Ich sehe was, was du nicht siehst
»Es gibt keinen Grund, warum wir nicht zusammen ein bisschen Spaß haben sollten – wie in alten Zeiten.«
Wieder griff er nach ihrer Hand. »Das wird ganz bestimmt nicht passieren. Du kannst dir einen anderen Trottel für deine Spielchen suchen. Auf diese Achterbahnfahrt lasse ich mich ganz bestimmt nicht noch einmal ein.« Er zog sie zum Auto und riss die Beifahrertür auf. »Steig ein.«
Sie ließ sich auf den Sitz fallen und blinzelte die unerwarteten Tränen weg, die ihr bei seiner Bemerkung über die Achterbahn in die Augen gestiegen waren. Ihr Ziel, ihm keine weiteren Hoffnungen zu machen, hatte sie definitiv erreicht. Vielleicht hätte sie sich dabei nicht ganz so sehr ins Zeug legen sollen.
Er warf die Tür zu und ging um das Auto herum zur Fahrerseite. Nachdem er eingestiegen war, nahm er, statt den Motor zu starten, ihre Handtasche an sich.
»Hey, was machst du da?« Sie versuchte, sich ihre Tasche zurückzuholen, aber er hielt sie außer Reichweite.
»Ich versuche zu verhindern, dass du im Gefängnis landest, und du machst es mir wirklich nicht leicht.« Er zog die .357 Magnum aus ihrer Tasche und schüttelte den Kopf, während er die Pistole unter seinen Sitz schob. »Hast du noch mehr Waffen versteckt, von denen ich wissen sollte?«
Sie blitzte ihn böse an. »Warum durchsuchst du mich nicht und findest es heraus?«
Sein Gesicht wurde starr, und er warf ihr die Tasche in den Schoss. Er drehte den Schlüssel herum, und der Motor sprang dröhnend an.
»Wohin fahren wir?«, wollte sie wissen.
Pierce trat das Gaspedal so heftig durch, dass sie gegen ihren Sitz geschleudert wurde. »Neutrales Territorium.«
Madison stellte sich vor das Schild, auf dem »9. Oktober 1779. In Erinnerung an jene, die auf diesem Schlachtfeld gekämpft haben« geschrieben stand. Neben ihr stand Pierce und musterte die weitläufigen, bräunlich-grünen Grasflächen des Battlefield Parks.
»Inwiefern ist das hier neutrales Territorium?«, fragte Madison.
»Keine Polizei.« Pierce sah sie an. »Keine Waffen. Nur du und ich, auf einem Schlachtfeld. Das erscheint mir passend. Wir beide werden jetzt kämpfen. Und wir werden erst wieder gehen, wenn einer von uns beiden gewonnen hat.«
Mit dieser unheilvollen Bemerkung nahm er ihre Hand und schleifte sie zu einer Bank, von der aus man die grasbewachsene Festung überblicken konnte. Widerwillig nahm sie neben ihm Platz und entzog ihre Hand seinem festen Griff. Dieser Mann war viel zu herrschsüchtig.
Und viel zu attraktiv.
Wie kam es nur, dass sie ihn gleichzeitig schlagen und küssen wollte?
Er lehnte sich zurück und legte den Arm auf die Rückenlehne der Bank. »Wir müssen reden.«
Als sie nicht reagierte, seufzte er schwer, zog den Arm zurück und drehte sich so herum, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Bitte.«
Dieses kleine Wort, das aus seinem Mund so sanft klang, war ihr Verderben. Pierce hatte die Kugel aufgefangen, die für sie bestimmt gewesen war. Sie konnte zumindest seine Fragen beantworten – oder zumindest so viel sagen, dass er zufrieden war, sie jedoch nicht alles preisgeben musste. Sie hatte bereits wieder einen bitteren Geschmack im Mund, da sie wusste, dass sie es nicht würde vermeiden können, ihn anzulügen.
»Warum warst du im MacGuffin’s?«, fragte Pierce. »Das Restaurant hatte nicht einmal geöffnet.«
Madison sah ihn aus großen Augen an und Pierce bemerkte den panischen Ausdruck, der über ihr Gesicht huschte. Er konnte geradezu sehen, wie sich die Rädchen in ihrem Gehirn in Gang setzten, auf der Suche nach einer ausweichenden Antwort, einer Lüge, die ihn dazu bringen würde, sie in Ruhe zu lassen.
Pech gehabt. Und wenn sie ihn den ganzen Tag anlügen sollte, es spielte keine Rolle. Er würde sie nicht in Frieden lassen, ehe sie ihm nicht die Wahrheit erzählt hatte.
»MacGuffin’s«, wiederholte er.
Ihr Blick schweifte über das Schlachtfeld. »Damon … hat das Lokal ein paarmal erwähnt. Ich hatte gehofft, dass sich dort jemand an ihn erinnert, oder vielleicht mit ihm gesprochen hat und weiß, wo er sich aufhält.«
»Du hieltest es für eine gute Idee, dorthin zu gehen, wo der Mann herumhängt, der dich deiner Meinung nach töten will?«
Sie zuckte zusammen. »Wenn man es so ausdrückt, hört es sich tatsächlich nach keiner besonders guten Idee an. Aber ich habe immer eine Waffe dabei.« Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Zumindest hatte ich das bis jetzt.«
Er hätte sie am liebsten geschüttelt, damit sie endlich
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