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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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Stirn gewachsen wäre.
    » Ich kann sagen, dass du nicht auf der Liste der Verdächtigen stehst. Ich kann sagen, du hilfst uns.«
    » Nein. Ich weiß es zu schätzen, G. William, wirklich. Aber…« Das Scheinwerferlicht. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Noch etwas, das er mit Billy gemeinsam hatte: eine Abneigung gegen öffentliche Aufmerksamkeit.
    » Ich habe schon verstanden, Jazz. Ich werde tun, was ich kann, um die Sache nicht hochkochen zu lassen.«
    Sie schüttelten sich die Hand. Jazz fühlte keine Tatkraft mehr im Griff des Sheriffs, sondern Verzweiflung. Dann sprang er in den Jeep. Er musste mit seinen Gedanken allein sein.
    Er fuhr zu seinem Versteck hinaus.

28
    Auf halber Strecke unterbrach der lokale Hardrock-Sender, den Jazz eingestellt hatte, sein Programm für eine Meldung, und er hörte G. Williams Stimme. Er stellte sich vor, wie der Sheriff an einem hastig aufgebauten Rednerpult auf der Treppe vor seiner Dienststelle stand und sich wahrscheinlich mit einem dieser besonderen Taschentücher den Schweiß von der Stirn wischte, obwohl es keine Spur heiß war. Blitzlichter würden zucken, und die Reporterschar würde aufgeregt durcheinanderreden, da G. William » …Ihnen die beunruhigende Nachricht verkünden muss, dass die Morde der jüngsten Zeit in Lobo’s Nod– sowie ein weiterer im benachbarten Bundesstaat– eindeutig miteinander in Verbindung stehen…«
    Jazz biss sich auf die Unterlippe. Noch mehr Fotoblitze jetzt. Das Stimmengewirr nimmt einen erregten Unterton an. Hat er eben gesagt…?
    » …glauben, dass diese Verbrechen das Werk eines einzelnen Mannes sind, der sich › der Impressionist‹ nennt. Dieser Impressionist ahmt Verbrechen nach, die ursprünglich vor vielen Jahren von William Cornelius Dent begangen wurden…«
    Und das war’s. Die Menge tobt, wie es so schön heißt. Ein endloser Stroboskopeffekt aus Kamerablitzen, ein akustisches Durcheinander aus Fragen, Forderungen nach Klarstellung, G. Williams Bemühen, sich über den Radau hinweg verständlich zu machen. Doug Weathers an der Spitze der Menge, er gluckst vor Freude, stellt sich bereits vor, wie er für seinen nächsten Auftritt im landesweiten Fernsehen zurechtgemacht wird, staubt seine Anekdoten über Billy ab und fügt vielleicht etwas über sein Gerangel mit Billys Sohn an, dem man Handschellen angelegt hatte.
    Wütend schaltete Jazz das Radio aus. Das war es also. Die Sache war gelaufen. Der Name Billy Dent war gefallen, und wie ein Zauberspruch aus einem verstaubten alten Wälzer hatte er Bilder früherer Entartungen vom schändlichsten Serienmörder der jüngeren Geschichte heraufbeschworen. Presse und Publikumsinteresse würden die Wirkung des Zauberspruchs in die reale Welt tragen, und Jazz’ Leben– das nie normal gewesen war– würde einmal mehr auf dem Kopf stehen.
    Er wusste nicht, ob er auch dieses Mal wieder stark genug sein würde, es zu überleben.
    Während Jazz den Jeep über den Feldweg zum Versteck steuerte, erhaschte er plötzlich einen Blick auf Howies metallicblauen Honda, der ein Stück weiter vorn abgestellt war. Howie konnte es nicht sein– es musste Connie sein, die ausnutzte, dass sie den Wagen immer noch hatte.
    Er stellte den Jeep ab und holte einige Male tief Luft. Das Bild der mittels Gegengewichten und fast unsichtbaren Nylonschnüren in der Dusche aufgestellten Irene Heller ging ihm nicht aus dem Kopf. Ihr ganzer Körper war eine Anklage.
    Er hatte wesentlich Schlimmeres gesehen in seinem Leben. Der Impressionist war ein Killer, sicher, aber der Tatort war makellos sauber. Ein winziger Einstich am Hals, wo der Abflussreiniger injiziert worden war. Und die abgetrennten Finger. Weiter war den Opfern keine Gewalt angetan worden. Es war natürlich schmerzhaft, aber es ging schnell. Schnell und sauber. Wenn man schon von einem Serienmörder getötet werden musste, konnte man es schlimmer treffen. Vor allem, wenn man im offenen Sarg bestattet werden wollte.
    Dennoch. Irene Heller. Nackt in der Dusche aufgestellt.
    Das war nicht deine Schuld, hatte G. William gesagt, und einen Moment lang hatte er ihm geglaubt.
    Aber es stimmte nicht. Wenn Jazz schlauer gewesen wäre oder umsichtiger… oder… irgendetwas, dann wäre Irene Heller nicht tot, und ihr Mann würde den beiden Kindern jetzt nicht erzählen müssen: » Hey, ihr wart doch gerade bei der Totenwache für diese Lehrerin, ja? Ratet mal, was das Komische ist. Mommy hat jetzt etwas mit dieser Lehrerin gemeinsam.«
    Er stieg aus

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