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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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ihr seine Hand hin. Sara zahlte und blickte auf die Zeitschrift. Die moderne Hausfrau . Na super. Seufzend steckte sie die Zeitschrift in Valeskas Rucksack und fuhr mit der Rolltreppe nach unten, ohne weiter über mögliche Verfolger nachzudenken.

53
    Er hielt sich dicht hinter ihr, achtete darauf, dass der Abstand gerade reichte, um nicht aufzufallen, aber gering genug war, um ihr Gespräch zu belauschen.
    So, so. Du bist nicht in Gefahr. Dabei weißt du doch, dass wir unser Spiel schon begonnen haben.
    Er wusste, wie er jemanden verfolgen konnte, ohne bemerkt zu werden, wie er jemanden beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Du solltest mehr auf deinen Mann hören, Sara. Aber auf den hörst du wohl nicht so gerne? Das ist euer Problem. Dass ihr nicht auf uns hört. Das mögen wir nicht. Oder dass ihr uns anlügt. Oder betrügt. Manchmal muss man dafür bestraft werden, Sara, das wirst du noch lernen. Wie Lydia. Ich dachte, Lydia hätte ihre Lektion gelernt, aber sie ist unbelehrbar. Weißt du, was mit den Unbelehrbaren geschieht? Nein? Das ist besser für dich, du könntest sonst nicht mehr schlafen.
    Sie war wütend. Das war gut. Wütende Menschen sind unachtsam. Sie machen Fehler. Sie sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen. Ihre Verfolger übersehen.
    Sie beschleunigte ihren Schritt.
    Was hat er dir weggenommen? Deinen Sohn? Manche Söhne muss man ihren Müttern wegnehmen. Mich hat niemand meiner Mutter weggenommen. Mich hat keiner beschützt.
    Er rannte hinter der Säule hervor und sprang in den Waggon.
    Du fährst nach Hause, hast du gesagt. Dann zeig mir mal, wo du wohnst.

54
    Sara betrat den Flur ihrer Wohnung. Sie schaltete das Licht ein, warf schnell die Tür hinter sich ins Schloss und lehnte sich dagegen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als Jonas’ Stimme zu hören, sein fröhliches: »Mami, komm, ich muss dir was zeigen!«, als seine Kinderarme zu spüren, die sich um ihren Hals warfen und ihren Kopf energisch nach unten zogen, um ihr einen feuchten Kuss zu geben. Ronnie war zu weit gegangen. Sie spürte, wie die Wut ihr vom Magen in die Kehle stieg und sie zuschnürte.
    Die Wohnung war so still, dass sie das Ticken der Küchenuhr bis in die Diele hörte. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Zwanzig vor neun. Jonas schlief wahrscheinlich schon. Mit einem Ruck stieß sie sich von der Tür ab, verstaute Mantel und Tasche an der Garderobe und ging zur Küche. Sie machte Licht und ließ ihren Blick über Tisch und Arbeitsplatte wandern. Wo hatte er das Telefon hingelegt?
    Die auf dem Tisch verstreuten Blätter fielen Sara sofort auf. Mit gerunzelter Stirn setzte sie sich an ihren Schreibtisch und schob die Papiere zusammen. Das oberste Blatt war mit einem fetten Ausrufezeichen markiert. Sie nahm es und las.
    Was erdreistet sich diese psychopathische Zicke? Wer ist diese hirnkranke Sara überhaupt? Ein total gestörter Neuzugang, der ausgerechnet nach drei unnatürlichen Todesfällen zu uns stößt und uns schwupdiwups unter Generalverdacht stellt? Wenn sie uns für so gefährlich hält, sollte sie besser auf sich aufpassen, oder lieber auf ihren Mann … Wenn ich die Mörderin wäre, würde ich ihr das Maul stopfen …
    Kein Wunder, dass er überreagiert hatte. Vielleicht sollte sie ihn anrufen und versuchen, die Wogen zu glätten.
    Sie drückte mit dem Zeigefinger auf die interne Ruftaste der Telefonbasis und lauschte auf den Klingelton. Wo ist das blöde Telefon? Nichts. Sie lief zur Garderobe, zog ihr Handy aus der Manteltasche und wählte auf dem Weg in die Küche hastig Ronnies Nummer.
    »Die Rufnummer ist derzeit nicht verfügbar …« Sie legte auf und suchte nach der Nummer ihrer Schwiegereltern.
    »Neuberg.«
    »Hallo, ich bin’s. Ist Ronnie bei euch?«
    »Er bringt Jonas zu Bett.« Die Stimme ihrer Schwiegermutter war noch kühler als sonst.
    »Kann ich ihn sprechen?« Sie bemühte sich um einen freundlichen Ton. »Bitte.«
    »Ich richte ihm aus, dass du angerufen hast. Guten Abend.« Bevor Sara antworten konnte, hatte sie aufgelegt.
    Fluchend lief sie zur Garderobe, riss Mantel und Tasche vom Haken. Oh nein! Du wirst mich nicht davon abhalten, die Situation zu klären und meinen Sohn zurückzufordern. An der Tür hielt sie inne. Nein. Nicht so. Nicht in diesem Zustand . Was brachte es, Jonas jetzt aus dem Bett zu zerren und ihn durch die Kälte nach Hause zu schleppen? Morgen früh würde sie einen Familienanwalt kontaktieren, sich über

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