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Ich töte lieber sanft (German Edition)

Ich töte lieber sanft (German Edition)

Titel: Ich töte lieber sanft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George V Higgins
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wollte er bei der ersten Gelegenheit über mich herfallen. Sie hat recht: Er ist tückisch. Aber auf einmal nicht mehr. Er setzt sich vor den Typen und gibt ihm die Pfote, und der Typ krault ihn hinter den Ohren, und der Köter
grinst
. Er denkt, er ist wieder bei dem Idioten, der ihn gekauft hat, damit er seine Medaillen bewacht. Dann steht der Typ auf, und der Hund steht auch auf und legt dem Typen die Pfoten auf die Schultern und leckt ihm das Gesicht ab. ›Da, Lady‹, sage ich, ›sehen Sie sich das an. Ist das vielleicht ein tückischer Hund? Glauben Sie vielleicht, da könnte einer auf die Idee kommen, dass das ein tückischer Hund ist?‹
    ›Mister‹, sagt sie, ›das ist nichts Neues. Bei ihm sind die alle so. Jeder Hund, der hierherkommt, liebt ihn. Darum kümmert er sich um die Hunde, und ich kümmere mich ums Geschäft. Fünfzig.‹
    Der Typ wacht auf oder so«, sagte Russell. »Er sieht uns an. Der Schäferhund knutscht ihn ab. Irgendwann schafft ers, die Zunge von dem Köter aus dem Mund zu kriegen, und sagt: ›Gib ihm fünfundsiebzig, Imelda.‹
    ›Fünfundsiebzig‹, sagt sie. ›Nur dass Sie es wissen‹, sagt sie, und sie braucht ungefähr drei Stunden, um es zu sagen, ›ich bin diejenige, die die Preise macht, und wenn Sie hier lange feilschen wollen, bloß weil er sich in einen Hund verknallt hat, können Sie gleich verschwinden und Ihre Köter mitnehmen.‹Ich hab eigentlich nur einen Wunsch«, sagte Russell, »nämlich dass die Alte und meine Mutter mal zusammenkommen. Die beiden würden sich großartig verstehen.«
    »Immerhin bist du ja ganz gut da rausgekommen«, sagte Frankie.
    »Ja«, sagte Russell. »Ich bin mit Kenny nach Orlando gefahren, den Wagen verbrennen. Kenny wär dabei fast hopsgegangen. Er ist von der Hauptstraße auf so einen kleinen Feldweg abgebogen und in eine Orangenplantage gefahren. Er steigt aus, steckt einen Stofffetzen in den Tank, damit er sich vollsaugt, zieht ihn ein Stück raus und hält ein Streichholz dran. Der Scheißwagen ist sofort explodiert. Und er hatte den Gang dringelassen, den Rückwärtsgang, und die Karre hat sich in Bewegung gesetzt und ihn umgefahren. Er ist schon ein echter Könner. ›Okay‹, sagt er und steht auf, ›das ist jetzt das zweite Ding, das ich in den Sand setze. Wenn ich so was noch mal machen will, muss ich mir einen suchen, der sich auskennt.‹ Er hatte keine Augenbrauen mehr. Überhaupt hatte er nicht mehr viel Haare.«
    »War die Karre heiß?« fragte Frankie.
    »Nein«, sagte Russell, »es war ja Kennys Wagen. Aber wer will schon einen Wagen, in dem zwei Tage all diese Hunde waren? Keiner. Das ist, als würde man in einem Scheißhaus rumfahren. Kenny hatte die Karre auf seine Schwester zugelassen, und an dem Tag, an dem wir in Florida angekommen sind, ist sie zu den Bullen gegangen und hat das Ding gestohlen gemeldet. Am Mittwoch sind wir also da abgehauen. Du hättest die Arschlöcher am Flughafen sehen sollen, als die mich und Kenny gesehen haben. Ich dachte, denen fallen gleich die Augen aus dem Kopf. Vier Mal mussten wir durch den Metalldetektor gehen. Und dann war da noch dieser Typ, der war wahrscheinlichnoch ganz neu und musste uns abtasten. Ich glaube, danach hatte er den Rest des Tages frei. ›Irgendwann werden Sie uns wohl an Bord lassen müssen‹, sagt Kenny. ›Mister‹, sagt einer von denen, ›wenn Sie keine Waffen haben, dürfen Sie an Bord. Auch wenn Sie wahrscheinlich lieber im Gepäckraum mitfliegen sollten, aber lassen wir das.‹ Keiner wollte neben uns sitzen. Die haben uns nach ganz hinten gesetzt, und jedes Mal, wenn die Stewardess in unsere Nähe kommen musste, hat sie ein Gesicht gemacht, als hätte sie so was wie uns noch nie gesehen. ›Fliegen Sie bis Boston‹, hat sie uns gefragt, ›oder wollen Sie vielleicht schon in Washington oder so aussteigen?‹ Kenny hat sofort angebissen. ›Das Ding macht eine Zwischenlandung in Washington? Mann, da bin ich noch nie gewesen.‹ Wir haben auf der Fahrt da runter ja auch nirgends angehalten. ›Nein‹, sagt sie, ›aber wenn Sie nach Washington wollen, könnte ich meinen Einfluss beim Captain geltend machen, und ich bin sicher, das ließe sich arrangieren.‹ Und dann der Fahrer von dem Bus, mit dem ich von New York hergefahren bin«, sagte Russell. »Ich bin nämlich mit dem Bus gekommen. Mit dem Stoff konnte ich ja nicht gut durch die Sicherheitskontrolle gehen. Der Typ hat sich angestellt, als wollte er mich nur auf dem Dach mitfahren lassen.

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