Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
sie abgeschüttelt?«
»Ja, ich sehe auf jeden Fall niemanden hinter uns.«
»Mit ihrer alten Kiste holen die uns nie ein.«
»Du hast jetzt ganz schön Ärger an der Backe, Tomonori.«
»Du aber auch, Shoko.«
»Ist mir egal.«
»Mir auch. Nur weil die ein bisschen älter sind, dürfen die uns doch nicht wie Dreck behandeln, oder?«
»Nein.«
Ich machte mir wirklich keine großen Sorgen, schließlich war es nicht das erste Mal, dass die Älteren mich angemotzt hatten oder ich mich mit ihnen angelegt hatte. Und es würde sicherlich auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Deshalb verstand ich zunächst nicht, warum ich immer noch zitterte. Dann wusste ich plötzlich, warum. Ich hatte wieder diese grässliche Stimme im Ohr, die mir zuflüsterte: »Du bist ja schon richtig erwachsen, Shoko-chan …«
Aber auch dieses Erlebnis trug nicht dazu bei, dass ich vernünftiger wurde. Ich hing wie immer mit meinen Freunden herum und ging nur noch manchmal zur Schule, wenn ich Lust dazu hatte. Da meine Haare, meine Uniform und alles an mir gegen die Schulordnung verstieß, kam ich jedoch nie bis ins Klassenzimmer. Also ging ich nicht zum Unterricht in die Schule, sondern nur, um die Lehrer zu besuchen. Wenn ich ab und zu auftauchte, sahen mich die anderen Schüler richtig angewidert an. Wahrscheinlich auch deshalb, weil meine Arme, die aus der Sommeruniform ragten, knallrot entzündet waren, denn ich litt an Neurodermitis. Sie sahen mich voller Verachtung an, wie etwas Unreines.
Einer der Gründe, dass ich doch immer wieder vorbeikam, war der Vertrauenslehrer, der für die Beratung zuständig war und mir einmal laut und ernsthaft ins Gewissen geredet hatte. Anders als die anderen Lehrer, die fest entschlossen waren, mich nicht zu beachten, hatte er mich sogar mehrmals geschlagen. So konservativ dieser Erziehungsstil auch war, für mich war es ein Zeichen, dass ihm wirklich etwas an mir lag. Dieser Lehrer half mit, meine Vorurteile gegenüber Lehrern abzulegen und zu erkennen, dass es auch gute Lehrer gab.
Mein Vertrauenslehrer war noch sehr jung, aber er gab sich große Mühe und kümmerte sich wirklich um die Problemfälle. Auch der Direktor war ein ziemlich toleranter Mensch. Beide zeigten mir, dass es auch unter den Lehrern gute und schlechte Menschen gibt. Also bin ich eines Tages sogar in das Lehrerzimmer gegangen und habe mich bei meiner Klassenlehrerin aus der siebten Klasse entschuldigt, mit der ich den ersten großen Streit hatte.
»Ich möchte mich entschuldigen für die Sache von damals …«, sagte ich, und sie erwiderte lächelnd: »Tendo-san, ich hätte auch nicht so mit dir sprechen sollen. Möchtest du nicht doch wieder in meinen Unterricht kommen? Ich würde mich freuen.«
Die ganze Sache war mir zwar einerseits ziemlich unangenehm, andererseits war ich aber auch erleichtert und froh, dass ich mich entschuldigt hatte.
In der neunten Klasse 13
› Hinweis
bin ich immer noch von zu Hause abgehauen und ging gar nicht mehr zur Schule. Zusammen mit Yoshimi und den anderen zerkaute ich tonnenweise Schlaftabletten, die wir dann mit Limonade herunterspülten, weil wir glaubten, dass sie dann schneller wirken würden. Die aufkommende Müdigkeit vertrieben wir durch das Inhalieren von Lösungsmitteln. Wir genossen das Gefühl, das sich dabei einstellte.
Schulsystem: Japanische Schüler werden automatisch in die nächste Klasse versetzt, Sitzenbleiben ist nicht möglich.
Einmal sind Yoshimi und ich gleichzeitig aufgewacht, dann haben wir uns entsetzt angestarrt, als wir die Nachrichten im Fernsehen sahen. Schnell holte sie die Zeitung aus dem Briefkasten und blickte auf das Datum.
»Shoko, das ist der Hammer. Wir haben drei Tage durchgepennt!«
»Wahnsinn, das ist ja wie bei Urashima Taro 14
› Hinweis
.«
Urashima Taro: Laut einer alten Sage rettet der junge Fischer Urashima Taro eine Schildkröte und wird zur Belohnung in ihr Schloss unter dem Meer gebracht. Als er in die Welt der Menschen zurückkehrt, sind 100 Jahre vergangen und alle, die er kannte, sind längst tot.
Wir platzten fast vor Lachen.
Die meiste Zeit machten wir nur solchen Unsinn und lachten uns kaputt darüber. Einmal war ich so dicht von all dem Zeug, das ich geschluckt hatte, dass ich es nicht verhindern konnte, dass ein Typ aus unserer Gang, den ich nicht besonders mochte, auf mich kletterte und Sex mit mir hatte. Als ich am nächsten Tag in seinen Armen aufwachte und mir wieder einfiel, was gestern passiert war, wurde mir so
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