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Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Titel: Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shoko Tendo
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wirklich schön.«
    »Du kannst dich auf jeden Fall schon mal auf die Abrechnung nächsten Monat freuen«, meinte Mama-san und lächelte mit ihren perfekt geschminkten roten Lippen. Dann schlug sie mit ihrer verführerischsten Stimme vor: »Heute ist Shoko-chans letzter Tag. Sollen wir ausgehen und feiern?«
    Ich lehnte ihr Angebot allerdings dankend ab, bestellte mir ein Taxi und rief auf dem Nachhauseweg Takamitsu auf dem Handy an.
    »Vielen Dank für die Blumen.«
    »Und, was wirst du jetzt machen?«
    »Zuerst werde ich mir einen Job suchen, den ich tagsüber machen kann. Und dann werde ich das tun, was ich schon immer wollte: Ich werde ein Buch schreiben.«
    »Du willst ein Buch schreiben?« Taka lachte.
    »Ich wusste, dass du mich auslachen würdest, aber ich meine es ernst.«
    »Ich verstehe, aber hast du nicht Angst, dass du es alleine nicht schaffst?«
    »Nein.«
    »Es wird sicher nicht einfach werden, aber lass dich nicht unterkriegen.«
    »Nein, keine Sorge.«
    »Und pass auf deine Gesundheit auf.«
    »Ja, mach ich, auf Wiedersehen, Taka.«
    Ich drückte ein paar Tasten auf meinem Handy, dann erschien die Nachricht: Takamitsu – Sind Sie sicher, dass Sie diesen Eintrag löschen wollen?
    Ich drückte auf Ja.
    Eintrag gelöscht.
    »Entschuldigung, könnten Sie bitte hier halten?«
    »Klar, aber sind Sie sicher, denn es ist noch ein ziemliches Stück bis zu Ihrer Adresse.«
    »Ich habe Lust, ein bisschen zu laufen.«
    »Wie Sie wünschen«, meinte der Taxifahrer und hielt das Taxameter an.
    »Bitte vergessen Sie nichts im Taxi.«
    »Ja, vielen Dank.«
    »Brauchen Sie eine Quittung?«
    »Nein, nicht nötig.«
    Ich stieg mit dem Blumenstrauß in meinen Armen aus, und nachdem ich die Autotür geschlossen hatte, lief ich zu Fuß mitten in der Nacht eine Weile die Straße entlang. Bis ich plötzlich ein Miauen hörte. Zwischen dem Geklacker meiner Absätze war das Maunzen eines kleinen Kätzchens zu hören.
    »Wo bist du denn?«, rief ich leise und blickte mich nach allen Seiten um.
    Miau!
    Ich konnte das Kätzchen hören, sah es aber nicht. Schließlich ertönte ein Rascheln, dem ich folgte, und da entdeckte ich das Kätzchen, das jammernd in einem Müllbeutel am Straßenrand saß. Das arme Ding war ganz schmutzig und völlig entkräftet.
    »Du arme Kleine, du bist auch ganz allein. Willst du vielleicht bei mir wohnen?«
    Miau!
    »Dann müssen wir uns als Erstes einen hübschen Namen für dich überlegen.«
    Ich nahm die kleine Katze auf den Arm und sah in den Nachthimmel hinauf. Es war Vollmond.
    Ich musste oft über den Mond nachdenken, denn der Mond nimmt zu und ab, ganz egal was geschieht. Höhen und Tiefen so wie in meinem Leben. Meine Geburt entsprach dem Neumond, als ich meinem Geliebten folgte, war es vergleichbar mit einer schmalen Mondsichel und nach unserer Hochzeit mit einem Halbmond. Jetzt war ich wieder allein, doch war mein Zustand nun wie ein Vollmond? Konnte ich, die ich doch so schwach war, stark werden und mich weiterentwickeln?
    Aber selbst wenn ich scheitern sollte, dann musste ich es eben noch einmal versuchen, so wie auch der Mond immer wieder neu zu- und abnahm. Ganz egal, wo ich war und was ich tat, der Mond würde immer milde lächelnd auf mich herabsehen.
    Dieses Mal würde ich mich selbst nicht belügen oder Dinge schönreden, und ich würde auch nicht mehr in den Zustand zurückfallen, als ich meinem Vater nicht mehr in die Augen sehen konnte. Und eines Tages würde auch ich sicherlich jemanden finden, für den ich die Nummer eins wäre. Und dann würde der Mond bestimmt noch strahlender auf mich herablächeln.
    Am Zehnten des Monats besuchte ich Mama-san, um mein Gehalt abzuholen.
    »Gut gemacht Shoko, du bist die Nummer eins!«
    Ich streckte höflich beide Hände aus – deren Finger diesmal keine künstlichen Nägel zierten – und nahm den Umschlag an. Er war richtig schwer und erzeugte in mir das zufriedene Gefühl, etwas erreicht und geschafft zu haben, so wie damals, als ich noch klein war und Radfahren lernte.
    »Shoko-chan, hierher, hierher!«
    Mama stand ein Stückchen entfernt und winkte mir zu.
    »Shoko, nicht nach hinten sehen. Ich halte dich fest, keine Sorge, du musst nur kräftig in die Pedale treten«, feuerte mich mein Vater an.
    Der Lenker wackelte.
    »Gut festhalten. Nicht umdrehen, nur nach vorne sehen und treten, noch schneller treten.«
    Langsam hörte ich auf zu schwanken, und dann ließ Papa plötzlich los.
    »Jetzt fährst du ganz allein!«
    Ich flog dahin

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