Ich töte lieber sanft (German Edition)
sagte Russell.
»Und das ist das, was dich wieder reinbringen wird«, sagte Frankie.
»Nie«, sagte Russell.
»Klar«, sagte Frankie, »und zwar, weil du Hunde geklaut hast.«
»Bis jetzt nicht«, sagte Russell. »Und außerdem mach ich das nicht mehr. Soll ich dir was sagen? Den nächsten Hund, der mir begegnet, stampfe ich in den Boden. Hunde sind sodämlich. Du lässt ihn scheißen, bis er umfällt, du verpasst ihm Schlaftabletten, er schläft ein, und wenn er am nächsten Tag aufwacht und herumtorkelt, hat er Hunger. Du kannst mit einem Köter machen, was du willst, du brauchst nur zu warten, bis er Hunger hat, und wenn du ihm dann was zu fressen gibst, denkt er, du bist Gott oder so. Nur dieses schwarze Mistvieh nicht.«
»Der Schäferhund? Hat er dich erwischt?« fragte Frankie.
»Dieser Scheißköter«, sagte Russell, »ist der erste Hund, den ich kenne, der sich erinnert. Der wacht auf, sieht mich und knurrt. Also lass ich ihn noch einen Tag hungern. Wenn er hungrig genug ist, wird er schön brav sein. Ich hab ihm
vier Tage
nichts zu fressen gegeben. Man konnte schon seine Knochen sehen. Und weißt du, was er gemacht hat, als er mich gesehen hat? Er hat geknurrt. Ich dachte schon, ich müsste ihm wieder mit dem Stock kommen. Aber er hat nicht versucht, mich zu beißen, was beweist, dass das Scheißvieh nicht ganz so blöd ist. Er erinnert sich an den Stock. Er greift mich nicht an. Aber er macht mir das Leben so schwer wie möglich. Und ich musste ihm schließlich doch was zu fressen geben. Ich kann ja keinen Sack aus Haut und Knochen verkaufen.
Und damit hat er mich, und das weiß er. Ich will ihn rausschaffen, aber er will nicht. Ich muss ihn praktisch aus der Garage schleifen. Dann will er nicht in den Wagen und knurrt mich die ganze Zeit an. Den ganzen Weg nach Florida, das Scheißvieh. In Maryland sind wir in einen Wolkenbruch geraten, und irgendein Kahn war gegen einen Brückenpfeiler gefahren, und das hieß: entweder Umleitung oder Tunnel. Alle anderen fahren durch den Tunnel, aber Kenny sagt: ›Wir nehmen die Umleitung.‹ Ich dachte immer, in Nam hätte ich erlebt, was Regen ist. Und diese Hunde pissen und furzen undscheißen, und wenn wir nicht ersticken wollen, müssen wir die Fenster unten lassen, aber ertrinken wollen wir natürlich auch nicht. Es war grausam. Ich dachte, mit Hunden verdient man leichtes Geld. Gefährlich ist es jedenfalls nicht, soweit hatte ich also recht. Aber eben bloß halb recht. Weißt du, was ich für das schwarze Scheißvieh gekriegt hab, von dem ich dachte, es ist wahrscheinlich zwanzig Millionen oder so wert? Fünfundsiebzig Dollar, und da konnte ich noch von Glück sagen. Der Typ, zu dem wir die Hunde gebracht haben, kauft sie bloß. Der nimmt sie für eine Weile auf. So ein alter Typ ohne was auf den Rippen. Redet nicht viel. Hat eine total runtergekommene Farm bei Cocoa Beach. Wir sind eine halbe Stunde da, wir können endlich wieder atmen, wir waren ungefähr zehn Jahre mit diesen Scheißkötern unterwegs, da merke ich, dass es seine Frau ist, die das ganze Reden erledigt. ›Der da sieht aus, als wär er überfahren worden‹, sagt sie. Er sagt kein Wort, und sie hört überhaupt nicht mehr auf zu reden. ›Ist der krank oder so? Wir wollen hier keine kranken Hunde, Mister. Für den da kann ich Ihnen jedenfalls bloß zwanzig geben.‹
Sie sagt, für den schwarzen Teufel gibt sie mir fünfzig. Ich sage: ›Moment mal, der hat einen Stammbaum, das ist ein wertvoller Hund. Der ist richtig gut. Ein wunderbares Tier. Fünfzig sind nicht genug.‹
›Jetzt hat er jedenfalls keinen Stammbaum, Mister‹, sagt sie. ›Jetzt ist er bloß irgendein Hund, den ich verkaufen muss, und das heißt, dass ich ihn füttern und pflegen und mich um ihn kümmern muss, bis ich einen Käufer für ihn gefunden habe, und das kann dauern. Ich will diesen Hund nicht. Ich will ihn überhaupt nicht. Wollen Sie ihn wieder mitnehmen? Denn das ist genau das, was Sie machen werden, wenn Ihnen der Preis nicht gefällt. Ich werde Schwierigkeiten haben, den zu verkaufen.Ich finde, der sieht tückisch aus, und das werden andere auch finden.‹
Der Typ sagt noch immer nichts«, sagte Russell. »Aber damit hat sie mich natürlich an den Eiern, denn mit dem Hund fahre ich nirgends mehr hin. Das Einzige, was ich diesem Mistvieh sagen will, ist ›Viel Spaß noch‹, und dann will ich den Scheißköter nie mehr wiedersehen. Den ganzen Weg nach Florida hat er mir in den Nacken gestarrt, als
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