Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
schlecht, dass ich mich auf dem Klo übergeben musste.
Irgendwann fing ich dann an, Marihuana zu rauchen. Es gab kaum einen Tag, an dem ich mir nicht den Kopf mit irgendetwas zudröhnte. Da alle von Marihuana nur als »Gras«, »Blatt« oder »Hasch« sprachen, dachte ich, dass es nur irgendwelche Zigaretten wären, die irgendwie anders schmeckten. Ein paar frühreife Mädchen gingen noch weiter und spritzten sich Amphetamine, also Speed. Ich sah, wie sie sich prostituierten, um an den Stoff zu kommen, oder einfach mit jedem schliefen, wenn sie zugedröhnt waren.
Ich habe zu der Zeit nie Speed genommen, auch wenn es mir mehrere Male angeboten wurde, denn ich wollte nicht so sein wie sie.
Damals hing eine Gruppe von uns oft vor einer Spielhalle herum. Eines Nachmittags hörte ich jemanden rufen: »He Shoko, du machst deinem Vater wirklich große Sorgen.«
Als ich mich umsah, entdeckte ich Kobayashi-san, einen jungen Mann aus Papas Yakuza-Familie. Sofort warfen wir alle unsere Tüten mit Lösungsmittel weg und stoben in alle Richtungen davon. Wenn Kobayashi-san uns erwischte, zwang er uns hinzuknien, ganz egal ob es mitten in der Innenstadt oder sonst wo war, und hielt uns dann mit einer grässlichen Teufelsfratze eine seiner Moralpredigten. Wenn ich auch nur den Hauch eines Widerspruchs wagte, würde er mir erst eine verpassen und mich an den Haaren nach Hause schleifen, wo mein Vater mich dann wahrscheinlich totschlagen würde. Das wollte ich keinesfalls riskieren.
»He, wartet!«
Kobayashi-san sprang aus seinem Toyota Crown und rannte uns hinterher. Wir wussten nicht, wo wir uns verstecken sollten, also rasten wir in ein vierstöckiges Einkaufszentrum. Panisch kletterten wir aus den Fenstern im dritten Stock auf das Dach des Hauses nebenan.
»Shoko, Kobayashi verfolgt uns.«
»Der spinnt wohl, wenn er da runterfällt, erwischt er uns gar nicht mehr.«
»Hahaha! Stimmt!«
Kobayashi war ziemlich stämmig. Wir konnten aus der Entfernung erkennen, wie er nach Luft japste. Aber auch wir waren ziemlich fertig und kurz vor dem Zusammenklappen, weil wir Lösungsmittel geschnüffelt hatten.
»Ist Kobayashi-san wirklich noch immer hinter uns?«
»Klar, die Teufelsfratze ist immer noch da.«
»Das kann doch nicht wahr sein!«
»Hihihi, war nur ein Scherz.«
»Das ist echt nicht komisch. Wenn er uns diesmal erwischt, bringt er uns alle um …«
»Ja, diesmal laufen wir wirklich um unser Leben.«
Und dann lachten wir uns kaputt darüber.
Während wir da oben standen und lachten, suchte Kobayashi die ganze Zeit nach uns. Und das obwohl mein Vater ihm gesagt hatte, dass er mich in Ruhe lassen solle. Aber aus irgendeinem Grund hörte er in diesem einen Punkt nicht auf ihn. Ich spielte also Räuber und Gendarm mit der Yakuza und mit der Polizei und rannte mit meinen Freunden quer durch die Stadt.
Während der ganzen Zeit bin ich nie nach Hause zurückgekehrt. Und mit meinem Leben ging es immer weiter bergab.
»Mann, ist das langweilig. Ich hasse es, wenn es ständig regnet«, meinte Rie, die mit dem Rücken an der Wand lehnte, an der ein Poster mit Kätzchen im Bosozoku-Bandenlook hing, und ihre Beine ausstreckte. Da es seit ein paar Tagen regnete, blieben wir an unseren Lieblingsplätzen und schnüffelten Lösungsmittel. So überstanden wir die langweilige Regenzeit.
»Bald sind Sommerferien, das wird bestimmt lustig. Dann können wir mit den Älteren in ihren Autos rumfahren.«
»In den Sommerferien sind auch immer viel mehr Leute da.«
»Stimmt. Coole Jungs. Wollen wir Haarfärbemittel kaufen und uns Strähnchen machen?«
»Ja gut, gehen wir!«
Unsere Haare zu färben war das Highlight unserer Tage. Ungeduldig warteten wir auf den Ferienbeginn. Doch dummerweise sollte der Sommer dieses Jahr nicht besonders viel Spaß bringen.
Die Regenzeit war gerade vorüber und wir hingen immer noch planlos herum, als Yoshimi wieder einmal Probleme mit dem älteren Mädchen bekam, das mich bereits in der siebten Klasse »bestraft« hatte.
Nachdem sie Yoshimi zu einem Treffen gerufen hatte, meinte diese: »Ich kann da schon allein hingehen, aber die warten da bestimmt zu mehreren auf mich …«
Also begleitete ich sie zum vereinbarten Treffpunkt. Wie wir schon befürchtet hatten, standen dort vier Mädchen bereit. Es kam zu einer heftigen Schlägerei, die schnell die Polizei auf den Plan rief. Wir wurden wegen Körperverletzung festgenommen, mit Handschellen gefesselt und zum wartenden Polizeiwagen gebracht.
»Rein
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