Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
leise.
»Bitte hör auf damit, mir zuliebe«, sagte er und umarmte mich fest.
Ich wusste nur zu gut, wie selbstsüchtig ich war. Aber eigentlich wünschte ich mir, dass er noch wütender und eifersüchtiger würde und leidenschaftlich ausrief: »Du gehörst nur mir!« Er war zwar unheimlich lieb zu mir, aber ich wusste nie genau, was in ihm vorging, ob er mich wirklich liebte. Irgendwie war ich immer noch nur ein kleines Mädchen und würde mit diesem erwachsenen Mann wohl nie auf der gleichen Wellenlänge sein. Und doch verstand ich die versteckte Botschaft in seinem Geschenk: »Bitte, werde schnell eine erwachsene Frau.« Und es tat mir weh, dass ich das nicht konnte.
Danach liebten wir uns ganz zärtlich.
»Shin, mach weiter … noch nicht … weiter …«
»Shoko, hast du wieder Speed genommen?«
»Wieso?«
»Ich merke das, wenn du was genommen hast, weil du dann so anders bist.«
Als er das sagte, fühlte ich mich schrecklich verdorben. Früher war ich schon glücklich gewesen, wenn ich nur Shins Hand hielt … aber diese Shoko gab es längst nicht mehr.
In dieser Nacht träumte ich etwas Seltsames. Obwohl ich sein Gesicht nicht erkennen konnte, wusste ich, dass da mein Großvater in einem weißen Kimono auf einem dunklen Berg stand und mir traurig zurief: »Shoko! Shoko!«
Dann wachte ich plötzlich auf.
Machte Opa sich vielleicht Sorgen um mich, weil ich eine Affäre mit einem verheirateten Mann hatte, die zu nichts führen würde, und weil ich Drogen nahm? Wollte er mir sagen, dass ich besser gleich zu ihm kommen solle, bevor ich so weitermachte? Trauer und Scham machten mir das Atmen schwer.
»Opa … es tut mir so leid.«
Mein Herz war hin- und hergerissen zwischen Shin und Maejima und zersprang dabei in tausend Stücke. Ich wusste nicht, wie ich aus dieser Not je wieder herausfinden sollte.
5 . S TRAFE UND V ERGELTUNG
Wenige Tage nach meinen 19. Geburtstag rief mich Na-chan an:
»Shoko … unsere Katze ist tot. Ich habe sie in ein Handtuch gewickelt und unter dem Kirschbaum begraben. Ich werde sie nicht mehr besuchen können, aber wenn im Frühling der Baum blüht, dann wird sie das doch trösten … sie wird doch nicht einsam sein, wenn sie die Kirschblüten sieht, oder?«
Na-chan weinte am anderen Ende der Leitung. Da unser Haus letztendlich gepfändet worden war, mussten wir ausziehen. Die Katze hatte zu unserer Familie gehört und war gestorben, als wir alle mit dem Umzug beschäftigt waren, ganz allein in einer ruhigen Ecke dieses Hauses voller Erinnerungen, so als hätte sie das Bevorstehende geahnt.
Auch unser Hund, der immer bei mir gewesen war, wenn ich mich einsam fühlte, lag bereits unter dem Kirschbaum, der immer für mich und mein wundes Herz dagewesen war. Jetzt würde ich nie wieder diesen Baum berühren oder meine Karpfen füttern können. Ich würde nie wieder in dieses Haus zurückkehren können, in dem wir fröhlich um den Esstisch gesessen hatten. Alles zerbrach mit einem lauten Knall. Obwohl ich am wenigsten davon betroffen war, denn schließlich hatte ich meine eigene Wohnung, tat es furchtbar weh. Und anhand dieser Ereignisse begriff ich endlich, wie wichtig mir meine Familie eigentlich war. Dies war aber auch der dringend notwendige Weckruf, der mich endlich dazu brachte, mit den Drogen aufzuhören.
Ein paar Tage zuvor war ich mit Maejima wieder in einem Love Hotel gewesen. Am zweiten Abend meinte ich irgendwann: »Ich will jetzt nach Hause.«
Da schrie Maejima mich an: »Kannst du mich so wenig leiden?«
Dann schlug er mich so hart ins Gesicht, dass ich vom Bett fiel. Er trat mir in die Rippen, packte mich an den Haaren und riss meinen Kopf hoch.
»Na los, sag was!«
Aber ich konnte wegen dem Tritt nur röcheln.
»Ich lasse dich nicht gehen.«
Maejima war außer sich vor Zorn und verpasste mir eine gewaltige Menge Speed, seine Hände zitterten. Als er die Nadel herauszog, brach mir der Schweiß auf der Stirn aus. Ich zitterte am ganzen Körper, und meine Nerven spielten verrückt. Meine Brust schien plötzlich zu brennen und ich presste die Hände auf mein rasendes Herz, um es zu beruhigen. Schließlich brach ich auf den schwarzen Laken zusammen.
»He Shoko, bist du in Ordnung?«
Maejimas Gesicht erschien wie in einer weißen Nebelwand.
»Hm …«
Meine Stimme klang tief und rau.
»Shoko!«
»Ich krieg keine Luft.«
»Ganz ruhig, ist schon gut.«
Ich schnappte nach Luft.
»He, ich war das nicht, ich kann nichts dafür …«
Aus meiner
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