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Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Titel: Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eveline Hall , Hiltud Bontrup , Kirsten Gleinig
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Bauch: »Tu es maigre maintenant. Tu as beaucoup perdu de pois.« – »Mais toi, tu en as gagné, toi.« Dann schauten wir uns in die Augen und begannen zu erzählen. Es war wie früher, als wäre in den vielen Jahren nichts passiert. Ich wusste wieder, warum ich ihn so lieb hatte. Er hatte mich glücklich gemacht wie kein Mann sonst. Bis heute ist mir unsere Geschichte ein Rätsel. Ich war nie verliebt in ihn, bis zum letzten Tag nicht. Ich habe ihn geliebt. Wenn ich ihn ansah, liebte ich ihn. Es gibt Dinge, die sich nicht erklären lassen. Aucune explication, voilà.
    Heute telefonieren wir regelmäßig miteinander, und wenn ich in Paris arbeite, treffe ich ihn meist. Es ist wichtig, die Dinge zum richtigen Zeitpunkt zu beenden. Serge ist im Grunde genommen mein Mann, auch wenn ich nicht mit ihm verheiratet war. Mit ihm habe ich wirklich zusammengelebt, so wie ich es mir vorstelle.
    Ende der Fünfzigerjahre, als wir unseren ersten Fernseher bekamen, schauten meine Eltern, mein Bruder und ich mit Begeisterung Spielfilme. Ein Film, den ich seitdem etliche Male gesehen habe, ist mir besonders in Erinnerung: Alle Herrlichkeit auf Erden mit William Holden und Jennifer Jones. Noch heute berührt mich dieser Film, weil er davon handelt, die guten Momente in sich weiterleben zu lassen, auch wenn man den anderen verliert. Er erzählt die Liebe zweier Menschen, die sich während des Koreakrieges in Hongkong kennenlernen. Sie treffen sich immer heimlich an einem Baum und planen, gemeinsam nach Amerika zu gehen. Doch dann fällt der junge Mann im Krieg. Er hat ihr einen Brief hinterlassen, den sie zum Baum trägt und dort öffnet. Im Film ist es seine Stimme, die ihn vorliest. Er endet mit den Worten: »Wir hatten sie, alle Herrlichkeit auf Erden.«
    Es ist nicht wichtig, wie lange man mit einem Menschen zusammen ist, aber man muss diesen Satz sagen können. Serge und ich, wir hatten sie auch.

— MODE —

Zurück auf null

    Zwei Koffer – mehr hatte ich nicht bei mir, als ich 1999 ins Flugzeug Richtung Hamburg stieg. Ich ließ mein altes Leben hinter mir, die Jahre mit Serge, meine Agentin und die Verbindungen in Frankreich. Im Grunde alles. Es war vorbei. Ich hatte eine neue Aufgabe und die nahm ich an, von ganzem Herzen. Mami brauchte mich in Hamburg, sie hätte das Alleinsein nicht lange überlebt. Und ich fand, sie musste belohnt werden für ihre Liebe und Hingabe, mit der sie unsere Familie glücklich gemacht hatte. Die letzten Lebensjahre sind die längsten, wie wir ja sehr gut wissen. Wer erinnert sich schon, was er zwischen zwanzig und vierzig gemacht hat? Aber zwischen sechzig und neunzig– der Weg ist lang. So standen wir in diesem Jahr beide wieder am Nullpunkt, Mutter und Tochter. Es gab nur uns und unsere vier Wände, warm und trocken, nicht mehr und nicht weniger. Ich ging nicht davon aus, dass in meinem Leben noch viel passieren würde. Ich glaubte nicht daran, mich noch mal aufzuraffen, etwas Neues aufzubauen. Immerhin war ich schon weit über fünfzig. Wer würde mich noch nehmen und wofür? Ich fühlte mich unendlich leer, wollte nur ausruhen.
    Als ich zur Tür reinkam in unsere kleine Wohnung, verlor ich den Mut ganz und gar. Dunkel war sie und voller riesengroßer Möbel. Im Wohnzimmer stand die alte Schrankwand, um Sessel und Tisch konnte ich mich kaum herumbewegen. Das Schlafzimmer war genauso ein Alptraum mit seinem Ehedoppelbett, dem kolossalen Kleiderschrank und einem Tisch. Wie sollte ich hier mein Leben unterbringen und Mami das ihre führen lassen? In einem Punkt wurden wir uns schnell einig: Ich bezog das Schlafzimmer und meine Mutter schlief im Wohnzimmer, wie damals mit Papa, als wir noch zu viert hier lebten. Alles war Mami recht, sie war einfach nur glücklich, mich bei sich zu haben. Ich aber hätte am liebsten auf der Stelle die wuchtigen Möbel zum Fenster rausgeworfen. Ich wollte meine eigenen Dinge um mich haben, meine Bilder an den Wänden sehen. Doch bald wurde mir klar: Diesen Anspruch darf ich gar nicht haben. Ich habe gar kein Recht, irgendetwas zu fordern. Denn ich besaß ja keinen Pfennig, um etwas Schönes zu kaufen, und meine Möbel standen noch bei Serge in Aix-en-Provence. Niemals hätte ich den Transport bezahlen können. Das war die bittere Wahrheit. Ich hatte keinen Job, bekam weder Arbeitslosengeld noch Sozialhilfe, musste von Mamis kleiner Rente und ihrem Ersparten mitleben.
    Für meine Mutter war auch das selbstverständlich. »Du bist doch mein Kind«, sagte sie,

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