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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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langweilig aussehender Mann bittet sie, ihr Handy benutzen zu dürfen. Sein Wagen ist ein Stück die Straße entlang liegen geblieben. Er muss nur den Automobilklub anrufen, wenn sie nichts dagegen hat. Ach, verdammt– und dann eine rasche Entschuldigung, weil er in Anwesenheit einer Dame geflucht hat, sie schluckte es–, sie müssen ihn ja beim Wagen zurückrufen, damit er ihnen die Fahrzeug-Identifizierungsnummer vorlesen kann. Ob er sich das Handy noch einmal ausleihen dürfte? Oder… Vielleicht könnte sie schnell mit ihm kommen und das Handy wieder mitnehmen, wenn er fertig ist?
    Es war fast zu einfach gewesen.
    Er seufzte. Sein Atem wurde in der kühlen Oktoberluft zu einer Dampfwolke, die sich sofort wieder auflöste.
    Der Impressionist hatte gewusst, dass er Dents Jungen unweigerlich über den Weg laufen würde. Auf eine perverse Art freute er sich darauf, obwohl man ihm eine Regel eingeschärft hatte: Er durfte keinen Umgang mit Jasper Dent haben. Und auf keinen Fall durfte Jasper Dent etwas geschehen.
    Wir werden sehen, dachte der Impressionist. Er ging die Fotos und Videos auf seinem Handy durch. Alle heute aufgenommen. Alle von Jasper Dent, der ahnungslos seinem Alltag nachging.
    Soweit der Impressionist feststellen konnte, beherrschte Jasper Dent die Kunst, nicht aufzufallen, perfekt. Niemand hatte ihn im Verdacht, ein Mörder zu sein.
    Nicht einmal Jasper Dent selbst ahnte es.

7
    … aufwachen, mein Junge, auf, auf …
    Jazz zwang sich am nächsten Morgen an den letzten Klangfetzen von der Stimme seines Vaters vorbei aus dem Schlaf. Er lag wach im Sonnenlicht, das schräg durch die Jalousien fiel.
    … auf, auf …
    Menschen zählen, konterte er. Menschen sind echt.
    Und nur für den Fall, dass er es vergaß, erinnerte ihn der Bildschirmschoner seines Laptops noch einmal daran: Denk an Bobby Joe Long.
    Er zog sich an und machte sich auf den Weg zum Coff-E-Shop, wo er und Howie sich fast jeden Morgen vor der Schule trafen. Die Tische trugen die Kerben und Flecken von Generationen, und alle Oberflächen waren von einer Fettschicht überzogen, die sich aus der Luft selbst niederzulassen schien, aber das alles hielt die Kundschaft nicht davon ab, jeden Morgen in den Laden zu strömen.
    Jazz war als Erster dort und ergatterte einen kleinen Tisch nicht weit vom Fenster für sich und Howie. Er hatte Connie vor etwa einem Monat eingeladen, sich ihrem Morgenritual anzuschließen, aber sie hatte abgelehnt. » Ihr braucht eure Zeit nur unter Männern. Ich will nicht, dass du den armen Howie links liegen lässt, nur weil du jetzt eine Freundin hast.«
    Meist hatte Helen um diese Tageszeit Dienst, und heute war es nicht anders. Sie erblickte Jazz vom anderen Ende des Cafés aus, sah, dass er allein war, und nickte ihm zu, ein Nicken, das ausdrückte: Ich komm rüber, sobald Howie da ist. Es hatte Vorteile, in einer Kleinstadt zu leben.
    Howie kam einige Augenblicke später. Er bahnte sich vorsichtig einen Weg durch die Menge der Leute, die auf einen Kaffee zum Mitnehmen warteten, und vermied dabei, soweit es ging, jeden Körperkontakt, um keine blauen Flecken zu bekommen.
    » Einmal mehr«, verkündete er, als er zu Jazz an den Tisch kam, » ist Howie der Barbar geschickt den Quetschwerkzeugen der Heiden entronnen, die ihn zu zerstören trachten, und erreicht unversehrt sein Ziel!«
    » Hat deine Mom etwas wegen der blauen Flecke an deinen Handgelenken gesagt?«
    » Ich trag heute lange Ärmel. Ich bin ja nicht blöd.«
    » Was darf ich dir heute bringen, Howie?«, fragte Helen, als sie an ihrem Tisch auftauchte. Jazz brauchte sie nicht zu fragen, denn er trank seinen Kaffee immer schwarz mit ein wenig Zucker. Howie dagegen behandelte die Kaffeebestellung wie eine Art Gameshow, bei der man nur Punkte erhielt, wenn man sich nicht wiederholte.
    » Hm…« Er klopfte mit dem Zeigefinger an die Lippen. » Hm… Worauf habe ich heute Lust?«
    Jazz reckte ihm das Handgelenk entgegen, sodass Howie seine Armbanduhr sah. » Schulbeginn in zwanzig Minuten.«
    » Setz mein kreatives Genie nicht mit deinen weltlichen Sorgen unter Druck.«
    » Weltlich?«
    » Ich hätte auch banal sagen können, aber das ist so… banal.«
    » Ich habe auch noch andere Tische…«, erinnerte Helen.
    » Ich glaube«, erklärte Howie, » heute nehme ich einen fettarmen Macchiato mit einem doppelten Schuss Karamell, viel Schaum und Schlagsahne obendrauf.«
    Helens Stift zögerte über dem Bestellblock. » Schaum und Schlagsahne?«
    Howie tat,

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