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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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er sich zumindest anstrengen und mich teils tragen, teils hinter sich herschleifen. Als wir im Schloss ankamen, stellte er sich dicht hinter mich und hielt mich weiter fest umklammert, aber er konnte nicht verhindern, dass ich mich umdrehte und ihn ansah: ein hässlicher Typ mit Bartflaum am Kinn. Um uns herum standen sechs Leute und starrten mich an. Ein paar saßen auf der Treppe, andere auf Kisten. Am liebsten hätte ich sie angeschrien, sie sollten gefälligst mein Haus verlassen.
    »Sie hat uns beobachtet«, erklärte die Krakeelerin von vorhin, die inzwischen auch eingetroffen war und keuchend an der Tür stand, als würde sie nach dieser Strapaze gleich in Ohnmacht fallen.
    »Ich hab niemanden beobachtet«, protestierte ich und verdrehte die Augen. »Das ist doch absurd.«
    »Sie ist Amerikanerin«, meinte einer der Typen.
    »Quatsch, ich bin keine Amerikanerin.«
    »Du klingst aber, als wärst du eine«, beharrte ein anderer.
    »Hey, das ist Hannah Montana.«
    Ein großer Lacherfolg.
    »Ich bin aus Dublin.«
    »Nein, ist sie nicht.«
    »O doch, bin ich.«
    »Dafür bist du jetzt aber ganz schön weit weg von Dublin.«
    »Ich bin nur den Sommer über hier.«
    Hinter der Krakeelerin erschien jetzt ein Typ. Er hörte eine Weile zu, wie ich mich verteidigte – mit einer Quietschstimme, die mir zwar endlos peinlich war, die ich aber leider nicht unter Kontrolle hatte –, und ich fragte mich, wie um alles in der Welt es dazu gekommen war, dass ich in diesem Raum von Hinterwäldlern als die uncoole Idiotin dastand.
    »Lass sie los, Gary«, sagte der Neuankömmling schließlich.
    Gary Flaumkinn gehorchte augenblicklich. Damit war klar, wer hier der Anführer war.
    Endlich wieder frei, gewann ich auch meine Fassung wieder.
    »Gibt es sonst noch Fragen an mich? Vielleicht von dir, du da mit der Fleecejacke und den Doc Martens? Soll ich dir von damals erzählen, als Guns ’n’ Roses cool waren?«
    Einer der anderen kicherte leise, bekam aber sofort einen Ellbogen in die Rippen und jaulte. Gary Flaumkinn, der sich immer noch hinter mir herumdrückte, schubste mich zur Strafe für meine Bemerkung in den Rücken, was ziemlich weh tat.
    »Ich hab euch nur in meinem Zimmer gehört, als ich versucht habe zu schlafen.« Mir war klar, dass ich wie der dämlichste Depp des Planeten klang. Wie ein kleines Kind, das die Dinnerparty seiner Eltern stört.
    »Wohnst du in der Nähe?«
    »Die lügt doch.«
    »Also, was denkt ihr denn, wo ich wohne? Habt ihr euch vorgestellt, dass ich grade von L.A. zu einer kleinen Nachtwanderung rübergeflogen bin oder was?«
    »Wohnst du im Torhaus?«
    »Im
königlichen
Torhaus«, warf ein anderer ein, und alle fingen wieder an zu lachen.
    Okay, Arthurs und Rosaleens Hütte war nicht gerade der Buckingham Palace, aber sie war besser als manche Bruchbude, die ich auf der Fahrt hierher gesehen hatte. Was sollte ich antworten? Ich schaute von einem Gesicht zum anderen und überlegte, ob ich es riskieren konnte, ihnen zu sagen, wo ich wohnte.
    »O nein, ich wohne in einem Kuhstall und schlafe genau wie der Rest von euch bei den Schweinen«, fauchte ich schließlich. »Ich weiß echt nicht, was euer Problem ist. Schließlich sieht der Typ da an der Tür auch nicht aus, als wäre er aus der Gegend.«
    Damit meinte ich den dunkelhäutigen Anführer der Bande, der immer noch reglos am Eingang lehnte und mich ansah. Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass man sich in Geiselsituationen immer den Anführer aufs Korn nehmen und ausschalten soll. Vielleicht war das doch nicht die allerschlauste Idee.
    Mit großen Augen sahen die anderen sich an, und ich hörte das Wort »rassistisch«.
    »Das war kein bisschen rassistisch«, verteidigte ich mich. »Er trägt Dsquared. Als ich mich das letzte Mal in Kaffstadt, Bevölkerungszahl null, umgeschaut habe, gab es da kein Dsquared zu kaufen.«
    Das war alles nicht gerade clever von mir. Schließlich habe ich
Beim Sterben ist jeder der Erste
gesehen, ich weiß, was einem die Menschen alles antun können, und ich hatte die Leute hier bereits beschuldigt, bei den Schweinen zu schlafen, was keine großartige Einleitung für die Entschuldigung war, die man wahrscheinlich von mir hören wollte. Im Halbdunkel konnte ich ahnen, dass der Anführer lächelte, aber dann legte er schnell die Hand auf den Mund, während die anderen total durchdrehten, mit ausgestreckten Zeigefingern auf mich losgingen und mich immer weiter als Rassistin beschimpften – obwohl ich doch so

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