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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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das tun und es kommt raus, dass es nicht stimmt, dann schafft Ihnen nicht mal der Präsident höchstpersönlich eine Anklage wegen Mittäterschaft und Strafvereitelung vom Hals. Keiner in Amerika wäre bereit, das Risiko einzugehen, Sie zu schützen.
    Wollen Sie einen Rat?«
    »Dann lassen Sie mal hören.«
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich mich ruhig verhalten, General.
    Captain Mosse sitzt in der Klemme, und nicht mal Sie können ihn da rausholen. Ich denke, das Handbuch für militärische Taktik kennt Situationen wie diese. Manchmal ist es notwendig, sich zurückzuziehen und jemanden seinem Schicksal zu überlassen, um schlimmere Verluste zu verhindern.«
    »Keiner kann mir eine Lektion in militärischer Taktik erteilen.
    Und Sie schon gar nicht, Frank. Ich hatte mit Personen zu tun, die härter waren, als Sie es jemals sein werden, und habe sie wie Schmierpapier in den Reißwolf gesteckt. Sie werden lediglich einer mehr sein, das garantiere ich Ihnen.«
    »Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen und geht seine eigenen Risiken ein. Das ist die Regel eines jeden Krieges, scheint mir.«
    303

    Er hatte sich abgewandt und war gegangen. Beim Rausgehen war er Helenas Blick begegnet, die still an der Wohnzimmertür rechts vom Eingang stand. Frank konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie wunderschön war. Die Tatsache, dass sie gerade aus dem Schlaf gerissen worden war, hatte keinerlei sichtbare Spuren hinterlassen.
    Nichts konnte ihrem Gesicht und ihrem Blick die Leuchtkraft rauben. Die blonden Haare, statt vorn Kopfkissen geplättet zu sein, schienen soeben erst die aufmerksame Pflege eines Friseurs genossen zu haben.
    Als er an ihr vorbeigegangen war, hatten sich ihre Blicke gekreuzt. Frank hatte bemerkt, dass ihre Augen nicht blau waren, wie bei ihrem ersten Treffen vermutet. Sie waren grau. Und in ihnen lag alle Traurigkeit der Welt.
    Auf der Fahrt ins Zentrum hatte Frank sich im Sitz zurückgelehnt und die Augen auf die Plastikverkleidung des Wagendachs gerichtet.
    Er hatte versucht, zwei Gesichter, die sich in diesem Moment überlagerten, aus seinem Bewusstsein zu streichen.
    Harriet und Helena. Helena und Harriet.
    Dieselben Augen. Dieselbe Traurigkeit.
    Frank hatte versucht, an etwas anderes zu denken. Als sie in der Rue Notari die Zentrale betraten, verharrten seine Gedanken bei der spöttischen Ironie in den Worten des Generals.
    Keiner kann mir eine Lektion in militärischer Taktik erteilen …
    Dem General war gar nicht klar, wie viel unfreiwillige Wahrheit in diesem Satz lag. In diesem Augenblick trieb sich ein Killer namens Keiner herum, der jedem eine erteilen konnte.
    »Was wird General Parker Ihrer Meinung nach tun?«, wiederholte der Staatsanwalt.
    Frank wurde bewusst, dass er sich völlig in seinen Gedanken verloren hatte und Durands Frage ein paar Augenblicke zu lange im Raum hatte stehen lassen.
    »Entschuldigen Sie, Doktor Durand … Ich denke, Parker wird für Mosse alles tun, was in seiner Macht steht, aber er wird sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, dass er herausfällt. Natürlich wird das Konsulat eingeschaltet, aber es gibt eine unbestreitbare Tatsache.
    Mosses Verhaftung wurde von einem FBI-Agenten vorgenommen, einem Amerikaner. Die schmutzige Wäsche wird in der Familie gewaschen. Man wahrt das Gesicht. Vergessen Sie nicht, dass wir das Land sind, welches die Möglichkeit zum impeachment in die Verfassung aufgenommen und immer den Mut gehabt hat, sie auch 304

    zu nutzen …«
    Durand und Roncaille sahen sich an. Franks Überlegungen waren nicht von der Hand zu weisen. Wenigstens schien es von dieser Seite her keine Probleme zu geben.
    Durand holte in seinen Ausführungen weit aus.
    »Sicher, Ihre Präsenz hier ist die Garantie dafür, dass gute Absichten da sind, von allen Seiten, Frank. Leider reichen manchmal gute Absichten nicht aus. Momentan brauchen wir, also die Polizei des Fürstentums, vor allem Ergebnisse. Der Fall Roby Stricker hat, wie es scheint, nichts mit dem Mörder zu tun, den wir jagen …«
    Frank bemerkte Nicolas Hulot hinter sich. Beide wussten, worauf Durand hinauswollte. Dunkle Wolken zogen am Himmel auf. Eine erhobene Axt hing in der Luft, vor dem Hintergrund der Wolken.
    »Aber heute Nacht hat es ein weiteres Opfer gegeben, das vierte.
    Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wahrend buchstäblich säckeweise Müll auf uns niederprasselt. Wie gesagt, Ihre Mitarbeit ist uns höchst willkommen, Frank …«
    Freundlich toleriert, Durand. Nur freundlich toleriert.

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