Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
Körper mit Seife einschäumte. Die Drachen, die sich auf seinem Rücken um den Räuber Jiraiya schlängelten, schienen direkt aus dem Dampf, der aus der Badewanne aufstieg, hervorzukommen. Es war wie in einem Albtraum. Als sich Maejimas Gesicht dem meinen näherte, kniff ich meine Augen ganz fest zu.
Nach dem Bad gab Maejima sich noch einen Schuss.
»Du auch«, befahl er und ohne zu zögern gab ich ihm meinen linken Arm. Er suchte sich wieder die gleiche Vene aus und stach die Nadel hinein.
In dem Moment, als er die Spritze herauszog, wurde mir schwarz vor Augen. Ich hatte furchtbare Angst, dass ich blind werden würde. Es war eindeutig die Folge einer Überdosis. Ich konnte nur noch bewegungslos auf dem Bett liegen. Maejima versuchte zwar, so mit mir Sex zu haben, aber mein Körper zeigte keinerlei Reaktion, ganz egal, was er auch tat. Ich erinnere mich noch genau an sein genervtes Gesicht, dann war es irgendwann Morgen.
»Dafür, dass du schon so einiges angestellt hast, bist du im Bett echt miserabel. Aber du wirst schon noch einiges von mir lernen. Und ohne Speed wirst du es gar nicht mehr tun wollen, wenn du es erst einmal erlebt hast.«
Maejima lachte.
Das nahm ich ihm nicht ab, denn da ich ihn nicht wirklich mochte, würde auch der Sex mit ihm sicherlich nie etwas Besonderes sein.
Von da an war ich mit Maejima fast jeden Tag in einem anderen Hotel, wir nahmen Speed und hatten Sex. Anfangs habe ich ihn einfach machen lassen, aber irgendwann reagierte mein Körper plötzlich heftig. Er drang hart in mich ein und mein ganzes Blut strömte zu diesem einen Punkt. Mir wurde heiß und ich konnte ihn in mir fühlen. Ich schrie, stöhnte und klammerte mich an seinem Rücken fest.
Vor Maejima war Sex für mich immer eine ziemlich leidenschaftslose, kalte Angelegenheit gewesen. Vielleicht hatte es zuvor süße Worte oder Zärtlichkeiten gegeben, danach war es immer sofort aus. Ich hatte nie eine echte Beziehung mit den Männern, mit denen ich geschlafen hatte, und ich war nie wirklich mit jemandem zusammen. Die Männer wollten auch nicht mehr.
In diesem Moment begriff ich zum ersten Mal, was ein »Orgasmus« war. Nach diesem Erlebnis erregte es mich schon, wenn ich nur sah, wie das Blut in die Spritze in Maejimas Arm schoss. »Bitte … tu es … schnell …«, bettelte ich ihn an und dann hatten wir pausenlos Sex bis zum nächsten Morgen.
Ganz egal, wie viel Speed ich auch nahm, ich wollte von niemandem Ponchu, also Speedfreak, genannt werden.
Denn sogar unter meinen Yankee-Freunden traute man den Speedfreaks nicht. Mit ihnen gaben sich nur Leute ab, die genauso süchtig waren wie sie. Was auch immer sie sagten, jeder dachte nur »Die reden so viel Mist, weil sie auf Speed sind«, und niemand nahm sie ernst. Schon das bloße Gerücht, ein Speedfreak zu sein, reichte aus, um einen zu disqualifizieren, selbst wenn es überhaupt nicht der Wahrheit entsprach und man vielleicht gar keine Drogen nahm. Kein Mensch nahm die Ponchus ernst.
Einer meiner Freunde drehte aufgrund seines Speedkonsums völlig durch. Er war fest davon überzeugt, dass seine Freundin ihn betrog, und zündete daher ihr Haus an. Ein anderer dachte, dass Würmer aus seinen Poren krochen, und schnitt sich die Haut mit einem Teppichmesser auf. Wieder ein anderer kratzte sich stundenlang den Ausschlag auf, der manchmal von Speed und all den Streckungsmitteln verursacht wird, bis die Haut eiterte und später aussah wie eine Brandnarbe. Ein weiterer Freund fühlte sich ständig beobachtet, also klebte er alle Fenster ab und zog sämtliche Stecker aus den Steckdosen, weil er überzeugt war, dass seine Wohnung abgehört wurde. Der nächste dachte, dass sich die ganze Nachbarschaft gegen ihn verschworen hatte und über ihn lästerte, daher rannte er plötzlich barfuß mit einem Küchenmesser auf die menschenleere Straße.
Ein anderer war davon überzeugt, dass die Polizei hinter ihm her war, und sah sich ständig um, wenn er unterwegs war. Selbst beim Autofahren blickte er andauernd in den Rückspiegel und achtete genau darauf, wer hinter ihm fuhr. Wieder ein anderer glaubte felsenfest, dass die Yakuza ihn verfolgte, und ging sogar deswegen zur Polizei.
Das Informationsnetzwerk der Speedfreaks funktionierte hervorragend: Wer war verhaftet worden? Gegen wen lag ein Haftbefehl vor? Welcher Ort war nicht sicher, weil es eine Razzia geben würde? Das Speed von diesem Verkäufer war gut, das von dem anderen nicht sauber. Wo konnte man was kaufen? Wer
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