Ich sehe was, was du nicht siehst
Fahndungsausschreibung nach dem roten Cabrio war Madisons Wagen nicht gesehen worden.
»Das Gebiet, das überprüft werden muss, ist ziemlich groß.« Matt fuhr mit dem Finger über die Landkarte, die sie auf Madisons Schreibtisch ausgebreitet hatten.
»Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen.«
»Dafür ist Familie da.«
Pierce legte Matt die Hand auf die Schulter und nickte dankbar. Ihm wurde erst allmählich bewusst, wie weit er sich in den Jahren, in denen er mit seinem Team an Serienmorden gearbeitet hatte, von seiner Familie entfernt hatte. Doch seine Brüder hatten ihm verziehen und taten alles, um ihm zu helfen. Sie halfen einander, wie es in einer Familie sein sollte.
Ein Geräusch an der Haustür ließ Pierce und Matt aufblicken. Eine Sekunde später kam Tessa ins Arbeitszimmer. Aus ihrem Gesichtsausdruck schloss Pierce, dass ihm nicht gefallen würde, was sie zu sagen hatte.
»Danke, dass du gekommen bist. Das hier ist Matt, einer meiner Brüder.«
Sie schüttelte Matt die Hand. »Schön, Sie kennenzulernen.« Dann sah sie hinüber zu den Polizisten, die sich im Nebenraum versammelt hatten. »Wir müssen reden, aber unter vier Augen.«
»Hinter der Küche ist eine kleine Suite. Wir können dort hineingehen.« Pierce führte sie durch das Wohnzimmer und wich Hamiltons neugierigem Blick aus, als sie zu dritt in die Küche gingen.
»Kommt er mit?«, fragte Tessa und sah demonstrativ zu Matt hinüber.
»
Er
hört jedes Wort, und ja,
er
kommt mit.« Matt starrte sie grimmig an, als würde er nur darauf warten, dass sie sich ihm in den Weg stellte.
Pierce öffnete die Tür zu dem kleinen Salon, der zur Einliegerwohnung gehörte, und scheuchte die beiden anderen hinein, ehe er die Tür hinter sich schloss. »Matt hilft uns bei der Suche, er ist klüger als du und ich zusammen. Er will helfen.«
Tessa zuckte mit den Schultern und drehte sich zu Pierce um, wobei sie Matt den Rücken zukehrte.
Matt ließ sich nicht abschrecken, ging einfach um sie herum und stellte sich neben sie.
Tessa würdigte ihn keines Blickes. »Ich habe die Bestätigung, dass Madisons Auto vor einem Motel außerhalb der Stadt gesichtet wurde, in der Nähe der Interstate.«
Erleichterung stieg in ihm auf. »Gehen wir.«
Sie packte ihn am Arm. »Warte, das ist noch nicht alles.«
Sein Magen krampfte sich zusammen. Er fürchtete sich jetzt schon vor dem, was sie als Nächstes sagen würde. »Spuck’s aus.«
»Der Wagen ist schon wieder weg, aber der Motelmanager hat ihn gesehen und bestätigt, dass es ihr Autokennzeichen war und dass die Frau, die ihn gefahren hat, ein Zimmer gemietet hat.«
»Die Frau?«, fragte Pierce.
»Eine zierliche Frau mit schulterlangem, dunklem Haar.« Tessa zog ein Foto aus ihrer Handtasche. »Ich habe die Geschichte des Managers persönlich überprüft. Er hat mir eine Aufnahme gegeben, die mit der Fotokamera an der Rezeption gemacht wurde.« Sie reichte ihm das Foto.
Er musterte die grobkörnige Schwarz-Weiß-Aufnahme und hielt sie schließlich direkt vor sein Gesicht, um sie eingehender zu betrachten. »Die Frau sieht aus wie Madison, das muss ich zugeben. Allerdings trägt sie im Haus eine Sonnenbrille. Das wirkt verdächtig.«
»Du hast recht. Das ist auch der Grund, warum ich die Kreditkarte gleich mehrfach überprüft habe. Die Frau auf dem Foto hat Madisons Wagen gefahren und mit ihrer Kreditkarte bezahlt. Was hatte Madison an, als du sie zum letzten Mal gesehen hast?«
Er umklammerte die Fotografie so fest, dass er sie zerknitterte. Er zwang sich, die Finger zu entspannen. »Jeans und eine weiße Bluse, mit kleinen, pinkfarbenen Blumen darauf. Dasselbe Outfit wie die Frau auf dem Foto.«
»Das hier sieht immer weniger nach einer Entführung aus«, sagte Tessa.
Matt verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist einfach lächerlich.«
Sie sah ihn an, als wäre er eine lästige Fliege, die summend um ihre Köpfe herumschwirrte. »Es ist nur eine logische, auf Fakten basierende Schlussfolgerung.«
»Dennoch, es ergibt keinen Sinn«, sagte Pierce. »Warum sollte Madison sich aus dem Haus schleichen und ein Motelzimmer mieten? Sie ist eine erwachsene Frau. Wenn sie sich mit einem Mann treffen will …«, er schluckte und räusperte sich. »Wenn das ihre Absicht wäre, könnte sie das jederzeit tun. Es besteht kein Grund zu Heimlichkeiten.«
»Du hast recht«, gab Tessa zu. »Aus diesem Grund fahre ich auch noch einmal zurück zum Motel. Ich werde noch mal nachhaken, vielleicht
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