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Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Titel: Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shoko Tendo
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kleiner Moment des puren Glücks. Wenn ich nur Geld hätte, dann würden die glücklichen Zeiten wiederkehren, die ich gewohnt war, als ich noch bei meinen Eltern und Na-chan gewohnt hatte …
    Meine Mutter litt unter hohem Blutdruck und war schon zwei Mal zusammengebrochen, dennoch nahm sie ihre blutdrucksenkenden Medikamente nicht regelmäßig, obwohl sie wusste, dass der Blutdruck immer extrem anstieg, wenn man auch nur einmal vergaß, die Tabletten zu nehmen. Natürlich hatte sie oft nicht die Zeit oder das Geld, um zum Arzt in das Krankenhaus zu fahren. Aber auch wenn ich ihr Geld für das Krankenhaus gab, fand sie Ausreden.
    »Ich kann da gar nicht regelmäßig hingehen, denn ich muss doch arbeiten«, meinte sie und fügte oft hinzu: »Wenn ich das nächste Mal zusammenklappe, dann war es das, das spüre ich.«
    Ich wechselte dann immer schnell das Thema und meinte nur lachend: »Ach, mal doch den Teufel nicht an die Wand.«
    Aber zwischen meiner Mutter und mir bestand manchmal eine fast telepathische Verbindung, daher konnte ich fühlen, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Vater war auch noch lange nicht richtig gesund, obwohl sein Leben sich allmählich wieder zu normalisieren begann. Doch ein nächster Zusammenbruch konnte auch sein Ende bedeuten. Plötzlich überfiel mich Panik, dass ihre Zeit bald gekommen sein könnte. Mama beklagte sich anderen gegenüber nie, aber mir sagte sie alles, was ihr durch den Kopf ging.
    »Shoko-chan, dein Vater und ich arbeiten wirklich hart, damit wir uns ein kleines Haus kaufen und dann dort wieder zusammenleben können – das wäre ein Traum!«
    Mir ging es genauso. Unsere Familie war schließlich nicht zuletzt wegen mir und Maki und unserer Rücksichtslosigkeit auseinandergebrochen. Und den Zusammenhalt mit meiner Familie, den ich gerade erst wiedergefunden hatte, wollte ich auf keinen Fall wieder verlieren. Auch ich wollte daher unbedingt ein Haus kaufen und so einen Neuanfang für unsere Familie ermöglichen. Ich wusste, dass viele Leute über meinen Vater herzogen und hinter seinem Rücken lästerten, dass er bei den Yakuzas ausgestiegen sei, weil er dem Boss kein Geld mehr geben konnte, und dass er so tief gefallen sei, obwohl er doch früher einmal so mächtig gewesen sei.
    Ich fand es schrecklich, dass Menschen über andere urteilten und sich lustig machten, ohne die Situation der Familie oder die Person wirklich zu kennen. Ich schwor mir, dass alles ein gutes Ende nehmen würde, dass ich einen Weg finden würde, damit sich alles wieder verbessern würde.
    Nachdem ich in meine Wohnung zurückgekehrt war, zündete ich mir eine Zigarette an und stieß einen tiefen Seufzer aus. Da klingelte plötzlich das Telefon.
    »Ja?«
    »Hallo Shoko, wie geht es dir?«
    »Shin, du hast dich lange nicht mehr gemeldet. Was ist denn los?«
    »Ich muss mit dir reden. Kann ich jetzt kommen?«
    »Natürlich, ich warte hier auf dich.«
    Als ich den Hörer aufgelegt hatte, fragte ich mich ängstlich, was er wohl so Wichtiges sagen wollte. Wenig später hörte ich das Schloss klacken, dann ging die Tür auf. Ich stellte zwei Kaffeetassen auf den Tisch und setzte mich neben ihn.
    »Du wolltest mir etwas sagen?«
    »Nun, es fällt mir schwer, es dir zu sagen, aber ich finde, du solltest die Wahrheit kennen …«
    »Was ist denn, Shin?«
    »Na ja, meine Frau erwartet ein Kind.«
    »Oh, Glückwunsch.«
    »Möchtest du dann immer noch mit mir zusammen sein, auch wenn ich ein Kind habe?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Shoko, ich wollte dich auf keinen Fall anlügen.«
    »Ich muss erst darüber nachdenken.«
    »Bist du mir böse?«
    »Nein, aber ich brauche etwas Zeit. Ich rufe dich an.«
    Shin verließ die Wohnung, ohne auch nur einen Schluck Kaffee getrunken zu haben.
    Seine Frau erwartete also ein Kind. Das bedeutete, dass ich, wenn wir so weitermachen würden wie bisher und seine Frau etwas davon erführe, womöglich schuld wäre am Zusammenbruch einer Familie. Eigentlich musste ich mit ihm Schluss machen, das war mir klar, doch gleichzeitig wollte ich ihn auch nicht verlieren. Jetzt musste ich nicht mehr nur über Kuramochis Angebot nachdenken, sondern auch noch über diese neue Entwicklung – und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
    Bevor ich das nächste Mal mit Shin sprach, war der Tag da, an dem ich mich mit Kuramochi verabredet hatte. Er holte mich vor dem Eingang meines Hauses ab. Als er mich entdeckte, stieg er aus und meinte: »Shoko! Ich habe dich vermisst, wirklich sehr

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