Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
Und zeigt auf – dich. Du schwörst wieder einmal, das war das letzte Mal, dass du mit deiner Frau einkaufen warst. Denn selbst wenn du’s schaffst mitzuhalten – du wirst es ihr nie recht machen können:
„Steht mir das?“
„Ja, Schatz, wirklich.“
„Ach, ich glaub doch nicht.“
Oder: „Soll ich das nehmen?“
„Ja, das sieht wirklich sehr gut aus.“
„Ach nee, da sehe ich ja aus wie Sabine.“
Inzwischen stehst du Armseliger mit drei bis vier Tüten beladen – irgendwas hat sie zwischendurch dann doch noch schnell mitgenommen – wie ein begossener Pudel zwischen den Drehständern, tauschst verständnisinnige Blicke mit anderen Männern, die geduldig vor Umkleidekabinen warten wie sonst nur in der Schlange vor dem Bierzelt. Manchmal huscht einer weg um „das Gleiche in 36 … oder vielleicht in 38“ zu holen. Und du erwartest eigentlich, dass der Kaspar dabei noch schnell eine Pirouette dreht, die Strumpfhosen dazu hätte er ja schon an. Überall ertönt dasselbe Echo im Bass: „Toll, Schatz, ganz prima. Also … das steht dir aber, wirklich schön.“
Und zwei Tonlagen höher schallt es zurück: „Bist du sicher? Ach, ich weiß nicht. Na, ja, vielleicht doch das aus dem ersten Geschäft?“
Da kannst du nur froh sein, dass du da schon wieder gelandet bist. Der Gefangenenchor von Nabucco hört sich dagegen an wie die Freudengesänge der Brasilianer, wenn sie mal wieder die WM gewonnen haben. Und dabei weiß doch jeder, dass es überhaupt nicht darauf ankommt, was wir dazu zu sagen haben, sondern dass nur das Urteil der anderen Frauen zählt.
Nach fünf im Urwald
Tarzan hätte sich nie in eine solche Situation manövrieren lassen. Dass das mal klar ist. Er brachte die Felle nach Hause, aus denen sich Jane dann ihren Lendenschurz und leider irgendwann etwas mehr schneiderte. Oder könnt ihr euch etwa folgende Szene vorstellen? Tarzan und Jane, gemeinsam am Flussufer unterwegs, betrachten die Ware fremdländischer Händler. Diese verdrehen Jane mit einigen „Ciao bellas“ den Kopf, und schon muss sie unbedingt die hochhackigen Pumps mit den seltsamen Initialen haben. Hervorragend geeignet zum Baumhausreinigen etc. Hätte Tarzan ihr die etwa gekauft? Auch noch im Austausch gegen seine unter Lebensgefahr erbeuteten Tierfelle? Sicher nicht.
Diese Szene muss sich einige Jahrhunderte später abgespielt haben, als die Degeneration der Dschungelmenschen ihren Anfang nahm. Irgendwann jedoch sah ein unglücklicher Nachfahre unseres Urmannes in einem schwachen Augenblick im wahrsten Sinne des Wortes seine Felle davonschwimmen – an Bord eines italienischen Lederwarenhändlers. Und das Ende vom Lied: Seine Frau hatte ein weiteres Argument dafür, dass er in Zukunft auch noch die Beeren sammeln musste, ursprünglich eine ihrer wenigen Aufgaben. „Aber in diesen Schuhen, unmöglich, Darling.“
Muss ich noch erwähnen, dass das Weichei in der Nationalmannschaft der Kolonialmächte als DAS Talent gehandelt wurde? Schönen Dank auch. Nachdem dieser Damm einmal gebrochen war, blieb uns nichts anderes mehr übrig, als die Frauen permanent zu begleiten, um wenigstens den finanziellen Schaden ihrer Einkaufstouren in Grenzen zu halten.
Fährst du, Schatz?
Doch auch mit der letzten Unterschrift in der Fußgängerzone hat das Drama des Tages noch kein Ende gefunden. Weiteres Schlimmeres kündigt sich so schnell an, wie sonst nur die Photonen-Torpedos auf fremde Sternenschiffe zuschießen: „Fährst du heim, Schatz?“ So harmlos, so nett, so Jane. Die Frage könnte von Zutrauen zeugen, von Bewunderung. Und doch meint sie etwas ganz anderes. Wahrscheinlich wurde das hinterhältige trojanische Pferd doch nicht von Odysseus und seinen Kumpels gebaut, sondern von einer Frau. Denn diese vermeintlich einfache Frage enthält eine ganze Heerschar von Fallen und Stolperdrähten.
Die erste Granate geht schon hoch, wenn du siehst, wie Jane deinen geliebten Alfa zwischen diesen grausig-grauen Betonpfeiler und den gammeligen gelben Astra gedrückt hat. (Du selbst bist direkt aus dem Büro zu ihr geeilt, sie durfte ausnahmsweise den Wagen nehmen.) Es bleiben dir bestenfalls acht Zentimeter zum Öffnen der Tür, die selbst für den härtesten Waschbrettbauch zu knapp bemessen sind. Dann stockt dir der Atem, wenn du sieht, wie schief er steht. Vermutlich dient das bereits der Strategie „Kauf-mir-lieber-einen-knuffigen-Polo-bevor-ich-deinen-Alfa-verkratze“. Kaum rauszurangieren. Nicht mal mit Servo.
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