Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
schaust ja gar nicht hin.«
»Das bin ja ich.«
»Was?«
»Das da, das bin doch ich, oder?«
»Shoko, was redest du denn für Unsinn?«
»Mach das aus, schalt aus!«
Das Stöhnen aus dem Fernseher, das Rauschen der Klimaanlage, alles verwandelte sich in meine eigene Stimme.
»Schalt endlich aus!«
Ich warf die Fernbedienung gegen den Fernseher und presste beide Hände auf die Ohren.
»Was ist denn los mit dir? Das bist doch nicht du, Shoko«, sagte Maejima überrascht und legte den Kopf schief.
»Wirklich nicht?«
»Das kommt nur daher, dass das Speed nachlässt, du brauchst mehr davon.«
Ich schüttelte den Kopf und zitterte am ganzen Körper.
»Wenn du jetzt kein Speed spritzt, dann fängst du total zu spinnen an, dann wird es schrecklich für dich.«
Ich sah mich immer noch in diesem Porno und hatte plötzlich auch das Gefühl, dass der Spiegel an der Wand durchsichtig war und jemand dahinter stand, der uns mit einem schmierigen Grinsen beim Sex zusah.
»Shoko, gib mir deinen Arm.«
»Nein! Ich will nicht! Ich will nicht!«, brüllte ich und raufte mir wie wahnsinnig die Haare.
»Komm schon, du musst, sonst knallst du total durch.«
Würmer begannen über meinen Rücken zu kriechen und jedes Geräusch klang wie mein eigenes lüsternes Stöhnen. Ich wusste, dass ich diese Halluzinationen nur mit einem Schuss loswerden konnte. Aus Angst, dass das Ganze noch schlimmer werden würde, streckte ich Maejima meinen Arm schließlich hin und ließ mir einen Schuss setzen.
Als ich das nächste Mal auf den Bildschirm blickte, sah ich dort nur eine Pornodarstellerin, die in Gegenwart eines Mannes die Beine spreizte und sich mit einem Vibrator selbst befriedigte. Mehr nicht.
Ich seufzte, trank einen Schluck Wasser und legte mich auf das Bett.
»Na, geht es wieder?«
»Ja, ja.«
»Du solltest was essen.«
»Ja vielleicht.«
»Was möchtest du denn?« Er nahm die Speisekarte vom Tisch und reichte sie mir.
»Ich nehme die Ramen-Nudelsuppe.«
»Gut, die nehme ich auch. Ruf doch den Zimmerservice an.«
»Alles klar.«
Ich griff nach dem Telefon neben dem Bett und bestellte zweimal Ramen.
»Shoko, ich weiß gar nicht, wann ich dich das letzte Mal etwas essen gesehen habe.«
»Hm, kann sein.«
Kurz darauf klopfte der Zimmerservice, brachte die Suppen und stellte sie auf den Tisch. Da die Drogen meine Zunge sehr hitzeempfindlich gemacht hatten, ließ ich die Suppe lange abkühlen und aß sie, als die Nudeln schon ganz weich waren. Dann rauchte ich eine Zigarette, badete mit Maejima und wir vögelten bis zum Morgen.
Das Telefon klingelte.
»Ja?«
»Hallo Shoko! Wie geh es dir?«
»Gut, und dir, Yukie?«
»Ist nicht so wichtig. Sag mal, du hast doch in letzter Zeit irgendwas, oder? Du kommst nie mehr vorbei und klingst furchtbar unglücklich. Bist du vielleicht krank?«
»Nein, gar nicht.«
»Hast du Probleme? Kannst du gerade reden?«
»Nein, es ist alles in Ordnung.«
»Na wenn das so ist … Hast du nicht Lust, mal wieder mit uns rumzuhängen? Wir vermissen dich alle, denn ohne dich ist es nicht so lustig und wir langweilen uns total.«
»Nett, dass du das sagst.«
Am liebsten wäre ich sofort zu Yukie gerannt, aber ich wollte nicht, dass mich jemand in diesem Zustand sah. Außerdem gehörte ich nicht mehr zu ihnen, auch wenn ich mir die alten Zeiten, als wir noch viel gelacht hatten und einfach nur Spaß hatten, wieder herbeigewünscht hätte. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich mit dem Speedspritzen einfach nicht aufhören konnte.
Eines Tages besuchte mich Shin überraschend in meiner Wohnung.
»Herzlichen Glückwunsch, Shoko.«
»Hä?«
»Sag bloß, du hast deinen Geburtstag vergessen.«
Da jeder Tag für mich gleich aussah, war mir gar nicht aufgefallen, dass ich Geburtstag hatte.
»Hier, bitte.« Shin schenkte mir zu meinem 19. Geburtstag ein Parfüm.
»Hast du das für mich ausgesucht, Shin?«
»Ja.«
Ich öffnete den Flakon und roch daran, der Duft war süß, sinnlich und so erwachsen.
»Danke … und entschuldige … ich …«
»Du musst dich nicht entschuldigen.«
Shin wusste, was ich trieb. Aber er nahm an, dass ich zu einem anderen ging und Drogen nahm, weil ich so einsam war. Und das machte ihn wütend.
»Shoko, sag mir die Wahrheit. Warum nimmst du Speed? Es muss doch einen Grund dafür geben.«
Ich konnte ihm keine Antwort darauf geben, blickte nur zu Boden und schwieg.
»Warum? Kannst du es nicht mal mir sagen?«
»Tut mir leid«, stammelte ich
Weitere Kostenlose Bücher