Ich sehe was, was du nicht siehst
Unternehmen hier an der Ostküste. Aber er hat wohl wenig von seiner Arbeit gesprochen, und Madison hat sich nicht besonders dafür interessiert. Sie hat sich auf ihren eigenen Job als kuratorische Assistentin in einem New Yorker Museum konzentriert.«
Casey machte es sich in seinem Stuhl bequem, und Pierce lehnte sich gegen seinen Schreibtisch.
»Hat sie dir etwas über ihre Ehe erzählt? Warum sie glaubt, dass ihr Mann ihr nach dem Leben trachten könnte?«
»Momentan vertraut sie mir nicht besonders. Sie hat nur eingewilligt herzukommen, weil sie wegen der Schießerei Schuldgefühle hat und fürchtet, dass ich ihrem Bruder erzähle, was los ist. Sie sagt, dass sie seine Flitterwochen nicht ruinieren möchte, aber ich glaube ihr nicht. Sie verbirgt etwas. Ich wüsste zu gern, was.«
Casey trommelte mit den Fingern auf seiner Schreibtischplatte herum. »Als du zum Revier gefahren bist, um mit Hamilton zu reden, habt ihr darüber gesprochen, ob es eine Verbindung zum ›Simon sagt‹-Fall geben könnte? Ich habe zwar nichts darüber gehört, dass der Mörder seine Opfer beobachtet, ehe er zuschlägt, aber es wäre immerhin möglich.«
»Er bezweifelte, dass es zwischen den beiden Fällen eine Verbindung gibt. Hat er das FBI immer noch nicht um Mithilfe bei der Aufklärung gebeten?«
Casey schüttelte den Kopf. »Hamilton ist stur. Er will den Fall allein lösen. Und offen gesagt, in seiner Abteilung arbeiten ein paar sehr fähige Detectives. Vielleicht lösen sie den Fall sowieso ohne unsere Hilfe. Und das hoffentlich bald, ehe es noch mehr Leichen gibt. Inzwischen sind es schon drei Morde.«
Pierce schüttelte den Kopf. »Was ist mit Madison? Fällt dir irgendein Ermittlungsansatz ein, der es uns ermöglicht, den Tod ihres Mannes noch einmal zu untersuchen? Falls Damon tatsächlich lebt, ist jemand anderes bei dem Unfall umgekommen. Vielleicht können wir das New York Police Department dazu überreden, dass wir den Fall noch einmal aufrollen dürfen.«
»Möglicherweise, aber eine Exhumierung ist kostspielig. Ich glaube nicht, dass das NYPD dafür zahlt, wenn wir ihnen keine stichhaltigen Beweise liefern können. Aus unserem Budget dürfte ich es auf keinen Fall zahlen. Ich nehme an, dass wir Mrs McKinley fragen könnten, ob sie die Kosten selbst trägt; anscheinend kann sie es sich leisten. Aber was wäre damit gewonnen? Es ist beinahe unmöglich, die wahre Identität des Opfers zu bestimmen. Das Feuer hat höchstwahrscheinlich jede verwertbare DNA -Spur vernichtet. Hatte Damon Blutsverwandte, mit denen wir sein DNA -Profil abgleichen könnten?«
Pierce schüttelte den Kopf. »Damon war adoptiert.«
»Zahnärztliche Unterlagen?«
»Madison hat gesagt, dass ihr Mann sich weigerte, zum Zahnarzt zu gehen, weil er als Kind schlechte Erfahrungen gemacht hatte.«
»Ich muss sagen, das alles hört sich verdächtig vorteilhaft für Damon an.«
»Genau das habe ich auch gedacht. Die Leiche zu verbrannt für eine Identifizierung, keine DNA , keine zahnmedizinischen Unterlagen. Ich fange an zu verstehen, warum Madison glaubt, dass ihr Mann noch am Leben sein könnte.«
Casey legte die Fingerspitzen gegeneinander. »Wie lange waren sie verheiratet?«
»Etwas länger als ein Jahr.«
»Als Jungverheiratete müsste ihre Liebe zueinander noch frisch gewesen sein – und doch glaubt sie, dass er sie töten will. Was für eine Art von Ehe war das?«
Da war eine gute Frage, die seit dem vergangenen Morgen auch an Pierce nagte. »Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, sie nach Einzelheiten zu fragen. Es war schon schwierig, sie auf der Fahrt hierher überhaupt dazu zu bewegen, mir ein paar Fragen zu beantworten.«
»Warum sträubt sie sich so dagegen, sich von der Polizei helfen zu lassen?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich tatsächlich nicht von der Polizei helfen lassen will oder ob sie nur frustriert ist von der Art, wie die Polizei mit ihren Notrufen umgegangen ist. Vielleicht hat sie auch etwas dagegen, sich von
mir
helfen zu lassen.«
Casey schürzte nachdenklich die Lippen. »Was würde Damon dabei gewinnen, wenn er seinen Tod vortäuscht?«
»Ich glaube, die einzige Person, die diese Frage beantworten kann, ist Madison.«
Casey drückte auf die Löschtaste seiner Tastatur, sodass alle Daten vom Bildschirm verschwanden. »Die Polizei konnte keine Beweise dafür finden, dass sie tatsächlich von einem Unbekannten belästigt wurde. Nachweisbar ist nur, dass sie einem Mann hinterhergerannt ist und dass
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