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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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wenigen Mädchen war, bei dem er sich sicher sein konnte, dass Billy ihm keinen Tötungswunsch einprogrammiert hatte.
    Er hatte sich in sie verliebt, weil sie, nach allem, was er wusste, keine Gefahr darstellte.
    » Sie haben einen Typus«, sagte er schließlich. » Aber Billy hat viele dieser Regeln gebrochen. Und er…« Er dachte an Dr. Shinkeski in dieser Fernsehsendung, der plötzlich gar nicht mehr so lachhaft wirkte. » Was, wenn ich eine neue Art von Serienkiller bin? Billy hat immer gesagt, er will etwas Neues aus mir machen. Etwas Besonderes.«
    » Sag nicht solche Sachen. Du bist mehr als das, was dein Vater aus dir machen will. Du bist du. Er beherrscht dich nicht.«
    Jazz wünschte, es wäre wahr. Connie war intelligent und einfühlsam, aber egal, wie wundervoll sie war, sie konnte nicht verstehen, was es hieß, als Billy Dents Sohn aufzuwachsen. Billy besaß zwar keine übernatürlichen Kräfte, mit deren Hilfe er Menschen beherrschen konnte, aber es fühlte sich weiß Gott so an. Für seine Opfer war er eine verführerische Kraft, eine scheinbar teilnahmsvolle, mitleidige Zuflucht, die Beistand und Hilfe versprach, nur um sich in einen Höllenhund zu verwandeln. Er war eine fleischfressende Pflanze, die ihre Beute mit süßen Versprechen anlockte, um sie zu verschlingen.
    Und für seinen Sohn…
    Für seinen Sohn war er ein Gott gewesen. Ein Kriegsgott, ein Gott der Liebe, beide als perverser Hybrid miteinander verwachsen. Billy konnte hervorragend zwischen brutaler Gewalt und zärtlicher Liebe wechseln und dann beides miteinander vermischen, bis Jazz es für eine natürliche Art und Weise hielt, seinem Vater Liebe zu zeigen, wenn man gezwungen wurde, Blutspritzer aufzuwischen. Rustys Sterben war nur etwas, was er nach dem Willen seines Vaters sehen musste, weiter nichts.
    Genau wie Hähnchen schneiden.
    Aber es war nicht Rusty gewesen in dem Traum. In dem Traum hatte er in einen Menschen geschnitten. Menschliches Fleisch. Menschliches Blut. Auf Billys Befehl. Und doch hatte Jazz seinen Vater noch geliebt. Irgendwie.
    Es war ohnehin natürlich für Söhne, ihre Väter zu verehren. Und wenn der betreffende Vater ein charismatischer Drache war, der seinem Kind beibrachte, dass die Regeln der Gesellschaft nicht für ihn galten, dass andere Menschen entweder Sklaven oder Beute waren und die Welt für sie beide erschaffen wurde und für niemanden sonst…
    Es war die schlimmste Art, Herrschaft über jemanden auszuüben. Eine Gehirnwäsche, derer sich Jazz erst hatte entledigen können, als Billys Verhaftung bevorstand. Es war, als wäre er nicht fähig gewesen, gegen seine Erziehung zu rebellieren, bis die Welt selbst Billys Versprechen Lügen strafte, dass ihre Gesetze nicht zählten. Und erst dann begann Jazz langsam– so verdammt langsam– zu begreifen, dass sein Vater ein Teufel war und kein Gott.
    » Er hat mich zu dem gemacht, was ich bin«, sagte Jazz. » Im Guten wie im Schlechten. Das kannst du nicht leugnen, Connie.«
    » Und meine Eltern haben mich zu dem gemacht, was ich bin. Na und? Wir werden von unseren Eltern geprägt, aber auch von unserer Umwelt. Von den Leuten um uns herum. Und am Ende sind wir dann wir selbst.« Sie stützte sich auf die Ellbogen und beugte sich mit baumelnden Zöpfen über ihn. » Söhne sind nicht ihre Väter. Nicht die guten, nicht die bösen. Söhne bekommen eine zweite Chance. Du musst nicht sein, was dein Vater ist.« Sie sah ihm so lange in die Augen, dass Jazz glaubte, er habe sie mit seinem Blick irgendwie hypnotisiert. » Du hast mir erzählt, dass du seine Augen hasst. Eisblau, wie die deiner Großmutter. Aber du hast nicht seine Augen und musst nicht so leben wie er.« Sie erstarrte plötzlich in seinen Armen. » Hast du das gehört?«
    » Was?«
    » Ein Geräusch.« Sie war alarmiert. » Da draußen ist jemand.«
    » Ein Waschbär«, sagte er. » Die streifen hier immer herum.«
    » Bist du dir sicher?«
    » Ich beschütze dich vor den großen, bösen Nagern«, sagte Jazz.
    Sie kicherte und schmiegte sich an ihn. » Ja, du beschützt mich, oder?«
    » Ja. Sogar vor mir.«
    » Ich brauche keinen Schutz vor dir.«
    » Sag das nicht.«
    Sie stieß ihn in die Rippen. » Ich habe keine Angst vor dir. Ich kenne dich.«
    » Ich will dir nichts tun«, flüsterte er.
    » Das wirst du nicht.«
    » Aber das weißt du nicht. Du kannst es nicht wissen.«
    » Doch.«
    Damit stehst du aber allein. Jazz schloss die Augen. Er wollte nicht sagen, was ihm durch den Kopf

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