Ich sehe was, was du nicht siehst
mich einmal die Woche anzurufen. Meine Schecks hingegen hat er regelmäßig eingelöst. Ich musste ihn nicht mal rausschmeißen, irgendwann ist er einfach nicht mehr gekommen. Ich wusste nicht, dass sich niemand mehr um den Garten kümmerte, bis die Reinigungsfirma mir mitteilte, dass das Unkraut überhandnahm. Der Kerl fragt mich besser nicht nach einer Empfehlung. Es würde ihm sicher nicht gefallen, was ich über seinen Mangel an Professionalität zu sagen hätte.«
Pierce und Madison tauschten einen Blick aus. »Er ist einfach nicht mehr gekommen? Wann war das?«
Nachdenklich trommelte sie mit den Fingernägeln auf der Schreibtischplatte herum. »Hmmm. Wahrscheinlich ungefähr zu der Zeit, als Mrs McKinley mir die Kündigung geschickt hat.« Sie sah Madison naserümpfend an, als ob sie einen unverzeihlichen Fehler begangen hätte.
»Ich habe Ihnen nicht gekündigt«, wiederholte Madison. »Jemand hat das Kündigungsschreiben gefälscht.«
»Wenn Sie das sagen.« Mrs Whitmire sah über den Schreibtisch hinweg zu Pierce. »Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein?«
Madison verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück, wobei sie ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden klopfte.
»Das könnten Sie tatsächlich«, erwiderte Pierce. »Würden Sie mir die Kontaktdaten von der Gärtnerei geben? Ich würde dort gern ein paar Fragen stellen.«
Sie drehte sich in ihrem Stuhl herum und öffnete einen Aktenschrank. Eine Sekunde später reichte sie Pierce eine Visitenkarte. »Es ist ein Einmannunternehmen, sein Name ist Kevin Newsome. Er plante, sich selbstständig zu machen, und ich wollte nett sein und ihm unter die Arme greifen. So einen Fehler mache ich nicht noch einmal.«
Es hörte sich so an, als hätte Mrs Whitmire damit die einzige gute Tat ihres Lebens vollbracht und als hätte sie nicht vor, jemals wieder einer Menschenseele bei irgendetwas zu helfen. Madison betrachtete sie voller Abneigung.
»Vielen Dank«, sagte Pierce und ergriff ihre Hand. »Sie waren uns eine große Hilfe.«
Die ältere Frau errötete doch tatsächlich.
Madison fragte sich, ob die Frau vielleicht krank war.
Nachdem Pierce Madison aus dem Büro gescheucht hatte, gingen sie zurück zum Auto.
»Und wohin fahren wir jetzt?«, fragte sie, während sie sich anschnallte.
Er zog sein Handy heraus und drückte auf einen Knopf. »Ich würde gern mit dem Gärtner sprechen. Ich versuche, einen Termin zu vereinbaren.« Eine Minute später schüttelte er den Kopf und beendete den Anruf. »Es geht niemand ran. Ich werde Hamilton anrufen, damit er einen seiner Leute bei ihm vorbeischickt, um zu sehen, ob er in Ordnung ist.«
»Ob er in Ordnung ist?«
»Ja, sie sollen bei seinem Büro vorbeifahren oder, falls er nicht arbeitet, bei ihm zu Hause vorbeischauen.« Er telefonierte mit Hamilton und gab Madison mit einem Nicken zu verstehen, dass Hamilton auf seinen Vorschlag eingegangen war, dann steckte er das Telefon in die Hosentasche. »Darf ich annehmen, dass du zu Hause ein paar Fotos von deinem Ehemann hast?«
»Ich bin mir sicher, dass er auf ein paar von den Familienfotos zu sehen ist, und natürlich in meinem Hochzeitsalbum.«
»Wir brauchen ein besseres Foto als das von seinem Führerschein. Falls Hamilton den Aufenthaltsort von Mr Newsome ausfindig machen kann, können wir ihm ein Foto zeigen und ihn außerdem fragen, warum er aufgehört hat, sich um den Garten zu kümmern.«
Sie legte die Hand auf seinen Unterarm. »
Falls
er Newsome findet? Du glaubst, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte, nicht wahr?«
Sein Gesicht wirkte angespannt. »Mrs Whitmire hat gesagt, dass er sein Unternehmen erst vor Kurzem gegründet hatte und es sich nicht leisten konnte, Hilfsarbeiter einzustellen. Ein Mann in dieser Situation hört nicht einfach so auf, zur Arbeit zu gehen, es sei denn, irgendwas läuft schief.«
Madison und Pierce gingen durch das Wohnzimmer in den vorderen Teil des Hauses. Das vordere Zimmer war ursprünglich als Esszimmer gedacht gewesen und durch je einen Durchgang sowohl mit der Küche als auch mit dem Wohnzimmer verbunden. Madison diente der Raum als Arbeitszimmer. Sie blieb vor einem der Regale stehen und runzelte die Stirn, als sie das Foto von Damon nicht fand, das sie Pierce hatte geben wollen.
In dem Wissen, was er getan hatte, hatte sie nach seinem Tod wenig Lust verspürt, Fotos von ihm aufzustellen. Doch da diese spezielle Aufnahme zu ihren Lieblingsfotos von Logan gehörte, hatte Madison
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