Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
ging, hatte meine Mutter einmal zu mir gesagt: »Dein Opa hat dich sehr lieb gehabt, du warst sein ein und alles.«
»Das stimmt, er hat immer nach dir gefragt«, fügte mein Vater hinzu, holte eine Taschenuhr aus der Schublade und legte sie in meine Hand. »Hier, die ist für dich, damit du dich immer an ihn erinnerst.«
Die Uhr lief lange Zeit zuverlässig, doch irgendwann spielte sie verrückt und blieb dann ebenso wie das Herz meines Großvaters stehen. Wann hatte es angefangen, dass mein Leben verrücktspielte? Ab wann war alles bergab gegangen?
Ich sehnte die Zeit zurück, in der wir in diesem Haus gewohnt hatten, und hasste den Gedanken, dass jetzt fremde Leute in dem Haus lebten, das mein Vater gebaut hatte. Aber das Haus erinnerte mich auch an viele schlimme Erlebnisse, vor denen ich am liebsten davongelaufen wäre. Damals waren mein Herz und mein Körper völlig durcheinander und ich hatte irgendwann vergessen, wer ich eigentlich wirklich war.
Die Vergangenheit, die ich vergebens hatte verdrängen wollen, hatte mich immer festgehalten, und ich war vor der Wirklichkeit davongerannt, ohne wirklich vorwärts zu kommen.
Ich musste endlich aufhören, mich zu bemitleiden, sagte ich zu mir selbst. Hier an meiner Seite war ein guter Mann, den ich wirklich liebte.
»Willst du mich heiraten?«
Vor dem verschlossenen Eisentor, durch das man den blütenlosen Kirschbaum sehen konnte, steckte Takamitsu mir einen Diamantring von Tiffany’s an den Finger. Sein Heiratsantrag kam zwar vollkommen unerwartet, aber ich sagte sofort Ja. In diesem Moment blies ein Windstoß durch den Baum, und er schüttelte seine Äste, als wolle er » Auf Wiedersehen « sagen.
»Lass uns zu deinen Eltern gehen und sie um Erlaubnis bitten, Shoko.«
»Ja.«
Ich flüsterte dem Kirschbaum »Auf Wiedersehen« zu und setzte mich ins Auto, ohne noch einen Blick zurück zum Haus zu werfen. Das Sonnenlicht fiel gleißend durch die Frontscheibe, blendete und wärmte mich.
Was, wenn Vater dagegen war? Den ganzen Weg über, bis wir beim Haus meiner Eltern angekommen waren, machte ich mir Sorgen, wie er wohl reagieren würde. Wir parkten den Wagen, dann öffnete ich aufgeregt die Eingangstür und lief ins Wohnzimmer.
»Papa, ich würde gern etwas mit dir besprechen, hast du Zeit?«
»Ja, was gibt es denn?«
Mein Vater legte die Zeitung, die er gerade gelesen hatte, auf den Tisch.
Takamitsu kam gleich zur Sache.
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Takamitsu und ich würde Shoko-san gerne heiraten.«
Vater antwortete, ohne auch nur kurz zu zögern.
»Was machen Sie beruflich?«
»Ich gehöre zur Ose-Gumi 37
› Hinweis
.«
Gumi: eine Gruppe bzw. ein Clan oder eine Familie der Yakuza.
»Ich kenne den Boss der Ose sehr gut. Verstehe …«
Mama und ich saßen nervös auf dem Sofa.
Dann sagte er: »Gut, Takamitsu, aber bitte mach Shoko glücklich.«
Vater hatte Takamitsu offenbar auf den ersten Blick in sein Herz geschlossen.
»Das werde ich«, meinte dieser überzeugt.
»Shoko-chan, herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich so für dich!«
Mutter lächelte erleichtert. Vater und Takamitsu unterhielten sich noch eine Weile, dann fuhren wir zu mir nach Hause.
In dieser Nacht zog mich Takamitsu im Bett ganz langsam aus.
Es war das erste Mal, dass ein Mann meine Tätowierung sah, deshalb war ich ziemlich aufgeregt. Takamitsu streichelte meinen Rücken und sagte: »Das ist wunderschön, Shoko.«
Der Sex mit Takamitsu fühlte sich seltsam vertraut an, ich hatte den Eindruck, dass mein Herz und mein Körper wieder eins waren. Die Tayuu auf meinem Rücken errötete vor Freude darüber, dass sie endlich ihren Danna mit einer Tätowierung von Drachen, Löwen und Pfingstrosen gefunden hatte.
Nach dem Sex schlief ich fest und traumlos bis zum nächsten Morgen. Dann umarmte ich Taka und zog ihn fest an mich.
Wir schliefen wieder miteinander und es war genauso schön wie in der Nacht zuvor. Danach kuschelte ich mich in seine Arme und schlief noch eine Weile.
Meine Eltern hatten uns zwar ihren Segen gegeben, aber jeder im Umfeld von Takamitsu wusste, dass Tanaka geradezu besessen von mir war. Einige hatten ihn auch gewarnt: »Jede andere, aber nicht Shoko.« Sie wollten ihn davon abbringen, weil sie fürchteten, dass es nur Ärger geben würde. Aber Taka war fest entschlossen und hatte erwidert, dass er die Beziehung mit mir nicht beenden würde. Dann versuchten sie es, indem sie ihn warnten, dass ich zu schwierig für ihn sei
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