Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
mir ein Yakuza. Eines Tages nahmen wir unsere Lösungsmittel-Tüten mit und besuchten ihn in seinem Yakuza-Büro. Da er anfangs noch allein war, schnüffelten wir ganz entspannt an unseren Lösungsmitteln, als plötzlich Nakauchi-san, sein Chef, wiederkam. Schnell verbargen wir die Tüten vor ihm, aber der typische beißende Gestank hatte sich schon im ganzen Büro ausgebreitet. Wir warteten angespannt, was nun passieren würde. Doch Nakauchi-san schmiss sich auf das Sofa und meinte: »Wie lange wollt ihr diesen Kinderkram noch machen? Wenn ihr schon was nehmen müsst, dann nehmt doch was Besseres.«
Daraufhin zog er aus seiner Herrenhandtasche einen zehn mal zehn Zentimeter großen Plastikbeutel mit Speed und einer Spritze, den er lässig auf den Tisch warf. Ich kannte bisher nur kleine Beutel mit Speed, aber das war natürlich kein Vergleich. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von dieser gewaltigen Menge abwenden, ich war wie hypnotisiert.
Dann befahl Nakauchi-san: »He du, hol ein bisschen Wasser.«
Sofort brachte der Neue einen Becher voller Wasser. Nun schnitt Nakauchi-san eine Ecke von einer Zeitschrift ab und machte daraus eine kleine Schaufel. Dann ließen sich alle, ohne auch nur kurz zu zögern, Speed spritzen. Es schien so, als hätten sie alle schon Erfahrung damit.
So ein Mist … was sollte ich jetzt tun? Ich hatte keine andere Wahl, ich musste auch spritzen. Schließlich konnte ich ja nicht als Einzige auf braves Mädchen machen und »Nein, das ist nichts für mich« oder »Ich gehe jetzt lieber nach Hause« sagen.
Meine Freundin Mizue war vor mir dran und fragte: »Du nimmst doch auch was, Shoko?« Als ich nicht antwortete, grinste sie und meinte: »Du hast das wohl noch nie gemacht, oder?«
»Natürlich, ist doch klar«, schnaubte ich wütend und setzte eine Miene auf, als würde so etwas zu meinem Alltagsgeschäft gehören. Auf keinen Fall durften die anderen denken, dass ich Schiss hatte. Ich versuchte, ganz cool zu wirken.
Also machte ich es den anderen nach und spannte den linken Oberarm fest an, damit die Vene gut zu sehen war. Dann hielt ich Nakauchi-san meinen Arm vor das Gesicht.
»Das ist mal eine schöne Vene«, sagte er mit einem breiten Grinsen und drückte die Nadel hinein. Als ein Drittel eingedrungen war, füllte sich die Spritze mit Blut.
»Gut, lass die Hand jetzt locker, Shoko.«
Ich schüttelte die Hand, mit der ich meinen Oberarm festgehalten hatte. Nachdem er die Spritze geleert hatte, zog er die Nadel schnell heraus und reichte mir ein Taschentuch.
»Oh, danke.«
Ich drückte das Taschentuch auf die Einstichstelle, dann raste plötzlich etwas Kaltes durch meinen Körper, das mich erschauern ließ. Meine Haare stellten sich auf.
»Na, knallt es?«, fragte Nakauchi-san, während er die Spritze in das Wasserglas steckte. Dann saugte er klares Wasser ein und spritzte das trübe, blutige in den Aschenbecher.
»Hm … nein, eigentlich nicht.«
Da es mein erstes Mal war, wusste ich nicht so genau, was ich eigentlich fühlen sollte.
»Echt? Das ist ja komisch. Dabei habe ich dir sogar ziemlich viel verpasst. Du kannst anscheinend was vertragen. Na gut, dann kriegst du eben noch einen Schuss.«
Nakauchi-san signalisierte dem Neuen, dass er neues Wasser holen und den Aschenbecher ausleeren solle.
»Glaubst du, das reicht?« Dabei schüttelte er etwas Speed auf ein Blatt Papier und zeigte es mir.
Ich nickte einfach, ohne die geringste Ahnung zu haben. Nakauchi meinte stolz: »Diesmal wird es aber richtig knallen.«
Dann gab er mir noch einen Schuss in die gleiche Vene. Dieses Mal raste ein irres Gefühl vom Kopf bis zu den Zehen in einem Wahnsinnstempo durch mich hindurch.
»Na, spürst du was?«
»Ja, ganz anders als gerade eben.«
»Shoko, bist du dir sicher, dass du so viel vertragen kannst?«, erkundigte sich Mizue besorgt.
»Klar, kein Thema«, antwortete ich.
Obwohl wir alle schon high waren, zogen wir uns den restlichen Abend noch Marihuana rein, lachten und redeten Unsinn. Kurz nachdem die Sonne aufgegangen war, begann das Atmen plötzlich wehzutun und mein Körper wurde schwer, dabei war er doch die ganze Zeit über so leicht gewesen. Das High verwandelte sich auf einmal in einen unerträglichen Schmerz. Jetzt verstand ich, warum meine Klassenkameraden damals Anfang der neunten Klasse alles getan hatten, um an mehr Speed zu gelangen. Während ich noch darüber nachdachte, ging es mir immer schlechter. Ich beobachtete unter Schmerzen, wie meine Freunde
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