Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
dann.«
Irgendwie war mir Mizue komisch vorgekommen, deshalb hatte ich ein ganz ungutes Gefühle bei der Sache. Nach etwa einer halben Stunde kam Nakauchi endlich wieder. Da ich nicht damit aufhörte, im hinteren Zimmer Videospiele zu spielen, kam er aus der Küche zu mir und meinte: »Na, willst du noch einen Schuss?«
Die Nadel drang in die Vene in meinem linken Arm, den ich mit der rechten Hand abdrückte. Das Blut, das in die Spritze schoss, war dunkler und trüber als noch am Mittag.
Das Videospiel gab zum wiederholten Mal seine typischen Melodien von sich und so langsam hatte ich keine Lust mehr zu spielen und zu warten, doch Mizue kam einfach nicht zurück. Ich fühlte mich nicht wirklich wohl dabei, so ganz allein mit Nakauchi in seiner Wohnung zu sein, und musste mich irgendwie von diesen Gedanken ablenken. Als Nakauchi merkte, dass ich unruhig wurde, meinte er: »Hast du jetzt endlich genug gespielt? Sollen wir was zu essen kochen?«
»Nein danke, ich habe gar keinen Hunger. Ich glaube, ich geh dann langsam mal …«
»Ach was, du hast doch noch Zeit. Du kannst doch mit mir was essen.«
»Mizue braucht wirklich lange … ich denke, ich gehe jetzt.«
»Warten bringt sowieso nichts.«
»Wieso?«
»Die kommt nicht zurück. Komm, lass uns lieber vögeln.«
»Fass mich bloß nicht an«, schrie ich ihn an und wollte aufstehen, aber er hielt mich mit einer Wahnsinnskraft fest.
»Lass mich los!«
»Komm, hör schon auf mit dem Theater.«
Er riss meine Bluse auf und zerrte meinen BH nach oben.
»Nein, lass das!«
»Mizue hat mich auch rangelassen.«
»Aber ich bin nicht Mizue, lass mich los.«
»Jetzt reicht’s, du Miststück!«
Dann schlug er mir mit der Faust, an der ein riesiger Ring war, ins Gesicht. Meine linke Wange riss auf und ich schmeckte Blut, das in meinen Mund lief. Das war es dann wohl. Er würde mich jetzt gleich vergewaltigen, und ich konnte einfach nichts dagegen tun. Als ich kaum mehr Kraft hatte, um mich zu wehren, hämmerte plötzlich jemand an die Tür.
»He, macht die Tür auf! Nakauchi-san! Shoko!«
»Mizue!«, brüllte ich, so laut ich konnte, schob den überraschten Nakauchi mit letzter Kraft von mir und rannte in Richtung Tür.
»Scheiße, wieso ist die denn wieder da?«
Sobald Nakauchi die Tür aufgemacht hatte, flitzte ich nach draußen. Ich hielt meine zerrissene Bluse mit den Händen zusammen und lief ohne Schuhe über den kalten Asphalt nach Hause.
Am nächsten Tag rief Mizue mich an und sagte: »Du, Shoko, die Sache von gestern – das tut mir echt leid.«
»Ach ja?«
»Ehrlich, es tut mir wirklich wahnsinnig leid. Ich habe ihm gesagt, dass er nicht … ehrlich. Aber … na ja …«
Dann fing sie an zu weinen.
»Lass mich in Ruhe damit und mach ’ s gut.«
»Freundin« ist manchmal eben leider nur ein Wort. Ich wollte nicht länger darüber nachdenken oder mich weiter aufregen. Aber seitdem hing ich nicht mehr mit Mizue und den anderen herum, sondern schloss mich anderen Freunden an, die jeden Tag Speed nahmen.
Die Schuldeneintreiber waren jeden Tag bei uns. Oft kam der ehemalige Yakuza Maejima zu uns, den mein Vater schon lange kannte. Maejima war als Kredithai erfolgreich geworden, und Vater hatte früher mit ihm gearbeitet. Lustigerweise brachte er als Eintreiber Kimura mit, den ich vom Speedspritzen her kannte.
Eines Tages suchten Maejima und Kimura meinen Vater auf. Als sie wieder gingen, warf Kimura mir einen verstohlenen Blick und ein kleines Lächeln zu und murmelte leise: »Bis später.«
Er wirkte irgendwie schuldbewusst.
»Kennst du die Kleine, Kimura?«
»Ja.«
»Wie heißt du denn?«
»Shoko.«
»Du bist Shoko?«, fragte Maejima ehrlich überrascht.
»Ja.«
»Du machst deinen Eltern das Leben ganz schön schwer, wenn du nur Unsinn treibst.«
Maejima sah gut aus in seinem ganz offensichtlich teuren Anzug, doch sein Blick war unangenehm stechend. Ich neigte nur leicht meinen Kopf, sagte aber kein Wort und zog mich in mein Zimmer zurück.
Wenig später rief Kimura an.
»Shoko? Hast du jetzt Zeit?«
»Hallo Kimura-kun 22
› Hinweis
, bist du allein?«
kun: Namenssuffix für Jungen und Männer, selten auch für Frauen.
»Nein, Maejima-san ist bei mir.«
»Dann nicht, dann treffen wir uns ein anderes Mal.«
»Aber warum denn? Maejima-san möchte, dass du kommst. Er will dich zum Essen einladen.«
»Kimura-kun, sei so nett und denk dir eine Ausrede aus.«
»Ach komm schon, ich bin doch auch dabei.«
»Wenn du allein
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