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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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beobachtete mein Haus.«
    Sie erinnerte sich daran, wie alarmiert sie gewesen war. Die Haltung des Mannes, die Art, wie er dastand, hatte sie an Damon erinnert. Das war der Hauptgrund gewesen, warum sie die Polizei informiert hatte. Sie hatte gehofft, dass sie ihn schnappen würden und ihre irrationalen Ängste sich als grundlos erweisen würden. »Er hat nie etwas anderes getan als dazustehen. Dennoch, irgendetwas an ihm hat mich nervös gemacht.«
    »Und die anderen Male, was hat er da getan?«, fragte Pierce.
    »Beim zweiten Mal hatte er sich näher herangewagt und stand in meinem Garten neben einem Lagerschuppen. Und beim dritten Mal erwischte ich ihn auf meiner Vorderveranda, als ich gerade mit dem Wagen in meine Einfahrt bog.« Sie rieb sich über die Arme und dachte daran, wie sehr es sie erschreckt hatte, ihn dort stehen und in ihr Fenster spähen zu sehen.
    Pierce beugte sich vor und stützte die Unterarme auf die Knie. »Was hat er getan, als er dich gesehen hat? Und was hast
du
gemacht?«
    »Er ist geflüchtet. Ich habe die Polizei gerufen. Ich hatte gehofft, sie könnten einen Fingerabdruck oder so etwas nehmen, um herauszufinden, wer er ist und warum er sich so sehr für mein Haus interessiert.«
    »Oder für Sie«, bemerkte Casey.
    Sie nickte und schluckte mühsam. »Oder für mich.«
    »Und gestern Morgen«, sagte Casey, »verließen Sie ihr Haus, um ihn zur Rede zu stellen.«
    »Ja.«
    »Und er ist geflüchtet?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben ihn verfolgt.«
    Die Hitze stieg ihr in die Wangen, genau wie in dem Moment, als Pierce ihr dieselbe Frage gestellt hatte. »Im Nachhinein ist mir auch klar geworden, dass das eine dumme Idee war. Aber in dem Moment war ich ehrlich gesagt einfach nur wütend. Dieser Mann hat ganz offen mein Haus beobachtet, als wäre es ihm egal, ob ich ihn dabei erwische oder nicht. Ich meine, es ist, als wäre er …« Sie schüttelte den Kopf und suchte nach den richtigen Worten. »Es war fast so, als wollte er, dass ich ihn sehe. Als würde er versuchen, mich einzuschüchtern. Ich wollte mit ihm sprechen, ihn fragen, warum er mich beobachtet. Ich wollte, dass er damit aufhört.«
    Und sich beweisen, dass der Mann, der sie in ihren Albträumen heimsuchte, wirklich tot war.
    Sie umklammerte die Stuhllehne. »Den Rest kennen Sie ja bereits. Als der Mann eine Pistole zog, hat Pierce sich vor mich geworfen. Ich hörte das Krachen des Schusses und sah Pierce zu Boden gehen …« Die Stimme versagte ihr. Sie versuchte die grässlichen Bilder zu unterdrücken, die unwillkürlich in ihr aufstiegen.
    Casey legte seine Hände, die auf dem Schreibtisch lagen, ineinander. »Mrs McKinley, Pierce hat mir erzählt, dass Sie es für möglich halten, dass der unbekannte Schütze ihr Ehemann ist und dass er seinen Tod möglicherweise nur vorgetäuscht hat.«
    Madison richtete sich in ihrem Stuhl auf. »Ich dachte, dieses Treffen soll dazu dienen, Pierce’ Rolle bei der Schießerei zu klären, nicht meine. Die Polizei hat mich bereits vernommen.«
    »Warum hast du ihnen nicht von Damon erzählt?«, fragte Pierce.
    »Woher willst du wissen, dass ich das nicht getan habe?«
    »Ich habe deine Aussage gelesen.«
    Madison presste die Lippen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Pierce seufzte tief. »Wir wollen dir helfen.«
    Sie sah zu Casey. »Der Gedanke, dass mein toter Ehemann in Savannah herumläuft und versucht, mir Angst einzujagen, ist lächerlich. Ich war gestern einfach nur erschöpft. Der Schütze hat zwar Ähnlichkeit mit meinem Mann, aber er ist es nicht.« Ihr Blick wanderte zu Pierce. »Mein Mann ist tot.« Sie wollte sich erheben, doch Pierce stand schnell auf, um ihr den Weg zu versperren.
    »Du bist nicht die Art von Frau, die zu hysterischen Ausbrüchen neigt oder sich Dinge einbildet. Ich glaube dir keine Sekunde, dass du deine Meinung geändert hast. Du hältst Damon für den Schützen.« Sein Gesicht wurde weich, als er die Hand ausstreckte, um ihr sanft die Ponyfransen aus den Augen zu streichen. »Bitte sag mir die Wahrheit, Mads. Ich möchte dir helfen.«
    Die Knie wurden ihr weich, als er ihren Kosenamen benutzte und seine Stimme so leise und vertraulich klang. Doch statt auf ihn zuzugehen und sich von ihm in den Arm nehmen zu lassen, wie es sich ihr verräterischer Körper wünschte, drückte sie sich an ihm vorbei und ignorierte das sehnsüchtige Prickeln, das sie durchzuckte, als ihre Brust die seine streifte.
    Dieses Mal versuchte er nicht, sie aufzuhalten.

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