Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
Morgendusche genießen. Das Gebrüll drückt keinesfalls Schauer und Grausen aus, sondern vertreibt eben wilde, gefährliche Tiere aus der näheren Umgebung, die Jane ja auch gleich betreten wird. Heute richtet sich die Abwehr meist nur gegen Schaben und Silberfische, aber die sind ja auch gefährlich, schenkt man Janes Gekreische Glauben.
Manchmal ließ sich Tarzan aber auch in den Pfuhl fallen, der mit grünem Glibber bedeckt war und in dem gefährliche Krokodile hausten. Traf er auf einen der Bewohner, wertete Tarzan das Bad mit einer kurzen Schlacht auf – und brachte auch noch stolz Beute mit nach Hause. Jane belohnte ihren Helden, denn schließlich schenkte er ihr ein Krokotäschchen. Als Erinnerung an diese harten Kampftage sitzen bei vielen Männern noch heute die schon erwähnten grünen Plastikkrokodile auf dem Wannenrand.
Ein Mann badet also regelmäßig und mit Wasser. Das war’s aber auch schon. Blubbernde Rosenwässerchenkügelchen, die die pflegenden Ölsubstanzen auf der Haut halten sollen (vorausgesetzt, Mann tupft sich nach dem Bad vorsichtig ab und rubbelt nicht), schäumende Bällchen, die ihm nur wenige Sekunden lang den Blick auf die mit badende Jane verwehren, oder den Kreislauf belastende ätherische Öle sind des Mannes Sache nicht. Auch war Tarzan peinlichst darauf bedacht, Körpergeruch zu vermeiden. Hatte das Naturdeo im Lauf der arbeitsreichen 120-Stunden-Woche doch versagt und wollte er seinen Geruch übertünchen, griff er zu den guten alten Naturmitteln wie Moos oder Tabak.
Außerdem wichtig für Tarzans Hygiene: kurze Finger- und Fußnägel, kurze Haare, kein Parfüm. All das sind Zeichen der Krieger und Kämpfer: Der Gegner soll keine Chance bekommen, sich in deinen Haaren zu vergreifen. Und nicht umsonst zogen unsere Urahnen die Frauen hinter sich her und nicht umgekehrt. Da Tarzan es gewohnt war, seine Toilette – wie Jane das so schön nennt – auf dem Baum zu erledigen, war auch klar, dass er alles fallen lassen konnte: Fingernägel, Barthaare, Fellreste. Da Tarzan bis heute aus diesem kollektiven Unterbewusstsein schöpft und zudem gerne Arbeitsplätze und Argumente für Putzfrauen schafft, ändert er dieses althergebrachte Verhalten nicht: Schnipp – fliegt der kleine Fingernagel durch die Luft und landet ausgerechnet auf dem Tiegel mit Nagelstärkungscreme (gut dass er Jane gehört und sie ihn nach jedem Benutzen gleich wieder fest verschließt). Mit der Rasierklinge werden die Stoppeln direkt ins Waschbecken (immerhin! naja, meistens) geschabt und der Klamottenhaufen direkt vor der Dusche wächst, ohne Rücksicht auf 30-, 60- und 95-Grad-Sortierung. Die Zeit für die männliche Körperpflege ist ohnehin knapp, denn schon steht Jane in der Tür, um sich ausgiebig zu pflegen und zu cremen, was nur geht, wenn Tarzan nicht im Badezimmer ist.
Ab ins Hamam
Und wenn keine Fußballsaison ist, die letzte Kugel eingelocht und das letzte Bier getrunken, geht Tarzan ins Hamam. Dort trifft er Freunde und den dicken Mann mit dem Palmwedel, der auch der einzige ist, der ihn damit schlagen darf: Tarzan erinnert sich dabei an die widerborstigen Blätter, die ihm beim Lianenschwingen ins Gesicht peitschten, oder an Äste, die er auf dem brettharten Bauch spürte. Im Hamam gibt es die schlichte Olivenölseife, die die Haut nach Natur riechen lässt. Und nach sonst nichts. Heiße Steine, auf denen ruhig auch andere Männer liegen und ihren Gedanken nachhängen dürfen. Und vor allem: Nie fällt ein Wort zu viel. Der dicke Mann walkt dich durch, dass es dir für die kommenden Wochen reicht. Die Muskeln sind so locker, dass du wieder jagen kannst und jeden noch so anspruchsvollen Billardstoß hinbekommst. Daran schließt sich ein Besuch beim türkischen Frisör an, der – ganz Mann – nicht ständig daherschwätzt, wie es blonde, geschminkte, aber immerhin vollbusige Friseusen häufig tun: „Und! Wo geht’s hin? Im Urlaub?“ Einzig ein schlichtes, routiniertes und leises „Wie immer?!“ dringt von ihm zu dir, und ihr seid zufrieden. Schon nach dem zweiten Mal weiß er, dass du Tee nimmst. Und du weißt, dass die Frage „Koteletts?“ nichts mit Essen zu tun hat, sondern nur mit den Haaren vor deinen Ohren. In Gedanken gehst du in Ruhe die Aufstellung deiner Elf beim Endspiel durch oder denkst darüber nach, mit welchem Werkzeug du den Kabelsalat über dem Spiegel in Ordnung bringen könntest. Oder du erinnerst dich an gestern Abend und an diese Frau, deren Name dir jetzt
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