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Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Titel: Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eveline Hall , Hiltud Bontrup , Kirsten Gleinig
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Truppe drängte sich am Schwarzen Brett und rätselte, wer wohl die Aldo sein mochte. Ein Gast vielleicht? Da ging ich zu van Dyk und bat ihn, die Sache aufzuklären. »Sie wissen doch, dass alle auf mir rumhacken.« – »Ich werde das morgen mit zwei Sätzen kundtun«, sagte er, »dann ist der Fall erledigt.« Er griff in seine Tasche und gab mir ein kleines, in Seidenpapier eingeschlagenes Geschenk. »Erst zu Hause aufmachen, Klopsch.« Er nannte mich natürlich weiter bei meinem richtigen Namen. Als ich am Abend das Päckchen auspackte, fiel mir eine Messingfigur in die Hände: die drei Affen aus dem japanischen Sprichwort. Nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sagen. Eine Geste von ihm, um mir zu sagen: Hör nicht auf die anderen. Mach dein Ding. Lass dich nicht unterkriegen. Es ist nun einmal so: Wer etwas erreichen will, hat nicht nur Freunde. Es war keine leichte Aufgabe, aber ich versuchte, mich so gut wie möglich daran zu halten, nicht nach links und rechts zu schauen und mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.
    Immerhin stand die Prüfung an. Die Theorie an der Schule in der Lohmühlenstraße und die Praxis in der Oper: klassisch und Charaktertanz. Obwohl ich schon engagiert war, hatte ich den Ehrgeiz, in der Prüfung zu glänzen. Ich wollte mir beweisen, wie gut ich war, aber auch dem Haus, das mich so bevorzugt hatte, alle Ehre machen. Und ich wollte, dass die Prüfungskommission verstand, warum van Dyk mich ausgewählt hatte. Darum steckte ich meine ganze Liebe und Energie in die Vorbereitung. Das Prüfungsgremium bestand aus Abgeordneten der Bühnengenossenschaft und des Deutschen Bühnenvereins. Sie saßen in einer der vorderen Reihen und begutachteten, was wir ihnen auf der Bühne boten. Eine nach der anderen tanzte vor, und als sie mich aufriefen, waren meine Knie weich wie Butter. Trotz all meiner Erfahrung war ich wahnsinnig aufgeregt. Und das sollte auch so bleiben. Im Tanz wirst du nicht so arrogant wie in anderen Berufen. Du musst dich jedes Mal aufs Neue beweisen. Jedes Mal gibt es eine andere besonders schwierige Variation. Und immer musst du dich hingeben. Man kann nicht nur halb auf die Spitze gehen oder wie im Schauspiel bei manchen Proben mit seiner Energie geizen: »Kinder, ich deute heute nur an …« Das Ballett fordert immer hundert Prozent. Und die gab ich, auch bei meiner Prüfung. Am Ende nahm ich stolz meine Urkunde entgegen: mit Erfolg bestanden. Jetzt war ich festes Mitglied des Ballettensembles. Ich tanzte in der Kompanie von Peter van Dyk und verdiente mein eigenes Geld mit dem, was ich am allerliebsten tat. Was für ein großes Glück.
    Mein Tag begann um zehn Uhr mit dem anderthalbstündigen Stangentraining. Nach einer kleinen Pause ging es weiter mit der Arbeit an den Stücken – bis zwei Uhr. Danach fuhr ich nach Hause, aß etwas, legte mich hin, hörte Musik oder ging spazieren, bevor ich gegen sechs Uhr wieder aufbrach, entweder zu den Proben oder einer Aufführung. Ein Achtstundentag in zwei Teilen mit einem festen Rhythmus. Das war mein Alltag und ich liebte ihn sehr.
    Obwohl ich nun selbst meinen Lebensunterhalt verdiente, wohnte ich gern weiter zu Hause. Zu Hause, das war bei Mama und Papa. Mein Leben spielte sich in der Oper ab, und wenn das Training am Abend zu Ende war, wollte ich nur noch mit meinen Eltern zusammensitzen, essen und vom Tag erzählen. Einen Teil meines Geldes gab ich ihnen, den Rest legte ich zur Seite. Schon als Kind hatte ich immer einen Spartopf gehabt, in den ich hin und wieder eine Münze steckte, die ich erübrigen konnte. Nun erkor ich eine andere Stelle dafür aus: meinen Shakespeare. Ich hortete mein Geld in Was ihr wollt . Der Band schien mir der geeignete Platz. Eine Gewohnheit, die ich bis heute beibehalten habe: Ein wenig Geld liegt noch immer im Shakespeare oder in der Schachtel mit dem Film Die roten Schuhe . Ich hatte zwar im Mathematikunterricht wenig begriffen, aber meine Kindheit hatte mich gelehrt, mit meinem Geld so umzugehen, dass ich immer Reserven besaß. Nur sehr selten kaufte ich mir etwas, denn auch in den Sechzigerjahren mussten meine Eltern noch knausern und ich wollte mir nicht vor ihren Augen sämtliche Wünsche erfüllen. Hin und wieder eine Schallplatte oder ein neues Kleid, das war alles, was ich mir gönnte.
    Trotzdem war längst mein Interesse an der Mode geweckt, allein durch die traumhaften Kostüme, die ich seit meinen ersten Auftritten in der Oper getragen hatte. Ich schwelgte in den

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