Ich sehe was, was du nicht siehst
den Mann.
Der Unbekannte lächelte Pierce an. »Sie müssen Pierce Buchanan vom FBI sein. Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Ich bin Damon McKinley.«
Pierce stellte sich schützend vor Madison. »Hamilton, Sie haben genug Beweise, um diesen Mann vierundzwanzig Stunden lang in Gewahrsam zu nehmen.«
»Das haben Sie absolut recht.« Hamilton trat vor und zog die Handschellen schon heraus, während er um den Schreibtisch herumging. Doch statt Mr McKinley die Handschellen anzulegen, blieb er abrupt stehen. Er wirkte völlig schockiert.
Pierce runzelte die Stirn. »Warum nehmen Sie ihn nicht fest?«
Hamilton schüttelte den Kopf. »Das hier kann keinesfalls der Mann sein, der sie belästigt hat, Mrs McKinley. Er kann auch nicht derjenige sein, den Sie durch den Park gejagt haben. Und er kann auch niemanden entführt haben.«
Angesichts der Befriedigung in Damons Gesicht packte Madison das Grauen.
»Warum nicht?«, wollte Pierce wissen.
Damon fuhr um den Schreibtisch herum.
In einem Rollstuhl.
24
Alle fingen gleichzeitig an zu reden.
»Er tut nur so, als säße er im Rollstuhl«, beharrte Madison. »Er ist derjenige, den ich durch den Park gejagt habe. Er hat Pierce angeschossen und mich entführt. Dieser Mann ist genauso wenig querschnittsgelähmt, wie ich es bin.«
»Ts, ts.« Damon schnalzte mit der Zunge. »Spricht man etwa so von seinem verloren geglaubten Ehemann?«
Sie tat einen Schritt auf ihn zu.
Pierce packte sie und zog sie zurück. »Mr McKinley, wie lange sitzen Sie schon in diesem Rollstuhl? Der sieht ganz neu aus. Haben Sie sich den vorhin gekauft, um damit ins Polizeirevier rollen zu können?«
Damon sah hinunter auf seinen Rollstuhl, strich mit dem Daumen über den rostfreien Stahl und machte sich dann einen Spaß daraus, an einem Fleck auf dem Metall herumzureiben. »Ich gehe eben pfleglich mit meiner Ausrüstung um.« Er machte ein trauriges Gesicht. »Immerhin wäre ich ohne sie der Barmherzigkeit meiner Mitmenschen ausgeliefert.«
»Wie kommt es, dass Sie nicht tot sind?«, fragte Hamilton.
»Also, na ja, das ist eine lange Geschichte. Die ich Ihnen gerne erzähle, Officer.« Sein eisiger Blick wanderte zu Madison. »Aber erst, nachdem ich mit meiner Frau gesprochen habe. Unter vier Augen.«
»Auf keinen Fall«, knurrte Pierce.
»Ich glaube nicht, dass Madison da einverstanden sein wird«, sagte Damon.
»Ich habe dir nichts zu sagen«, fauchte sie. »Du bist ein Mörder. Du hast meinen Vater getötet. Und du hast auch diese arme Frau und den Gärtner umgebracht, deren Leichen auf meinem Grundstück gefunden worden sind.«
Er griff sich theatralisch ans Herz. »Du hältst mich für einen Mörder, mein Herzblatt? Wie schockierend! Natürlich bin ich unschuldig. Diese entsetzlichen Vorwürfe sind völlig aus der Luft gegriffen.«
Casey ging einen Schritt auf ihn zu. »Wer ist damals bei dem Autounfall in New York gestorben? Wer hat die Verträge verfasst, in denen Sie als Teilhaber verschiedener Unternehmen genannt werden, deren Besitzer aber sagen, sie wären gefälscht? Warum steht Ihr Name darunter?«
»Verträge? Ich versichere Ihnen, dass ich keine Ahnung habe, wovon Sie sprechen.« Damon seufzte tief. »Lassen Sie mich raten. Meine geliebte Frau hat Ihnen diese Verträge gegeben. Hat sie sich, abgesehen von ihren anderen … ziemlich speziellen … Talenten, nun auch noch als Fälscherin betätigt?«
Madison versuchte, an Pierce vorbeizukommen, aber er packte sie und hielt sie zurück.
»Und was ist mit dem Mann, der in Ihrem Auto gestorben ist?«, wollte Casey wissen.
Damon schnalzte noch einmal mit der Zunge. »Ich bin in meinem Auto überfallen und ausgeraubt worden. Ziemlich grässliche Angelegenheit, das Ganze. Er hat mir nicht nur meine Brieftasche gestohlen, sondern auch mein Auto und sogar meine Kleidung. Durch meine Verletzungen habe ich einen kurzzeitigen Gedächtnisverlust erlitten. Es hat eine Weile gedauert, ehe mir klar wurde, was mir zugestoßen war, und ich wieder wusste, wer ich bin.«
Pierce schnaubte höhnisch. »Na klar. Und statt nach Hause zu gehen, haben Sie alle Welt glauben lassen, Sie wären tot. Ich glaube Ihnen kein Wort. Sie sind vor irgendetwas geflohen. Warum haben Sie Ihren Tod vorgetäuscht?«
»Ich habe meinen Tod nicht vorgetäuscht. Aber als mir klar wurde, dass mich alle für tot hielten, hatte ich einen guten Grund, es dabei zu belassen.« Wieder sah er zu Madison, die hinter Pierce stand und versuchte, an ihm
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