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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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gelogen. Er war ein böser Mensch.«
    »Aber er hat dich nie geschlagen.«
    Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Nein, kein einziges Mal. Dafür ist er viel zu schlau. Genau wie jetzt. Er ist viel klüger, als dir oder sonst jemandem klar ist. Er lässt mich wie ein hysterisches Weibsbild, eine Närrin aussehen und schafft es auf diese Weise, dass sich alle gegen mich wenden. Er hat meine Familie zerstört, und sie wissen es nicht einmal. Ich trage diese Bürde allein mit mir herum und leide jeden Tag unter dem Kummer, den er über uns gebracht hat.«
    »Was hat er denn getan?« Er betonte jedes einzelne Wort, langsam und deutlich, als spräche er mit einem Kind und wäre gezwungen, auf diese Weise mit ihr zu sprechen, damit sie begriff, was er sagte. »Auf welche Weise hat er deine Familie zerstört?«
    Sie verdrehte den Arm, damit er sie endlich gehen ließ. Als er es nicht tat, riss sie das Knie hoch, um es ihm in die Leistengegend zu rammen, doch er ahnte, was sie vorhatte und drehte sich weg.
    »Lass. Mich. Gehen.« Sie stieß die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Eine volle Minute lang versuchten sie einander niederzustarren, ihre Augen verhakten sich ineinander wie aufblitzende Schwerter auf dem Schlachtfeld.
    Am Ende ließ Pierce sie gehen.
    Sie rannte ins Schlafzimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

14
    Das Geräusch der zuschlagenden Tür hallte durch den Flur. Pierce schloss die Augen und lehnte sich erschöpft gegen die Wand. Es tat ihm leid, dass er ihr wehgetan hatte, aber von dem Moment an, als er die Zahlenkombination ihres Sicherheitscodes erfahren hatte, hatten Frustration und Wut angefangen, in ihm zu brodeln. Wie konnte sie es fertigbringen, das Datum ihres ersten Dates als Sicherheitscode zu benutzen, so, als würde sie sich noch etwas aus ihm machen – und ihn gleichzeitig anlügen?
    Seine Schultern sackten nach vorn und er schüttelte resigniert den Kopf. Er wusste nicht, wie lange er regungslos in der Dunkelheit stand und nachdachte. Das Geräusch von Madisons sanftem Schnarchen durchbrach schließlich seine Erstarrung und ließ ihn zum Computertisch trotten.
    Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und fuhr den Laptop erneut hoch, um die Dateien zu lesen, die Casey ihm geschickt hatte. Nichts Weltbewegendes stand dort, in Damons New Yorker Leben gab es nichts, das sich von dem anderer Geschäftsmänner unterschied. Entweder war Casey schon zu lange FBI -Chef und hatte vergessen, wie man gründliche Nachforschungen durchführte, oder in Damons Leben gab es wirklich nichts Interessantes zu finden.
    Hätte es nicht jene Schießerei gegeben, mit der alles angefangen hatte, dann hätte Pierce wahrscheinlich bereits Hamiltons Partei ergriffen und Madison zu einer Verrückten erklärt, die alles tat, um Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie Schatten und Drohbotschaften erfand.
    Doch es bestand kein Zweifel daran, dass sie glaubte, was sie sagte. Sie war davon überzeugt, dass ihr Mann von den Toten zurückgekehrt war, um ihr nachzustellen. Aber was, wenn die unglückliche Beziehung, die sie mit ihrem Ehemann geführt hatte, ihr Urteilsvermögen trübte? Was, wenn der Schütze einfach nur ein Einbrecher gewesen war, der ihr Haus ausgespäht hatte, so wie Casey vermutet hatte? Dieses Szenario war genauso plausibel – zur Hölle, in Wahrheit war es überzeugender als ihre Version.
    Er rieb sich das Gesicht. In wenigen Tagen würde Logan aus den Flitterwochen zurückkehren. Sobald er wieder in den Staaten war, würde Pierce ihn anrufen und ihm sagen, dass er seinen Hintern nach Savannah bewegen solle, um ihm die Verantwortung für seine Schwester abzunehmen. Ihre hellblauen Augen hatten ihn schon einmal ins Verderben gerissen und er konnte den Sog, der ihn erneut in den Abgrund reißen würde, bereits spüren. Er musste der Sache ein Ende machen, solange er noch konnte.
    Am nächsten Tag würde er ihren Laptop holen und sich Damons Dateien ansehen. So wie sich die Dinge zurzeit entwickelten, glaubte er allerdings nicht, dass er dort viel finden würde. Abgesehen von Madisons Aussagen gab es keine Möglichkeit zu beweisen, dass sie die Wahrheit über Damon sagte oder dass es überhaupt einen Stalker gab, der sie belästigte.
    Nicht einen gottverdammten Beweis.
    Madison war schon viel gelassener, als sie am nächsten Tag aus Pierce’ Auto stieg, um den Laptop aus ihrem Haus zu holen. Er wollte ihr helfen. Sie musste sich das selbst immer wieder sagen. Er konnte nichts dafür,

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