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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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zu Recht auf die Rechnung setzte: »Eigensinn. 65 Dollar.«
    Warum plötzlich das Getriebe keine Lust mehr hatte, ist uns nie klar geworden. Wir waren beim Aufgeben des Inserats sehr vorsichtig gewesen, hatten in Hörweite des Wagens nie auch nur ein Wort darüber verloren. Als aber die ersten Anrufer fragten, wo sie den Wagen besichtigen könnten und wir ihnen mitteilten, aufgebockt in Eddys Garage, zogen sich alle vom Geschäft zurück.
    Als wir beschlossen hatten, den Wagen in Zahlung zu geben, taten wir so, als führen wir nur zum Supermarkt einkaufen. Erst in letzter Minute bogen wir in den Gebrauchtwagen-Hof ein.
    Der Verkäufer meinte, er habe noch nie einen Wagen gesehen, der mit angezogener Handbremse und abgestelltem Motor in einen Zaun gerast sei.
    Ich kann einfach nicht glauben, daß der Mensch derart naiv war.
Geschwindigkeit ist keine Hexerei
    In einer so schnellebigen Welt wie der unsrigen ist es gewagt, den allerschnellsten Mann, die allerschnellste Frau küren zu wollen.
    Einer meiner Freunde hat trotzdem einen Anwärter auf den Titel. Der schnellste Mensch, den er je gesehen hat, sagt er, ist der Bursche in der Autowaschanlage, der während der 43 Sekunden zwischen dem Verlassen der Waschstraße und dem Augenblick, in dem man wieder einsteigt, folgendes zuwege bringt:
    – drei Spiegel himmelwärts drehen,
    – den Sitz verstellen,
    – die Seitenfenster halb heruntergekurbelt blockieren,
    – den Scheibenwischer einschalten,
    – die Blinker einschalten,
    – das Autoradio auf einen Sender einstellen, den kein Mensch je gehört hat und der kommunistische Propaganda in chinesischer Sprache bringt. Als ich meinen Freund fragte, was daran denn so erstaunlich sei, sagte er: »Es ist der gleiche junge Dachs, der mir vor wenigen Augenblicken versichert hatte, er verstünde nichts von ausländischen Wagen und der zehn Minuten brauchte, bis er den Einfüllstutzen gefunden hatte.«
    Zugegeben, das ist beachtlich schnell, aber auch ich kann mit einigem aufwarten.
    Einst hatte ich eine Putzfrau, die im Tempo der Bürokratie arbeitete. Mit einer Ausnahme: Wenn ich versehentlich einmal ein wichtiges Papier in den Papierkorb geworfen hatte, ergriff sie es, als ticke darin eine Zeitbombe, galoppierte damit hinaus, vorbei an der leeren Mülltonne bei der Garage, und hinter dem Müllwagen her, der eben die Stadt verließ.
    Noch jemand, den ich für die zehn Schnellsten der Woche vorschlagen möchte, ist eins meiner Kinder, das im Alter von zwei Jahren ins Bad lief und die Tür hinter sich verschloß. In knapp drei Minuten – man stelle sich vor! – leerte dieser Wicht den 120-Liter-Warmwassertank, bemalte alle Wände so intensiv mit Lippenstift, daß die Farbe nie mehr abging, rollte die Klopapierrolle ab, stopfte einen nicht zu identifizierenden Gegenstand ins Flusensieb der Waschmaschine, brachte die Toilettenschüssel durch Natron zum Schäumen, riß den Handtuchhalter aus der Wand, löste zwei Stück Seife auf und biß einer Gummiente den Kopf ab.
    Und dabei konnte sich der Knabe noch nicht einmal ohne Hilfe die Hose hochziehen.
    Wenn ich es mir allerdings recht überlege, war der schnellste Mensch, dem ich je begegnete, eine Kellnerin in einem Restaurant. Ich war – nach der Geburt meines ersten Kindes – monatelang nicht außer Haus gewesen und wollte mit meiner besten Freundin gemütlich essen gehen und mir dabei so richtig Zeit lassen.
    Die Serviererin kam an unseren Tisch und fragte: »Was zu trinken? Was darf's zum Essen sein?« Und war drei Minuten später mit Essen und Getränken wieder da. Ich verbrühte mir die Lippen, als sie mir Kaffee nachschenkte. Die Rechnung ließ sie mir auf den Schoß flattern, während sie das obere Tischtuch erneuerte und mir das Kleingeld herausgab. In zwanzig Minuten war alles vorbei.
    Und wissen Sie, was sie sagte: »Gleich ist Mittagessenszeit. Da muß dann alles fix gehen.«
     

15. Graue Theorien
     
    Jedesmal, wenn ich die Abiturrede für junge Akademiker halte, kämpfe ich gegen den Impuls, sie heimzuschicken und lieber gleich nur zu den versammelten Eltern zu sprechen. Ich würde gern sagen:
    Liebe Eltern der Klasse 1984, auch für Sie beginnt nun ein neues Leben, in welchem Sie auf die nächste Phase umschalten müssen … Auch Sie sind jetzt ein bißchen verdattert, ein bißchen ängstlich und haben starke Gewissensbisse. Sie haben einen jungen Menschen aufgezogen, der nun ausgebildet, voll verantwortlich und bereit ist, seinen Platz in der Welt

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