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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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zur Linken befand sich ein Haken, an den Madison immer ihre Autoschlüssel hängte.
    Die Schlüssel waren nicht da.
    Man kam nur an sie heran, wenn man ins Haus ging. Der einzige Weg hinein führte an dem Polizisten vorbei, der dort postiert gewesen war.
    Oder durch den Keller.
    Die Frage war, ob jemand durch den Kellereingang in das Haus eingedrungen war und Madison entführt hatte, oder ob sie das Haus selbst verlassen hatte, aus freiem Willen.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie Ihren Chef angerufen haben. Haben Sie schon etwas herausgefunden?«, fragte Hamilton.
    Pierce musterte den anderen eindringlich. Weder Missfallen noch Wut darüber, dass Casey ihm möglicherweise mit Rat und Tat zur Seite stand, waren in seiner Miene zu lesen. Hamilton wirkte nur neugierig, besorgt – ein Polizist, der einem Kollegen half. Hatte Pierce sich die ganze Zeit nur eingebildet, dass Hamilton etwas gegen Madison hatte?
    Geduldig wartete Hamilton auf die Antwort.
    »Casey arbeitet immer noch am ›Simon sagt‹-Fall, aber er schickt inoffiziell eine Agentin – Tessa James – her.« Er ballte die Hände zu Fäusten. »Ich habe im Gras eine Spur gefunden, die vom Kellereingang bis zur Straße führt. Ich kann nicht erkennen, ob die Spur von einer oder zwei Personen stammt. Madisons Auto ist weg, genau wie ihre Schlüssel.«
    Hamilton brauchte einen Moment, um diese Information zu verdauen. »Was glauben Sie, was passiert ist?«
    »Bei Gott, ich wünschte wirklich, ich wüsste es.«
    Madison kämpfte mit den Stoffstreifen, mit denen ihre Handgelenke gefesselt waren, doch durch ihre ungünstige Körperhaltung hatte sie kaum eine Chance. Sie lag auf der Seite, ihre Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden, die Knie angezogen und auch ihre Fußgelenke waren gefesselt.
    Sie befand sich im Kofferraum eines Autos. So viel wusste sie trotz der Finsternis, die sie umgab. Die fluoreszierende Notentriegelung der Kofferraumklappe glühte in der Dunkelheit, verlockend nah, und doch außerhalb ihrer Reichweite.
    Sie erinnerte sich daran, in die Küche gegangen zu sein, um mehr Kaffee zu holen. Jemand hatte von hinten nach ihr gegriffen und ihr ein süßlich riechendes Stück Stoff auf Nase und Mund gedrückt. Danach war ihr schwarz vor Augen geworden. Der Unbekannte musste es irgendwie geschafft haben, sie aus dem Haus zu tragen und in ein Auto zu bugsieren.
    Aber wer? Damon? Oder jemand anderes?
    Nach den Schmerzen in ihrem Rücken und ihrem Becken zu urteilen, befand sie sich wohl schon seit längerer Zeit in dem Kofferraum. Sie fröstelte. Ohne ihren schützenden Mantel ging ihr die Kälte durch und durch. Andererseits war sie froh, dass es draußen kalt war. Wenn man sie in der Sommerhitze in einem Autokofferraum liegen gelassen hätte, wäre sie gekocht worden.
    Wieder zerrte Madison an den Handfesseln, drehte sich herum und zog mit aller Kraft. Sie versuchte, die Hände um Hintern und Beine herumzumanövrieren, um sie vor den Körper zu bringen. Wenn sie das fertigbrachte, dann konnte sie den Knopf für die Notentriegelung erreichen und versuchen, zu fliehen, ehe ihr Entführer zurückkehrte.
    Nach mehreren Minuten sank sie erschöpft zurück auf den Kofferraumboden und sog in tiefen Atemzügen die kühle Luft ein. Es war sinnlos. Ihre Fesseln saßen immer noch genauso fest wie nach dem Aufwachen.
    Wie lange konnte sie hier überleben? Wenn sie nicht an Unterkühlung starb, würde sie wohl bald keine Luft mehr zum Atmen haben. Oder waren Kofferräume heutzutage nicht mehr luftdicht? Wie viele Minuten oder Stunden Atemluft hatte sie noch?
    Lieber Gott, bitte lass mich nicht sterben. Nicht so.
    Falls es Menschen in der Nähe gab, konnten die sie hören? Was, wenn ihr Entführer draußen neben dem Auto stand? Dennoch, sie konnte nicht einfach hier herumliegen und nichts tun. Es blieb ihr nichts übrig als zu hoffen, dass jemand sie hörte und ihr zu Hilfe kam.
    Sie atmete tief ein und schrie, so laut sie konnte.
    Zwei Stunden.
    Madison war jetzt seit zwei Stunden verschwunden, und Pierce hatte immer noch keine Ahnung, was mit ihr passiert war.
    Er und Matt standen allein in Madisons Arbeitszimmer. Die Polizei hatte den Durchsuchungsbefehl ausgeführt und Hamilton war mit den übrigen Polizisten im Wohnzimmer, um die nächsten Schritte zu diskutieren.
    Pierce war überrascht, dass Matt ihm seine Hilfe angeboten hatte. Er hatte einen Suchtrupp aus B&B-Mitarbeitern organisiert, der die Straßen absuchte. Doch trotz der vielen Helfer und einer

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