommen war.
    Als ich ihm das mitteilte, hielt er sofort den Mund, das Lächeln verschwand mitsamt dem versonnenen Blick. Ich hatte das Gefühl, dass er sich in diesem Moment wünschte, er hätte keine Tochter im Teenageralter, während Mum, die ebenfalls dabeisaß, aussah, als müsste sie lange und intensiv über das nachgrübeln, was ich gesagt hatte. Eigentlich wollte ich ihnen erklären, dass ich es gar nicht so gemeint hatte, sondern einfach ein bisschen ungeschickt war und mir solche zickigen Bemerkungen unabsichtlich und ohne jede Vorwarnung über die Lippen kamen. Aber das konnte ich meinen Eltern nicht sagen. Dafür war ich zu stolz. Ich war es nicht gewohnt, mich zu entschuldigen und zuzugeben, dass mir etwas leidtat. Aber ich war nicht nur zu stolz, um die Bemerkung zurückzunehmen – ein Teil von mir hatte außerdem den Verdacht, sie könnte stimmen. Dad hatte über das Fohlen bei Goffs wirklich genau das Gleiche gesagt. Und er sagte auch das Gleiche, wenn er ein Auge auf eine neue Uhr, ein neues Boot oder einen neuen Anzug geworfen hatte: »Schau dir das an, Jennifer! Toll, oder nicht? Das muss ich unbedingt haben.« Und wenn Dad etwas haben musste, bekam er es auch. Ich fragte mich, ob Mum auch so machtlos gewesen war wie das Fohlen bei Goffs oder die Yacht in Monaco oder alles andere, was Dad haben musste. Und wenn es so war, dann tat sie mir auch nicht leid. Denn dann hatte sie einfach nicht genügend Durchsetzungsvermögen.
    Ich zweifle nicht daran, dass Dad Mum geliebt hat. Er hat sie sogar abgöttisch geliebt. Ständig hat er sie angehimmelt, sie angefasst, ihr die Tür aufgemacht, ihr Blumen mitgebracht, Schuhe, Handtaschen oder sonst irgendwelche Überraschungen für sie gekauft, um ihr zu zeigen, dass er an sie dachte. Aus den albernsten Gründen hat er ihr Komplimente gemacht, was mich endlos nervte. Mich lobte er für die gleichen Dinge nie. Und kommt mir jetzt bloß nicht mit irgendwelchen Freudschen Sprüchen, ich war nämlich nicht eifersüchtig – er war mein Dad, nicht mein Mann, ich weiß, dass da nicht die gleichen Regeln gelten, und das würde ich auch gar nicht wollen. Aber eine Tochter kann man nicht verlieren, richtig? Man bleibt immer das Kind seiner Eltern, ob man Kontakt zueinander hat oder nicht. Eine Frau dagegen kann man ziemlich schnell verlieren. Beispielsweise, wenn sie sich langweilt und sich einen anderen sucht. Mum war so schön, dass sie die meisten Männer hätte haben können, und das wusste Dad auch. Deshalb kamen mir seine Bemerkungen Mum gegenüber, so liebevoll sie gemeint gewesen sein mögen, manchmal ganz schön herablassend vor.
    »Schatz, erzähl uns doch mal, was du gestern gesagt hast, als der Kellner dich gefragt hat, ob du ein Dessert möchtest. Bitte, erzähl es uns, komm schon, Schatz.«
    »Ach, das war doch nichts Besonderes, George.«
    »O doch, Schatz. Es war unglaublich komisch. Glaub mir.«
    Und dann gab Mum vor versammelter Mannschaft ihre Geschichte zum Besten: »Ich hab nur gesagt, dass ich schon dick werde, wenn ich bloß die Speisekarte anschaue«, und die Gäste lächelten oder lachten leise, aber Dad strahlte vor Stolz über den umwerfenden Humor seiner Frau. Mum dagegen setzte ihr geheimnisvolles Lächeln auf, das nichts preisgab, und ich wäre am liebsten aufgesprungen und hätte geschrien: »Aber das ist doch albern! Der Witz ist mindestens dreitausend Jahre alt! Und war noch nie besonders komisch!«
    Ich weiß nicht, ob Mum die Dinge je so gesehen hat. In solchen Situationen lächelte

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