Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
Vom Netzwerk:
zuckte die Achseln.
    »Schwester Ignatius hat mir gesagt, ich soll Rosaleen und Arthur fragen«, erklärte ich.
    »Gute Idee. Wusstest du, dass Rosaleen ihr ganzes Leben in dem Bungalow gegenüber vom Eingang gewohnt hat? Wenn irgendjemand sich hier auskennt, dann sie. Sie kann dir wahrscheinlich alles erzählen, was in den letzten zweihundert Jahren in der Gegend passiert ist.«
    Leider konnte ich ihm schlecht mitteilen, dass in meinem Tagebuch stand, ich sollte ihr lieber keine Fragen stellen. »Ich weiß nicht … ich glaube, Rosaleen und Arthur sprechen nicht gern darüber. Rosaleen tut immer so geheimnisvoll. Bestimmt kannten sie die Leute, und falls jemand umgekommen ist, na ja – ich möchte nicht so damit rausplatzen. Ich meine, sie haben vielleicht immer noch mit diesen Leuten zu tun. Schließlich kann Arthur ja nicht umsonst arbeiten. Wobei mir einfällt«, sagte ich und schnippte mit den Fingern. »Wer bezahlt dich eigentlich?«
    »Arthur. In bar.«
    »Oh.«
    »Und warum bist du hier?«
    »Hab ich doch schon erzählt, ich hab euch von meinem Zimmer aus gehört.«
    »Nein, ich meine hier in Kilsaney.«
    »Oh.«
    Schweigen. Ich überlegte angestrengt. Auf keinen Fall konnte ich ihm die Wahrheit sagen. Ich wollte kein Mitleid.
    »Ich dachte, du hast gesagt, Arthur hat dir von mir erzählt.«
    »Das wäre schon preiswürdig, wenn ich irgendwas wirklich Interessantes aus ihm rausgekriegt hätte. Er hat bloß erzählt, dass du mit deiner Mum bei ihnen wohnst.«
    »Wir mussten ausziehen, weißt du. Für eine Weile. Wahrscheinlich nur den Sommer über. Wir haben unser Haus verkauft. Und jetzt schauen wir uns nach einem neuen um.«
    »Aber dein Dad ist nicht hier?«
    »Nein, nein, er … äh … er hat Mum verlassen, wegen einer anderen.«
    »Oh, Mann, das tut mir aber leid.«
    »Na ja, hm … sie ist Model, grade mal zwanzig. Sehr bekannt, immer in irgendwelchen Zeitschriften. Sie nimmt mich mit, wenn sie durch die Clubs zieht.«
    Mit gerunzelter Stirn sah er mich an, und ich kam mir vor wie ein Idiot. »Siehst du ihn noch manchmal?«
    »Nein, nicht mehr.«
    Ich folgte dem Rat in meinem Tagebuch.
Ich hätte Weseley nichts von Dad erzählen sollen.
Aber ich fühlte mich überhaupt nicht besser. Sicher, ich log auch bei Marcus, aber das war irgendwie gerechtfertigt, weil bei Marcus alles eine dicke fette Lüge war. Aber Weseley wollte ich nicht anlügen. Außerdem würde er von Arthur sowieso die Wahrheit erfahren – in etwa zehn Jahren.
    »Weseley, tut mir leid, aber das war gelogen.« Ich rieb mir das Gesicht. »Mein Dad … mein Dad ist tot.«
    Er setzte sich auf. »Was? Wie?«
    Ich hätte mir irgendwas anderes einfallen lassen sollen. Dass er im Krieg umgekommen ist oder so, keine Ahnung, nur irgendwas anderes, irgendeinen normaleren Tod.
    »Äh. Krebs.« Jetzt wollte ich nur noch, dass wir aufhörten, über meinen Vater zu sprechen. Ich wollte das nicht. Ich konnte nicht. Ich wollte, dass Weseley aufhörte, nach ihm zu fragen. »Hodenkrebs.«
    »Oh.«
    Es wirkte. Er sagte nichts mehr.
    Kurz darauf bedankte ich mich bei ihm, kletterte aus dem Fenster und ging. Doch auf halbem Weg zum Haus blieb ich stehen, drehte mich um und rannte noch einmal zurück.
    »Weseley«, flüsterte ich etwas atemlos vom Fenster. Er räumte gerade die Dosen und Zigarettenkippen aus dem Raum.
    »Hast du was vergessen?«
    »Äh, ja …«, flüsterte ich.
    »Warum flüsterst du?«, antwortete er ebenfalls flüsternd, kam zum Fenster und schaute heraus, auf die Ellbogen gestützt.
    »Weil, äh … ich möchte das eigentlich nicht laut aussprechen.«
    »Okay …« Sein Lächeln verblasste.
    »Du wirst bestimmt gleich denken, ich bin komisch.«
    »Ich denke jetzt schon, du bist komisch.«
    »Oh. Okay. Äh, mein Dad ist nicht an Krebs gestorben.«
    »Nein?«
    »Nein, ich hab das nur gesagt, weil es leichter war. Obwohl der Teil mit den Hoden dann doch gar nicht so einfach war. Sondern nur seltsam.«
    Er lächelte sanft. »Woran ist er denn gestorben?«
    »Er hat sich umgebracht. Hat absichtlich Tabletten genommen und Whiskey dazu getrunken. Und ich hab ihn gefunden.« Ich schluckte.
    Und da war sie auch schon. Die Veränderung in seinem Gesicht, die ich in meinem Tagebuch beschrieben hatte. Pures Mitgefühl. Der nette Gesichtsausdruck, den man bei jeder x-beliebigen Person aufsetzt. Er schwieg.
    »Ich wollte einfach nicht lügen«, erklärte ich und zog mich langsam zurück.
    »In Ordnung. Danke, dass du es mir gesagt

Weitere Kostenlose Bücher