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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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Schüssel fallen und fischte sie dann mit zittrigen Fingern mühsam wieder heraus.
    »Schwester Ignatius?«, wiederholte sie.
    »Ja.«
    »Aber … woher kennst du sie denn?«
    »Ich hab sie vor ein paar Tagen kennengelernt. Und wie geht es deiner Mum heute? Kommt sie bald mal zum Essen?«
    »Du hast nie erwähnt, dass du Schwester Ignatius getroffen hast.«
    Ich sah sie einfach nur an. Ihre Reaktion war genauso, wie ich es im Tagebuch beschrieben hatte. Sollte ich sagen, dass es mir leidtat? Hätte ich versuchen sollen, die Situation zu verhindern? Ich wusste nicht, wie ich mit der Information umgehen sollte, die ich besaß. Welchen Zweck hatte sie überhaupt?
    Also erklärte ich stattdessen: »Ich habe auch nicht erwähnt, dass ich am Dienstag meine Tage gekriegt habe. Hab ich aber.«
    Arthur seufzte, Rosaleens Gesicht wurde hart.
    »Du hast sie vor ein paar Tagen kennengelernt, ja? Bist du sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher.«
    »Vielleicht bist du ihr aber auch erst heute begegnet.«
    »Nein.«
    »Weiß sie denn, wo du wohnst?«
    »Ja, na klar. Sie weiß, dass ich hier bin.«
    »Verstehe«, meinte Rosaleen atemlos. »Aber … aber sie ist heute Morgen vorbeigekommen und hat kein Wort davon gesagt.«
    »Ach wirklich? Und was hast du ihr über mich erzählt?«
    Manchmal macht der Ton die Musik, ich weiß. In einer SMS zum Beispiel denken die Leute oft nicht daran, interpretieren irgendwelche Dinge rein, die gar nicht da sind, und verstehen die Botschaft vollkommen falsch. Mit Zoey hatte ich schon unzählige Kräche deswegen, weil sie in eine Nachricht von gerade mal fünf Worten alles Mögliche reingelesen hat. Aber die Bemerkung jetzt kam genau in dem Ton heraus, den ich beabsichtigt hatte. Und Rosaleen kriegte es mit. Schlau wie sie ist, wusste sie in diesem Moment, dass ich ihr Gespräch mit Schwester Ignatius belauscht hatte. Sie wusste, dass die Dusche nur zur Tarnung gelaufen war.
    »Hast du ein Problem damit, dass ich mit ihr befreundet bin? Meinst du, sie ist ein schlechter Einfluss? Vielleicht schließe ich mich bald einer seltsamen Sekte an und ziehe mich jeden Tag von Kopf bis Fuß schwarz an. O nein, warte, schwarz könnte sogar hinkommen – sie ist ja Nonne!« Lachend sah ich zu Arthur, aber der starrte Rosaleen grimmig an.
    »Worüber redet ihr denn miteinander?«, forschte Rosaleen weiter. Ihre Stimme klang panisch.
    »Spielt es denn eine Rolle, worüber wir reden?«
    »Ich meine, du bist ein junges Mädchen. Was hast du mit einer Nonne zu besprechen?« Rosaleen lächelte, aber mir war klar, dass sie damit nur ihre Angst zu überdecken versuchte.
    Jetzt war der Moment gekommen. Ich wollte über das Feuer im Schloss reden und über die Tatsache, dass es längst nicht so lange unbewohnt war, wie ich geglaubt hatte. Ich wollte Rosaleen fragen, wer gestorben war und wo all die anderen jetzt lebten. Aber da fiel mir der Tagebucheintrag wieder ein.
Ich hätte ihr vielleicht lieber nicht erzählen sollen, was ich über das Schloss erfahren habe.
War es das, worüber ich nicht hätte sprechen sollen? Während ich mir den Kopf nach einer Antwort zerbrach, starrte Rosaleen mich unverwandt an. Um etwas Bedenkzeit zu gewinnen, nahm ich eine Gabelvoll Hackfleisch.
    »Na ja … wir haben über eine Menge verschiedener Dinge gesprochen …«
    »
Was
denn für Dinge?«
    »Rosaleen«, sagte Arthur leise und beschwichtigend.
    Mit einem Ruck drehte sie sich zu ihm um, wie ein Reh, das aus der Ferne hört, wie der Abzug betätigt wird.
    »Dein Essen wird kalt.« Er schaute auf ihren Teller, der unberührt war.
    »Oh. Ja.« Sie spießte eine Karotte auf die Gabel, führte sie aber nicht zum Mund. »Sprich weiter, Kind. Was hast du damit gerade gemeint?«
    »Rosaleen«, seufzte ich.
    »Lass sie doch erst mal essen«, warf Arthur wieder beruhigend ein.
    Ich sah ihn an, um mich zu bedanken, aber er blickte nicht auf, sondern schaufelte sich nur weiter Essen in den Mund. In unbehaglichem Schweigen aßen wir, und unser Kauen und das Geräusch des Bestecks auf unseren Tellern erfüllte den Raum.
    »Entschuldigt mich bitte. Ich muss nur mal kurz zur Toilette«, sagte ich schließlich, weil ich das Schweigen nicht mehr länger aushielt.
    Aber vor der Tür blieb ich stehen und lauschte.
    »Was war das denn?«, blaffte Arthur.
    »Psst, sprich bitte leise.«
    »Ich denke gar nicht daran, leise zu sprechen«, zischte er – mit gedämpfter Stimme.
    »Schwester Ignatius war heute Morgen hier und hat Tamara mit keinem Wort

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