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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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auszufüllen. Sind eigentlich auch Sie bereit, den Ihren auszufüllen? Wie oft hat Ihr Kind gefragt: ›Wann wirst du endlich aufhören, mich wie ein Kind zu behandeln?‹ Und Sie haben erwidert: ›Wenn du dich nicht mehr wie ein Kind aufführst.‹ Es war eine aalglatte, bequeme Antwort, und Sie wußten es. Haben Sie vielleicht in den vergangenen sechzehn Jahren so viel geredet, daß Sie selbst nicht mehr hörten, WAS Sie sagen?
    ES WIRD ZEIT, DASS DU ERWACHSEN WIRST!
    (»Warum hast du's denn so furchtbar eilig mit dem Heiraten, schließlich bist du doch noch ein Kind!«)
    DU MUSST ENDLICH LERNEN, DIE KONSEQUENZEN DEINER HANDLUNGEN ZU TRAGEN!
    (»Komm, Daddy und ich zahlen dir die Reparatur des Wagens, du kannst es uns ja später wiedergeben!«)
    DU MUSST ENDLICH SELBSTÄNDIG WERDEN!
    (»Ich hab' dich für Dienstag beim Zahnarzt angesagt und deine Sachen aus der Reinigung abgeholt. Leg die Bücher von der Leihbibliothek heraus, ich nehm sie nachher mit.«)
    DU MUSST UNABHÄNGIG WERDEN!
    (»Aber du kannst doch zu Hause wohnen, da brauchst du keine Miete zu zahlen. Denk nur an eines: gegessen wird Punkt sieben!«)
    TRIFF DEINE EIGENEN ENTSCHEIDUNGEN!
    (»Was soll das heißen: Du willst nicht mit zu Omi? Du bist schon zwei Wochen lang nicht bei ihr gewesen. Steig ein!«)
    HÖR ENDLICH AUF, DICH WIE EIN KIND ZU BENEHMEN!
    (»Gib mir das Hemd, damit es anständig gebügelt wird!«)
    NIMM DEIN LEBEN SELBER IN DIE HAND!
    (»Jetzt wäre der richtige Moment, dir einen Job zu suchen, und nicht dein Erspartes auf den Kopf zu hauen und kreuz und quer im Land herumzuzigeunern.«)
    Liebe Eltern! Ihre Kinder haben auf ihre Art versucht, das zu sein, was Sie von ihnen erwarteten. Das ist für Sie alle peinlich, schmerzhaft und unangenehm.
    Wann sie erwachsen werden?
    Wenn Sie es zulassen.
Zeigt her eure Füßchen …
    Wenn man es sich recht überlegt, ist die Technik in diesem unserem Lande noch nicht nennenswert vorangekommen. Wir können uns zwar mit elektronischen Spielchen amüsieren und haben Müllschlucker, aber andererseits sitzen wir immer noch ums Lagerfeuer, und unsere Kinder bemalen immer noch die Wände.
    Mit der medizinischen Technik ist es noch schlimmer. Der gewöhnliche Schnupfen bleibt ein Rätsel. Keiner weiß, wieso man heiße Wallungen im Sommer hat und nicht im Winter, wo man sie gut gebrauchen könnte. Und kein noch so begabtes Mitglied des Ärzte-Clans hat das größte Geheimnis aller Zeiten zu entschleiern versucht: Wie man Kinderfüße am Wachsen hindert.
    Seit Jahren bemühen wir Eltern uns, die Wachstumsrate vorauszuberechnen. Von dem Moment an, in dem ein Kind selbständig laufen lernt, bis zu den letzten College-Tagen hat es nie ein Paar Schuhe, das ihm wirklich paßt.
    Ich habe mir die Füße meiner Kinder durch ein Röntgengerät angesehen und weiß genau, daß sie, ehe sie dem betreffenden Schuh entwachsen, noch gut zwei Nummern Spielraum haben, doch schon auf der kurzen Strecke zwischen Schuhgeschäft und Parkplatz sagt das Kind: »Mami, diese Schuhe zwicken mich an den Zehen, und an der Ferse schubbern sie.«
    Man könnte 135 Paar Schuhe verschiedener Größen kaufen, und nicht eines davon würde dem Kind zu irgendeinem Zeitpunkt passen.
    Dennoch sind Schuhe nicht die einzigen Geheimnisse, die Kinderfüßen anhaften. Einer meiner Söhne ging nirgendwohin zu Fuß. Selbst wenn er nur ins Badezimmer wollte, nahm er sich ein Taxi. Immer wenn ich ihm zufällig einmal begegnete, hatte er die Füße in Augenhöhe: auf dem Kaffeetisch, auf dem Sessel, auf dem Fernseher, auf dem Armaturenbrett, an der Wand. Ich fuhr ihn zur Schule, direkt bis an seine Bank. Ich fuhr ihn zum Training, in die Bücherei, in die Häuser seiner Freunde, auf den Spielplatz, in die Turnhalle und in die Apotheke. Der Junge hatte nagelneue, unbenutzte Füße. Glauben Sie mir: Eine Fussel auf dem Teppich hätte ihm wehgetan. Als er seine Schuhe ungefähr drei Wochen hatte, klagte er über ein Loch in der Kappe.
    Ich habe es mir ausgerechnet: Wenn der Verstand eines Kindes sich so rasch entwickeln würde wie seine Füße, könnte es mit sechs Jahren fünfzehn Sprachen sprechen, erfolgreich über Freud debattieren, Plato erklären, besser schreiben als Shakespeare und es in Physik mit Einstein aufnehmen. Die Institution Eltern wäre veraltet.
    Sie haben sich vermutlich auch schon öfters gefragt, warum nicht mehr Kinder von daheim weglaufen. Wissen Sie warum? Die Füße tun ihnen weh. Sie wandern durchs Leben mit Schuhen, die

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