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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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vorbeizuspähen. »Madison, ich bin mir sicher, dass du mit mir unter vier Augen sprechen möchtest, ehe ich weitere Fragen zu unserem letzten Zusammentreffen beantworte. Hab ich nicht recht?«
    Pierce’ Blick schoss zu Madison. Sie war blass, und ihre weit aufgerissenen Augen verrieten ihm, dass sie ein Problem hatten. Er hatte schon gestern, als Alex sie unterbrochen hatte, befürchtet, dass sie ihm nicht alles erzählt hatte, und fest vorgehabt, noch einmal nachzuhaken. Aber zu Hause mit ihr war er ein bisschen abgelenkt gewesen.
    Was konnte Damon gegen sie in der Hand haben?
    Er drehte sich wieder zu ihm herum. »Wagen Sie es ja nicht, sich ihr zu nähern.« Er schob sich so vor Madison, dass sie hinter ihm stand, und dieses Mal leistete sie keinen Widerstand. »Und glauben Sie ja nicht, dass ich Ihnen auch nur für eine Sekunde abnehme, dass Sie gelähmt sind. Sie sind der Schütze aus dem Park.«
    Damon verdrehte die Augen und stieß einen tiefen Seufzer aus, als wäre er zu Tode gelangweilt. »Vielleicht sollten wir dieses kleine Missverständnis jetzt gleich aus der Welt räumen.« Plötzlich beugte er sich über den Schreibtisch und griff nach dem Brieföffner.
    Hamilton hechtete auf ihn zu; ganz offensichtlich befürchtete er, Damon würde jemanden verletzen. Doch bevor er ihn erreichen konnte, hatte Damon den Brieföffner nach oben gerissen und in seinen Oberschenkel gerammt.
    Die Augenpaare sämtlicher Anwesenden richteten sich entsetzt auf Damon McKinley. Er hatte sich nicht gerührt, war nicht einmal zusammengezuckt, als er sich die Klinge ins Bein gestoßen hatte.
    Während er den Brieföffner gelassen wieder auf den Schreibtisch legte, sah er Pierce unverwandt in die Augen. Die Klinge war nur wenige Millimeter tief ins Fleisch eingedrungen, aber das reichte, um Damons Standpunkt zu verdeutlichen.
    »Guter Gott, er blutet hier alles voll.« Hamilton schnippte vor der Nase eines seiner Mitarbeiter mit den Fingern. »Besorgen Sie Papiertücher oder Servietten. Hat jemand ein Ersatzhemd dabei, irgendetwas, mit dem wir die Blutung stoppen können?«
    Der Polizist, dem der Brieföffner gehörte, war zwar blass geworden und stand mit weit aufgerissenen Augen da, schaffte es aber, eine Schublade aufzuziehen und ein Handtuch herauszuholen. »Das ist aus meiner Sporttasche.« Er reichte es Hamilton. »Es ist sauber.«
    Hamilton nahm das Handtuch entgegen und drückte es auf Damons Wunde.
    »Die Blutung lässt bereits nach, Lieutenant«, sagte Damon. »Das ist wirklich keine große Sache. Darf ich?« Er schob Hamiltons Hand beiseite und drückte das Handtuch gegen seinen Oberschenkel, wobei er Pierce und Madison die ganze Zeit mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen musterte.
    Hamilton warf Pierce einen angewiderten Blick zu. »Und jetzt glauben Sie vermutlich, dass er das auch nur vorgetäuscht hat?«
    Pierce antwortete nicht. Er wusste einfach nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte.
    »Mr McKinley«, sagte Hamilton. »Sie müssen ins Krankenhaus.«
    »Nein, nein. Wie ich schon sagte: Mir geht’s gut. Auch wenn ich ein wenig müde bin. Ich würde wirklich gerne weitermachen und Ihre Fragen beantworten, allerdings … Ich muss wirklich darauf bestehen, erst allein mit meiner Frau zu sprechen. Es ist ziemlich lange her, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben …«
    »Im Gegenteil, es ist überhaupt nicht lange her«, erwiderte Madison mit vor Wut bebender Stimme. »Bei unserer letzten Begegnung hast du mir eine Drohbotschaft unter der Tür eines Zimmers durchgeschoben, in dem du mich gefangengehalten hast.«
    Damon schüttelte traurig den Kopf, als würde er an Madisons geistiger Gesundheit zweifeln.
    »Wir müssen Ordnung in dieses Durcheinander bringen.« Hamilton gab dem Polizisten, der neben Damon am Empfang stand, einen Wink. »Führen Sie ihn in den großen Konferenzraum. Wir kommen sofort nach.«
    Als der Detective Damons Rollstuhl in Richtung Konferenzzimmer schob, sah Hamilton zu Pierce und Madison hinüber. »Mrs McKinley, ich habe Ihnen vom ersten Tag an einen Vertrauensbonus eingeräumt – im Zweifel für den Angeklagten.«
    Sie schnaubte und verdrehte die Augen.
    Er knirschte mit den Zähnen. »Und ich habe mir große Mühe gegeben, Ihre haarsträubenden Geschichten zu glauben. Aber jetzt ist es wirklich höchste Zeit, dass Sie aufhören zu lügen. Ich will endlich die Wahrheit hören.«
    »Die Wahrheit«, erwiderte sie, »ist, dass mein Exmann seinen eigenen Tod

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