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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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will.«
    »Leg los, klär mich auf über diese
klitzekleine Sache.
Bitte. Ich bin ganz Ohr.«
    Sie ließ sich auf einen der Stühle vor Hamiltons Schreibtisch fallen. Pierce nahm ihr gegenüber Platz und beugte sich vor.
    »In jener Nacht, als Damon und ich uns das letzte Mal getroffen haben«, sagte Madison, »haben wir uns gestritten, das hatte ich ja schon erzählt. Als er nicht gehen wollte, da … na ja … ich habe mir eine von meinen Pistolen geschnappt, um ihn zum Gehen zu zwingen. Möglicherweise habe ich … naja, ich habe eventuell … einen Schuss auf ihn abgefeuert.«
    Pierce barg das Gesicht in den Händen und zählte bis fünf, ehe er wieder zu Madison hochsah.
    Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum und wirkte zum ersten Mal, seit Damon in seinem Rollstuhl um den Schreibtisch herumgerollt war, ein wenig kleinlaut. »Jetzt, da ich es laut ausspreche, fällt mir auch auf, dass es sich nicht so gut anhört.«
    »Ach, findest du? Und du hast ihn nicht zufällig in den Rücken geschossen? Das würde den Rollstuhl erklären.« Er machte sich nicht die Mühe, den sarkastischen Unterton zu unterdrücken.
    Sie schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Natürlich nicht. Ich habe ihm in die Schulter geschossen. Er war völlig in Ordnung, als er aus der Wohnung rannte. Der Rollstuhl ist neu, ein Trick. Was das angeht, habe ich gar keinen Zweifel.«
    »Aha, schön zu wissen, dass es hier jemanden gibt, der keine Zweifel hat«, brummte Pierce. »Ich hoffe, du hast Verständnis, wenn ich noch mal nachfrage. Du hast ihn … aus Versehen angeschossen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Oh nein. Ich habe mit voller Absicht auf ihn geschossen.«
    Dieses Mal musste er bis zehn zählen. »Könntest du mal eine Sekunde lang Rücksicht darauf nehmen, dass ich beim FBI arbeite? Bitte sag mir, dass du ihn
nicht
töten wolltest.«
    Sie runzelte die Stirn und sah aus, als hätte er ihr eine Beleidigung an den Kopf geworfen. »Ich bin sehr zielsicher. Wenn ich ihn hätte umbringen wollen, wäre er jetzt tot. Dann hätte ich ihm zwei Kopfschüsse verpasst.«
    Er blinzelte. »Zwei Kopfschüsse?«
    Sie nickte. »Zwei Schüsse in rascher Abfolge, ja, eins, zwei … genau zwischen die Augen.«
    Zählen half zwar nicht viel, aber er versuchte es noch einmal. Dieses Mal bis zwanzig. »Mads, was glaubst du wohl, was passieren wird, wenn du Lieutenant Hamilton diese Geschichte erzählst? Er wird dich wegen versuchten Mordes festnehmen. Du kannst es ihm nicht sagen.«
    »Aber ich hatte nicht die Absicht, Damon zu töten.«
    »Hamilton würde dir nicht glauben.«
    Sie kaute wieder auf ihrer Unterlippe herum. »Daran hatte ich nicht gedacht.«
    »Was du nicht sagst.«
    Sie machte ein böses Gesicht. Er sprach weiter, ehe sie ihm widersprechen konnte. »Du glaubst, Damon will diese Sache auf den Tisch bringen und dich damit unter Druck setzen. Warum – um dich zu erpressen? Aus Geldgier?«
    »Höchstwahrscheinlich. Allerdings hat er keine Beweise, also hat er auch nichts, womit er mich unter Druck setzen kann.«
    »Unterschätze ihn lieber nicht. Bisher hatte ich den Eindruck, dass er ziemlich einfallsreich ist. Verdammt, wahrscheinlich hat er die Kugel aufbewahrt. Falls es so ist – ich nehme mal nicht an, dass du so vorausschauend warst, die Pistole zu behalten, sodass wir sie verschwinden lassen können? Falls Hamilton sie in die Finger bekommt, könnte er sie der Ballistik übergeben und nachweisen, dass die Kugel aus deiner Waffe stammte.«
    Ihre weit aufgerissenen Augen beantworteten diese Frage.
    Er schüttelte den Kopf und klopfte gedankenverloren mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. So sehr er es auch drehte und wendete – er kam doch immer zu demselben Schluss. Er musste wissen, was Damon wollte.
    Und es gab nur einen Weg, um das herauszufinden.
    »Du musst Damon geben, was er will«, sagte er.
    »Was meinst du damit? Geld?«
    »Nein. Ich möchte, dass du mit ihm sprichst. Allein.«
    Damons Rollstuhl stand im Innenhof des Polizeigebäudes, und Madison saß ihm gegenüber auf einer schmiedeeisernen Bank. Damon hatte es abgelehnt, im Inneren des Gebäudes mit ihr zu reden, weil er nicht wollte, dass sie jemand belauschen konnte. Der Innenhof war der einzige Ort, auf den sich alle Parteien hatten einigen können.
    Außerdem hatte er darauf bestanden, dass Madison ihre Bluse aufknöpfte, um zu beweisen, dass sie nicht verkabelt war, eine Maßnahme, gegen die sich Pierce entschieden gesträubt hatte. Trotz seiner Proteste

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