Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit
einzigen Gepäckstück, so muß man fünf verschiedenen Trägern Trinkgeld geben, die sich darum reißen, es einem aufs Zimmer zu tragen.
Polly hatte in vielen Punkten recht. Aber sie hätte doch wenigstens den 25-pfündigen Kanister Deodorant erwähnen sollen, den man sich auf den Rücken schnallen muß. Das Wiederauffüllen wird oft zum Problem.
Angst vorm Parken
Die Sache mit Doris muß man so sehen: Furchtbar begeistert waren wir ja nie von ihr. Sie ist der Typ, der auf die Ankündigung, man werde nächste Woche einen Heiland zur Welt bringen, erwidert: »Ich auch.«
Seit fünf Jahren laden wir Doris immer ein, wenn wir zum Essen in die Stadt fahren.
Wir brauchen sie nämlich. Sie ist die einzige, die sich merken kann, wo wir den Wagen geparkt haben.
Allein haben wir es mehrfach ohne Erfolg versucht. Wir haben versucht, es aufzuschreiben. Wir haben versucht, es unter Zuhilfenahme von Eselsbrücken auswendig zu lernen. Wir haben es sogar aufgeteilt: Einer von uns mußte sich das Parkdeck merken, der andere die Richtung, wieder ein anderer die Farbe. Aber es hat keinen Zweck. Wir rennen immer noch im Kreis herum, bis wir ohnmächtig zusammenbrechen. Entweder vor Erschöpfung oder infolge Abgasvergiftung.
Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, daß das schnelle Auffinden eines geparkten Wagens ein angeborenes Talent ist. Man hat es, oder man hat es nicht. Doris hat es. Wir entdeckten es an dem Tag, an dem wir in nackter Panik durch eine Parkgarage irrten. Helen sagte: »Kann sich denn keiner von euch an das Deck erinnern, auf dem wir parkten?«
Grace sagte: »Gegenüber hatten wir lauter Schilder mit EINGANG VERBOTEN!«
»Welche Farbe?« fragte ich.
»Rot, alle Schilder waren rot.«
»Nicht die Schilder, das Deck.«
»Wenn ich nur die Wagentür fände, die ich angekratzt habe, als ich ausstieg – wir parken direkt daneben«, sagte Helen. »Also wenn ihr mich fragt, ich glaube, der Wagen ist weggefahren worden. Hattest du die Handbremse angezogen, Grace?«
»Ich dachte, du hättest sie angezogen«, sagte sie.
»Warum soll ich sie anziehen? Du bist doch gefahren?«
Eben hatten wir beschlossen, ins Kino zu gehen und zu warten, bis alle anderen Wagen weggefahren waren und dann den zu nehmen, der übrigblieb, da trafen wir ganz zufällig Doris.
»Ihr sucht wohl wieder mal euren Wagen?« fragte sie vorwurfsvoll. »Er steht in Sektion A, Osten, auf dem roten Deck, auf Platz CRE-CZI, dritter von hinten und zwar neben einem japanischen Mittelklassewagen, in dessen Fenster ein japanischer Hund sitzt, der mit dem Kopf nickt, wenn man auf die Bremse tritt.«
»Woher weißt du denn das alles?«
»Ich hab euch gesehen, als ihr reinfuhrt.«
Doris ist langweilig, ungeschickt, gibt dauernd mit ihren Kindern an, borgt sich Geld für's Mittagessen, hat alles, was man gerade gekauft hat, anderswo billiger bekommen, und wenn man sie abholen will, ist sie nie fertig.
Aber wir können es uns nicht leisten, ohne sie auszugehen.
Anhänglichkeit
Ich weiß nicht, wie und woher ein Wagen merkt, daß man ihn verkaufen will – aber er merkt es.
Vor ungefähr sieben Jahren kauften wir uns einen mit Vierradantrieb, und Sie können sagen, was Sie wollen – Sie werden mich nie davon überzeugen, daß dieser Wagen nicht jedes Wort verstand, das wir sprachen.
Unsere Flitterwochen dauerten genau drei Stunden. Dann hielt mein Mann plötzlich den Lichtschalter in der Hand, die Heckscheibe ging automatisch herunter und blieb unten, und die Bodenplatte verbrannte uns die Füße.
Fast ein Jahr lang sprachen wir nie in Anwesenheit des Wagens davon, ihn in Zahlung zu geben. Eines Tages sagte mein Mann: »Wir sollten dieses Prachtstück vielleicht doch abstoßen, solange es noch läuft.«
Wir stiegen ein – der Motor sprang nicht an.
Nachdem wir uns eine neue Batterie gekauft hatten, gedachten wir, diese Investition auch zu nutzen. Wir fuhren das Fahrzeug weitere sieben Monate lang, bis mein Mann sagte: »Eigentlich sollten wir ihn in Zahlung geben, solange er noch die erste Reifengarnitur drauf hat …«
In diesem Augenblick verlor das linke Hinterrad die Luft. Wir kauften vier neue Reifen, und garantierten damit dem Wagen ein weiteres Jahr des Verbleibens.
Dann stieg ich eines Tages auf einem Parkplatz aus und machte eine Bemerkung über ein gut aussehendes Cabrio, das neben uns stand. Sofort lehnte der Wagen es ab, sich in den Rückwärtsgang schalten zu lassen. Er mußte in eine Werkstatt abgeschleppt werden, die dann ganz
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