Ich sehe was, was du nicht siehst
sie behalten, auch wenn ihr Ehemann im Hintergrund deutlich erkennbar war.
»Stimmt was nicht?«, fragte Pierce, der die Fotosammlung im anderen Regal musterte.
Unauffällig schob Madison eine Aufnahme von ihr und Pierce hinter ein Bild von ihrer Mutter, damit er es nicht sah und sie fragte, warum sie es aufbewahrt hatte.
Sie schob einen weiteren Bilderrahmen mit einem Foto von Logan und ihrer Mutter beiseite, um die gerahmten Fotos dahinter besser sehen zu können. »Ich hätte schwören können, dass dort ein Foto stand, auf dem Damon zu sehen war.«
»Willst du damit sagen, dass Bilder fehlen?«
»Ich wüsste nicht, wie das möglich sein sollte.« Ihr Blick wanderte unbehaglich im Zimmer hin und her. Ihre Alarmanlage war nicht ausgelöst worden, und Damon hatte ganz bestimmt keinen Schlüssel zu ihrem Haus. »Wahrscheinlich habe ich die Bilder noch gar nicht ausgepackt. Auf dem Dachboden steht immer noch ein großer Berg Umzugskartons. Bestimmt habe ich mich geirrt, als ich dachte, dass ich schon alle Bilder nach unten geräumt hätte.« Zumindest hoffte sie, dass sie sich geirrt hatte. Das würde Sinn ergeben. Und es war ihr lieber als die Alternative – nämlich, dass jemand in ihr Haus eingedrungen war und das Foto gestohlen hatte. Sie brauchte nicht lange darüber nachzudenken, wer das gewesen sein könnte.
Sie führte Pierce die Treppe hinauf und den langen Flur entlang. Vor ihrer Schlafzimmertür blieb sie stehen und drückte auf ein Brett in der Wandvertäfelung, sodass es beiseite glitt und eine versteckte Treppe enthüllte.
Pierce’ Interesse war geweckt, und er trat in den kleinen Alkoven. »Kommt man über diese Treppe nur auf den Dachboden, oder führt sie noch woanders hin?« Seine Finger strichen über den Spalt in der Wandvertäfelung, in dem die Schiebetür verschwunden war.
»Nein, sie führt nur auf den Dachboden. In den Keller kommt man nur über die Treppe im Erdgeschoss.« Sie ging voran, und Pierce folgte ihr. Nachdenklich fuhr er mit der Hand über die Holzvertäfelung.
»Gibt es in diesem Haus noch mehr Geheimgänge?«
»Nein, tut mir leid. Nur diesen einen.« Auf dem oberen Treppenabsatz blieb sie stehen, um die Tür zur Dachkammer zu öffnen. »Niemand kann hier eindringen, ohne die Alarmanlage auszulösen – falls es das ist, was dir Sorgen bereitet.«
Er blieb stehen. »Hast du den Code für die Alarmanlage ausgetauscht, als du eingezogen bist?«
»Selbstverständlich.« Er sah so besorgt aus, dass ihr Unbehagen erneut erwachte.
Sie betätigte den Mechanismus, der die obere Schiebetür öffnete, und schaltete die Deckenleuchten ein. Wegen der Baumkronen der uralten Eichenbäume, die über diese Seite des Hauses ragten, ließen die beiden kleinen Dachfenster fast kein natürliches Licht herein.
Er schob sie sanft beiseite, ehe er in der Dachkammer seine Runde machte, wobei er hinter jeden Kistenstapel sah und jedes infrage kommende Versteck durchsuchte. »Alles in Ordnung, du kannst hereinkommen.«
Ausnahmsweise ging sein ausgeprägter Beschützerinstinkt ihr einmal nicht auf die Nerven. Nach allem, was an diesem Tag vorgefallen war, beruhigte sie seine Wachsamkeit.
Während sie die Beschriftungen der an der Wand gestapelten Kisten durchging, tastete er die gegenüberliegende Wand ab – die einzige, die nicht mit Kartons vollgestellt war.
»Was tust du da?« Sie öffnete den Karton, der vor ihr stand.
»Ich suche nach einer verborgenen Tür.«
»Es gibt keine weiteren Geheimtüren. Alle Außentüren und auch die Fenster sind durch die Alarmanlage gesichert.«
»Was ist mit den Dachfenstern?« Er beendete die Überprüfung der Wand und ging hinüber zu den Fenstern.
»Zwischen Dachboden und Garten liegen drei Stockwerke.« Sie zog ein Fotoalbum aus einem Karton und setzte sich damit auf den Boden. »Und es gibt keine Balkone, keine Möglichkeit, von außen einzudringen.«
»Was ist mit den Regen- und Dachrinnen? Wenn sie solide am Haus befestigt sind, könnte jemand an ihnen hochklettern. Außerdem wäre es möglich, über die Eichenbäume ins Innere zu gelangen.«
»Daran hatte ich nicht gedacht«, gab sie zu, während sie das Album durchblätterte. »Wenn jemand wirklich zu allem entschlossen ist, wäre das schon möglich …« Fröstelnd rieb sie sich die Oberarme und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Die Kartonstapel waren plötzlich voller bedrohlicher Schatten. Sie schwor sich, die Beleuchtung auf dem Dachboden zu verbessern, sobald das hier
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