Ich sehe dich
das?«
»Nur so eine Rubrik in unserem Forum. Wenn wir richtig sauer sind auf unsere Männer, weil sie wieder besonders fies waren, dann … na ja, schreiben wir so Zeugs, wie wir es ihnen gerne heimzahlen würden.«
»Und diese Kathi und …« Sara hörte, wie belegt ihre eigene Stimme klang, und räusperte sich mehrmals, »… diese Christina?«
»Die haben beide ihre Männer umgebracht.«
»Woher weißt du das?« Sara fixierte Suphie, als könnte sie dadurch den Fluss der Informationen besser steuern.
»Von Valeska.« Suphie machte eine schwungvolle Bewegung mit der Hand, so als kündige sie Valeska als Showeinlage in einem Kabarett an. »Und die hat es von der Polizei selbst. Stimmt doch, oder?«
Valeska reagierte nicht.
»Wir haben natürlich nicht alle irgendwelche Mordfantasien eingestellt, aber nett liest sich keiner der Einträge …Was glaubst du, was bei mir los ist, wenn die Polizei meinem Mann erzählt, was ich im Forum über ihn schreibe?« Suphie fuhr in Zeitlupe mit den ausgestreckten Fingern an ihrem Hals entlang. »Krkks. Fertig. Aus. Kurzer Prozess.«
»Das wird nicht passieren«, warf Valeska ein. »Die Polizei hat mir Diskretion zugesagt. Und die Folterkammer ist längst geschlossen.«
»Ist mir nicht entgangen«, fiel Marie ein. »Ich wollte gerade nachlesen, was ich mit meinem Typen anstellen soll, da war’s futsch.«
»Darüber kann ich echt nicht lachen, Marie«, sagte Valeska scharf. »Zwei von uns sitzen im Gefängnis. Und ich bin vielleicht wegen Anstiftung zum Mord dran. Und übrigens: Zwei Menschen sind tot.«
»Um die war’s nicht schade.« Es war das erste Mal, dass Ingrid etwas sagte. Es war mehr ein Murmeln. Den Blick fest auf den Boden geheftet, knetete sie ihre Tasche wie ein Stück Hefeteig.
»Diese Entscheidung liegt nicht bei uns.« Valeska hatte plötzlich eine Schärfe in der Stimme, die Sara aufhorchen ließ.
»Jetzt mach dich mal locker«, konterte Marie sofort. »Außerdem: Wessen Idee war das denn? Folterkammer und Rachefantasien und all so’n Scheiß. Da wären wir doch nie drauf gekommen.«
»So ein Unfug! Ihr solltet vom Turm in die Tiefe schauen , nicht springen.«
»Das ist einfacher gesagt als getan«, sagte Petra emotionslos. »Du predigst uns, dass wir uns nichts gefallen lassen sollen, du schickst uns los, um die absurdesten Mutproben zu bestehen, damit wir uns befreien. Und wir sind dir dafür sehr dankbar. Aber ich denke, es ist nur natürlich, dass der Hund, dem man einen Knochen hinlegt, diesen irgendwann nicht mehr nur anschaut, sondern auffrisst.«
Knisternde Spannung lag in der Luft. Alle schwiegen betroffen. Keine traute sich, Petras Worten zu widersprechen, aber es bestärkte sie auch niemand.
»Haben Christine und Kathi die Morde denn wirklich begangen? Ich meine, woher wisst ihr das?«
Valeskas Antwort kam wie ein Pistolenschuss. »Kathi hat gestanden.«
»Christina«, verbesserte Maren Sara.
»Was?«
»Sie heißt Christina.«
»Ach so. Christina.« Sara hoffte, dass der absichtliche Fehler sie unverdächtiger machte, falls eine der Frauen dachte, sie nehme zu stark Anteil an dieser Diskussion, die sie offiziell nichts anging.
»Ich habe nie gesagt: Lasst uns mal gemeinschaftlich eure Männer um die Ecke bringen«, sagte Valeska, noch immer aufgebracht.
»Schaden täte es aber nicht«, murmelte Ingrid.
»Das ist doch … Wollt ihr allen Ernstes behaupten, ich würde euch zum Mord anstiften?« Valeska schaute mit großen, ungläubigen Augen in die Runde, von einer zur Nächsten, doch keine erwiderte den Blick. Bis auf Marie.
»Sagt doch keiner.« Maries Stimme hatte einen versöhnlichen Klang. »Ist aber schon komisch, dass dich das so auf die Palme bringt. Wo du doch sonst immer so cool bist.«
Sara spürte wachsendes Unbehagen. Sie ignorierte die Gefahr, durch ihr Beharren Verdacht zu erregen, und fragte: »Okay, Kathi hat gestanden. Aber diese Christina … Warum glaubtihr, dass sie schuldig ist?« Sie registrierte die argwöhnischen Blicke von Marie und Petra und fügte schnell hinzu: »Geht mich zwar nichts an, aber es interessiert mich halt.«
Wieder breitete sich Schweigen aus. Marie rutschte mit gerunzelter Stirn auf ihrem Stuhl hin und her, Suphie legte den Kopf schief, Ingrid starrte auf den Boden, und Maren hielt einen Zeigefinger vor den Mund, während sie das Kinn mit Daumen und Mittelfinger stützte.
»Vor Kathis Geständnis habe ich noch an Christinas Unschuld geglaubt.« Petra sah nachdenklich aus. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher