Ich töte lieber sanft (German Edition)
schlecht ist – ›wir haben jetzt zusammen sechzehn Köter.‹ Und er hat einen Cadillac. Da hat er die Rückbank ausgebaut und einen Haufen alte Decken reingelegt, bis hinten in den Kofferraum. ›Du kannst in der Karre keine sechzehn Hunde unterbringen. Die bringen sich gegenseitig um.‹
Er sagt: ›Die sind doch klein.‹ Er hat zwei Spaniel und einen Rauhhaardackel. ›Die passen da schon noch rein, keine Sorge.‹ Also laden wir sie ein. Meine Köter sind total im Tran. Er nimmt die Vorderbeine, ich die Hinterbeine. Meine Mutter beobachtet uns durchs Fenster. Schließlich sind alle im Wagen. Wir haben sie einfach gestapelt. Ich steige ein, sie reißt das Fenster auf. ›Sind das alle?‹ Ja. ›Gut. Und vergiss nicht, was ich gesagt habe.‹ Genau. Jetzt verstehe ich meinen Alten auch viel besser. Dann knallt sie das Fenster wieder zu.«
»Immer noch besser als bei mir«, sagte Frankie. »Meine Mutter hat mich jede Woche besucht. Jede verdammte Scheißwoche. Sonst hab ich sonntags immer schön rumgehangen, aber im Knast musste ich zum Gottesdienst. Und jeden verdammten Sonntag hat der Typ über den guten Schächer geredet. Mann! Oder nein – manchmal hat er auch übers Wichsengeredet, übers Blasen und so komischerweise aber nie. Und dann das Sonntagsessen. Das war genauso scheiße wie an jedem anderen Tag, nur dass es eben was ganz Besonderes sein sollte. Schon mal eine Steckrübe gesehen? Wenn ich in meinem Leben noch einmal eine Steckrübe sehe, schmeiße ich sie einem an den Kopf. Und dann kommt meine arme alte graue Mutter mit ihrem uralten Scheißmantel rein und sieht aus, als hätte ihr einer gerade eins übergezogen, und ich muss mir ihren Scheiß anhören. ›Ich bete für dich, Frankie.‹ ›Ich habe eine Novene für dich halten lassen, Frankie.‹ ›Ich hoffe, du kommst auf Bewährung raus, Frankie.‹ ›In meinem Herzen weiß ich, dass du ein guter Junge bist, Frankie.‹ ›Frankie, du musst dich ändern.‹ Und das dauert. Sie ist nämlich nicht den ganzen Weg da raufgefahren, um nach fünf Minuten wieder zu verschwinden. Nein. Einmal war sie krank, da kam dann Sandy. ›Kann ich irgendwas für dich tun, Frankie?‹ Ja, und ob. Binde Ma am Bett fest. ›Sie meint das nicht so‹, sagt Sandy. ›Sie fühlt sich schuldig. Sie sagt, sie weiß nicht, was sie falsch gemacht hat.‹ Ich sage: ›Sie hat mich nicht vor Arschlöchern wie dem Doctor gewarnt. Sag ihr, sie soll ihrem nächsten Kind beibringen, wie man einen Job richtig plant, damit nicht irgendein Schwätzer dabei ist und die Sache den Bach runtergeht.‹ Sie sieht mich an. ›Ich soll ihr sagen, dass sie nicht mehr kommen soll?‹ Allerdings, sage ich. Das macht sie also, aber nächste Woche ist Ma wieder da – du hättest sie sehen sollen: als hätte sie einer auf die Straße gezerrt und die Scheiße aus ihr rausgeprügelt. ›
Frankie
‹, sagt sie, ›Sandy hat gesagt, du willst nicht, dass deine Mutter dich besucht.‹ Und dann fängt sie an zu heulen, und alle sehen her, und die Hälfte davon sind Wärter, und die werden es dem Bewährungsausschuss erzählen. ›Der Typ ist gemein zu seiner Mutter. Die kommt, um ihn zu besuchen, aber er weiß dasnicht zu schätzen.‹ O Gott, es war schrecklich. Was soll ich machen? Ich sage: ›Nein, Ma, das war nur so dahergesagt.‹ Also kommt sie jeden Sonntag, mit ihren Novenen und Kreuzweg und Rosenkränzen, und sie ist zur Missionskirche gegangen und so weiter, und alles nur für mich. Herrgott. ›Ich bin doch kein Krüppel, Ma‹, sage ich. ›Doch‹, sagt sie, ›in deinem Herzen und deiner Seele bist du einer.‹ Gut, dass zwischen uns dieses Gitter war.«
»Die wissen das nicht«, sagte Russell. »Keiner von denen weiß das. Die denken, du bist da drin und kannst nicht raus. Das ist alles, was sie wissen. Aber sie wissen gar nichts.«
»Wär aber besser, wenn sie es wüssten«, sagte Frankie. »Dann müsste man sich nicht auch noch mit denen herumschlagen. Ich weiß auch nicht, was das ist: Da kommt einer in den Knast, und sie denken, das ist noch nicht schlimm genug, sie müssen es noch ein bisschen schlimmer machen. Wenn ich noch mal reinmuss, werde ich dafür sorgen, dass es keiner erfährt. Ich weiß nicht, ob ich den Knast noch mal aushalte – die Besuche jedenfalls halte ich nicht aus. Scheiße.«
»Ich geh nicht mehr in den Knast«, sagte Russell. »Das ist was, das ich nicht mehr tun werde.«
»Hast du so entschieden, hm?« sagte Frankie.
»Ich tu, was nötig ist«,
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