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Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Titel: Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shoko Tendo
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konnte was bieten? Wer hatte gerade erst mit Speed angefangen? Und wer hatte aufgehört?
    Von all dem wollte ich nichts hören, sehen oder wissen und es sollte auch niemand irgendetwas über mich wissen. Ich wollte nicht so werden wie die … ich wollte nicht zu diesem Netzwerk gehören.
    Die Drogenräusche mit Maejima halfen mir dabei, mein häusliches Elend zu vergessen. Und jedes Mal, wenn ich zu Hause war, die Schuldeneintreiber an die Tür hämmerten, meine Mutter schluchzte und Na-chan sich ängstlich an mich klammerte, sehnte ich nur den Moment herbei, an dem ich dieser Realität mithilfe von Speed wieder entfliehen konnte.
    Maejima stach die Nadel in die Vene, doch als er das Speed hineinspritzen wollte, zog sie sich blitzschnell zurück und die Nadel sprang heraus.
    »Shoko, das wird so nichts. Die Vene ist einfach zu tief. Ich kann da nicht hineinspritzen.«
    Er zog die Nadel aus meiner Haut und schlug mir so hart auf den Arm, dass ich blaue Flecken davon bekam. Erst jetzt zeigte sich die Vene wieder. Erneut stach er zu und diesmal schoss das Blut dickflüssig und schwarz in die Spritze und ich glitt hinüber in den Drogenrausch.
    »Na, spürst du was?«
    »Ja …«
    »Du brauchst jetzt schon richtig viel, wenn du was spüren willst. Genauso viel wie ich.«
    Ich seufzte bei seinen Worten und zündete ihm eine Zigarette an.
    »Komm, zieh dich aus, schnell, und komm her zu mir.«
    Maejima schlug mit Schwung die Bettdecke zurück.
    »Ich will dich, jetzt sofort …«, murmelte ich und schmiegte mich an ihn.
    »Ja, Shoko, ich fange auch an, dich zu mögen.«
    »Shoko … Shoko …«
    Maejima flüsterte meinen Namen und steckte mir dabei seine feuchte Zunge ins Ohr. Das Geräusch, das dabei entstand, erinnerte mich daran, wie das Wasser in unserem alten Swimmingpool im Garten über den Rand geschwappt war.
    »Komm schon, Shoko, lass uns ausprobieren, wie oft wir hin- und herschwimmen können, ohne Luft zu holen!«
    Damals liebte ich es zu tauchen und in eine ganz andere Welt zu versinken.
    »He! Wehe, einer ärgert meine kleine Schwester!«
    Maki beschützte mich immer vor allen, die mich ärgern wollten.
    »Wenn wir zusammen sind, dann brauchen wir keine Freunde, oder?«, sagte Maki und hielt meine Hand. Aber ihr Gesicht verschwamm langsam und wurde immer undeutlicher …
    »Ist das gut so?«, unterbrach Maejima meine Träume.
    »Ja … weiter so …«
    Wieder stieg eine Kindheitserinnerung in mir auf. »Na, ihr habt wohl Hunger? Kommt schon her!« Die Koi-Karpfen hatten meine Schritte schon gehört und schossen auf mich zu. »Nicht so hastig, es ist genug für alle da.« Ich verstreute reichlich Futter, und die Karpfen schwammen nach Nahrung schnappend durcheinander und übereinander hinweg. »Morgen bekommt ihr wieder was … ich bin immer für euch da.«
    Meine Erinnerungen verschwammen zunehmend mit der Realität. Anfangs hatte ich voll angenehmer Gedanken auf dem Hotelbett dahingedämmert, aber plötzlich fühlte es sich an, als würde ich versinken, immer tiefer auf den Meeresgrund, wo nie ein Lichtstrahl hinkam.

4 . G ELIEBTE
    Kurz nachdem ich angefangen hatte, zweimal die Woche je vier Stunden in einer Snackbar 24
› Hinweis
zu arbeiten, lernte ich Shin kennen, der häufig Gast in der Bar war. Shin war acht Jahre älter als ich, hatte gerade sein eigenes Geschäft eröffnet und war verheiratet. Er war völlig anders als all die Männer, die ich bisher kannte. Er war immer ruhig und schien vor nichts Angst zu haben, das fand ich wahnsinnig anziehend. Ich dachte Tag und Nacht nur an ihn, doch ich konnte ihn nicht so oft sehen, wie ich wollte. Ich musste immer darauf warten, dass er anrief. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, schwappte eine Glückswoge in mir hoch, die aber schnell wieder zerstob, wenn er nicht in der Leitung war. Hatte er einen ganzen Tag lang nicht angerufen, wurde ich unruhig und ängstlich. Meine Liebe zu ihm wuchs ständig und machte mich furchtbar nervös, doch ihm gegenüber versuchte ich wie eine erwachsene, verständnisvolle Frau zu wirken. Ich wünschte mir so sehr, einmal eine ganze Nacht mit ihm zu verbringen, sagte aber nichts, da ich fürchtete, ihn ganz zu verlieren, wenn er sich bedrängt fühlte.
    Snackbar: eine Hostessenbar der unteren Kategorie. Bardamen flirten und servieren alkoholische Getränke, abgerechnet wird meist pro Stunde. Manchmal werden auch kleine Speisen gereicht. Es ist oft möglich, eine Flasche Whiskey zu kaufen, die in der Bar bleibt und

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