Ich sehe was, was du nicht siehst
dem Computer geschrieben worden ist, könnte sie durchaus von ihr stammen.«
»Sie glauben also, dass Madison sie schnell ausgedruckt hat – als ich gerade nicht hingesehen habe –, um sie dann unter der Tür durchzuschieben?
Auch das natürlich, als ich gerade nicht hingeschaut habe?
«
»Sie haben selbst gesagt, dass Sie sie gestern zu ihrem Haus gefahren haben, damit sie ihre Sachen zusammenpacken konnte. Ich nehme an, dass Sie ihr Gepäck zum Auto getragen haben. War sie noch im Haus, während sie schon draußen im Auto gewartet haben? Vielleicht, um noch einmal zu überprüfen, ob sie alles dabei hatte, so wie Frauen es gern tun? Und war sie auch diejenige, die das Haus als Letzte verlassen hat?«
Pierce antwortete nicht.
»Hab ich’s mir doch gedacht.«
Während Pierce und Hamilton sich weiter stritten, ging Madison in die Küche. Sie zog die Schiebetür hinter sich zu. Leider dämpfte dies das Geräusch der wütenden Stimmen nur wenig, die aus dem Nebenzimmer herüberklangen.
Es war nicht überraschend, dass Lieutenant Hamilton dieselben Argumente vorbrachte wie beim letzten Mal. Er war davon überzeugt, dass sie eine Verrückte war, die nur Aufmerksamkeit erregen wollte. Wenigstens hatte er sie noch nicht festgenommen – bis jetzt.
Sie holte Kaffeedose und Filter aus der Speisekammer, dann lehnte sie sich gegen die Arbeitsplatte. Vielleicht hatte er ja recht. Vielleicht verlor sie tatsächlich den Verstand. Nichts in ihrem Leben schien mehr einen Sinn zu ergeben. Sie war es so leid, zu streiten und die anderen davon zu überzeugen, dass sie nicht log.
Allmählich zweifelte sie sogar selbst an ihrer Geschichte.
Zum ersten Mal seit der Schießerei im Park zog sie ernsthaft in Erwägung, Logan anzurufen und ihm zu erzählen, was vor sich ging. Er war einer der klügsten Männer, die sie kannte. Er würde ihr bestimmt helfen können, oder nicht?
Sie stützte sich mit den Unterarmen auf dem Küchentresen ab und legte den Kopf in die Hände. Logan war sehr klug, das stimmte schon, aber andererseits … seine Neugier würde ihn dazu treiben, immer tiefer zu graben, und wenn er tief genug gegraben hatte, würde er alle ihre Geheimnisse kennen.
Und was würde dann passieren? Auch wenn sie sich noch so lange einredete, dass letzten Endes alles gut werden würde – es gelang ihr nicht. Nein, sie konnte es ihm nicht sagen. Nicht jetzt und auch nicht später. Irgendwie musste sie Pierce davon abhalten, alles herauszufinden.
Bevor er sie zerstörte.
»Wenn Sie die Nachricht ohnehin nicht an die Kriminaltechnik weitergeben wollen, können Sie sie genauso gut mir geben«, sagte Pierce. »Ich werde sie mir genauer ansehen. Wer auch immer Madison belästigt, ich werde ihn aufhalten.«
Lieutenant Hamilton drehte die Plastiktüte um, die auf dem Kaffeetisch lag, sodass er die Zettelrückseite genauer betrachten konnte. »Ich möchte ebenfalls, dass das alles ein Ende hat. Wir haben nur unterschiedliche Ansichten darüber, wie wir vorgehen müssen, um das zu erreichen.«
Pierce teilte einen Großteil der Zweifel, die den Lieutenant beschäftigten. Aber solange er nicht wirklich wusste, was vor sich ging, würde er gute Miene zum bösen Spiel machen und dafür sorgen, dass Hamilton alle Möglichkeiten in Betracht zog. »Was würde es ihr bringen, das hier zu erfinden?«
Hamilton übergab einem seiner Untergebenen die versiegelte Plastiktüte, damit sie in die Liste der Beweismittel aufgenommen werden konnte. »Das ist eine gute Frage. Da Sie beide sich ja anscheinend so nahestehen, können Sie mir vielleicht dabei helfen, das herauszufinden. Erzählen Sie mir von ihr. Kann ich ihr vertrauen? Hat sie Sie jemals belogen?«
Pierce wollte gerade mit »Nein« antworten, aber das hätte bedeutet, sich selbst zu belügen, also schwieg er.
»Oh-oh«, machte Hamilton.
»Wenn es um etwas Wichtiges wie diese Nachricht oder um Damon geht, würde sie nicht lügen. Sie glaubt wirklich, dass ihr vermeintlich toter Ehemann im Park auf sie geschossen hat. Sie hat keinen Grund zu lügen.«
»Hören Sie, Sie wissen, wie viele Überstunden Polizisten regelmäßig machen müssen. Wir sind überarbeitet und wir haben grundsätzlich nie genug Zeit, alles zu tun, was getan werden müsste. Trotzdem ist mein Team jedes Mal zur Stelle gewesen, wenn Mrs McKinley uns angerufen hat. Wir haben uns mit jeder einzelnen Anzeige beschäftigt. Aber bislang hat keiner der Anrufe Hinweise auf eine echte Bedrohung ergeben – mal abgesehen von
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