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Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Titel: Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shoko Tendo
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da, du kleine Schlampe«, schnauzte mich ein Polizist an, schubste mich in den Wagen und schlug mir auf den Kopf. Ich befreite mich daraufhin von den Handschellen, die nur locker am Handgelenk gesessen hatten und problemlos abzustreifen waren, und schleuderte sie dem Polizisten entgegen.
    Als wir im Polizeirevier angekommen waren, verweigerte ich die Aussage. Der Polizist aus der Abteilung Jugendkriminalität wollte mein Verhalten nicht akzeptieren und trat mir daher unter dem Tisch im Verhörzimmer immer wieder gegen das Schienbein, schlug mehrmals auf den Tisch und stieß so fest gegen meine Schulter, dass ich mit dem Stuhl umfiel.
    Das alles machte mich aber nur noch sturer, sodass ich nicht einmal mehr auf freundliche Worte reagierte und gar nichts mehr sagte. Schließlich gab der Polizeibeamte auf und schrieb das Verhörprotokoll.
    »Hier unterschreiben«, bellte er mich an und hielt mir das Papier unter die Nase. Ich dachte gar nicht daran zu unterschreiben, ganz egal, wie oft er mich auch dazu aufforderte.
    »Du bist doch die Tochter der Tendo-Yakuzas? Kein Wunder, dass du so störrisch bist. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.«
    Ich fand es komisch, dass er an dem Punkt, an dem er gar nicht mehr weiterkam, ausgerechnet meinen Vater ins Feld führte. Eigentlich war ich nicht mutig, ich hatte nur nichts gesagt, weil ich wusste, dass mich das, was auch immer ich sagen würde, nur noch in größere Schwierigkeiten bringen würde. Der Polizist hatte notiert, dass ich Drogen dabeigehabt hätte, dabei hatten sie in meiner Tasche nur ein völlig harmloses und rezeptfreies Schmerzmittel gefunden. Für die Polizei war es allerdings ziemlich einfach, falsche Anklagen zu erheben. Ein paar Tage später wurde ich in die Jugendarrestanstalt in Osaka überführt, die direkt neben dem Jugendgefängnis lag.
    Die Zeit in der Anstalt verbrachte ich mit Lesen und dem Anfertigen von Papier-Collagen. Weil ich kaum Gelegenheit hatte, mich zu bewegen, freute ich mich immer darauf, wenn ein oder zwei Mal pro Woche Tischtennis gespielt wurde.
    Ich hatte eine Einzelzelle, und aus der Nachbarzelle hörte ich leise Stimmen und Lachen. Auch wenn die Neuankömmlinge normalerweise die Einzelhaft hassten, fühlte ich mich ziemlich wohl so, weil ich es genoss, endlich einmal allein zu sein. Irgendwie gab es mir ein Gefühl von Freiheit.
    Das Essen wurde aus einem großen Topf ausgegeben, aber die Misosuppe 15
› Hinweis
kam seltsamerweise immer in einem blauen Plastikgefäß, das wie ein Eimer aussah. In der Misosuppe war kaum etwas enthalten, und sie hatte nur wenig Geschmack, aber der Reis war mit Gerste gemischt und schmeckte nicht schlecht. Aus der Nachbarzelle konnte ich allerdings jemanden jammern hören: »So etwas Ekliges kann ich einfach nicht essen.« Einigen von den inhaftierten Mädchen ging es wirklich schlecht und sie taten mir leid.
    Misosuppe: eine Suppe aus Sojabohnenpaste, essenzieller Bestandteil jeder japanischen Mahlzeit.
    Der Sommer war jetzt endlich da, und wenn das Licht nachts gelöscht wurde, war es in der Zelle immer noch so heiß wie in einer Sauna. Daher war es fast unmöglich, einzuschlafen. Außerdem zerrissen mitten in der Nacht die frisierten Auspuffe der Bosozoku-Motorräder die nächtliche Ruhe und erinnerten mich daran, dass ich nicht mehr in Freiheit war. Diesen Sommer würde ich also an diesem Ort verbringen. Die Zeit vor der Verhaftung, als ich mit meinen Freunden durch die Stadt gezogen war und Spaß hatte, schien eine Ewigkeit her zu sein. Selbst der Mond schien mich darauf hinweisen zu wollen. Denn seine Strahlen leuchteten mir direkt ins Gesicht, wenn ich zum Fenster blickte, und gleichzeitig war er so weit weg – außerhalb meiner Zelle, jenseits des Fenstergitters, durch das ich nicht einmal meine Hand strecken konnte. Wie konnte etwas, das einerseits so nah wirkte, doch so weit entfernt sein?
    Ein Wachmann näherte sich der Zelle, an seinem Gürtel klapperte der Schlüsselbund.
    »Tendo. Besuch für dich.«
    Der Schlüssel drehte sich im Schloss und die eiserne Tür öffnete sich mit einem Quietschen. Für mich war es das erste Mal, dass ich von einem Wachmann zum Besucherraum gebracht wurde.
    Wie viele Yankees waren wohl vor mir schon hier entlanggelaufen und was hatten sie dabei gedacht, fragte ich mich und starrte auf meine Füße.
    Als die Tür zum Besucherraum aufging, saß da mein Klassenlehrer aus der Schule. Er hatte mir eine Flasche Cola mitgebracht, obwohl ich kein einziges

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