Ich Töte
In Anbetracht der Zeit rief er ihn zu Hause an. Es bestand nicht die Gefahr, irgendjemanden außer ihn zu stören, da er alleine in einer Art Loft am Ufer des Potomac wohnte.
Nach ein paarmal Läuten kroch die Stimme seines Freundes verschlafen aus dem Hörer.
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»Ja. Wer ist da?«
»Coop, ich bin’s, Frank.«
»Ach du. Na, du Held, wie geht’s?«
»Hier ist ein Tankschiff mit einer Ladung Scheiße zerschellt, und jetzt breitet sich ein Fleck aus, so weit das Auge reicht.«
»Was ist denn passiert?«
»Wieder zwei Tote. Letzte Nacht.«
»Shit!«
»Allerdings. Den einen hat unser Subjekt mit seinem üblichen Ritual umgelegt. Das wäre der Vierte. Mein Freund, der Kommissar, wurde mit der Eleganz und dem savoir faire eines Nero abgesägt.
Der andere wurde mit Hilfe unseres Helden Ryan Mosse in die Liste der Todesanzeigen aufgenommen. Der ist jetzt im Gefängnis, und der General setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um ihn rauszuholen.«
Cooper war jetzt vollkommen wach.
»Mensch, Frank. Was zum Teufel geht bei euch denn ab? Das nächste Mal sagst du mir, der Atomkrieg ist ausgebrochen.«
»Das ist nicht ausgeschlossen. Aber was wolltest du mir denn Wichtiges sagen?«
»Hier hat sich einiges getan. In der Sache mit den Larkins, meine ich. Was wir über sie rausgekriegt haben, legt den Verdacht nahe, dass sie von irgendjemandem hübsch gedeckt werden, ein Joint Venture mit einem ganz großen Tier, das wir aber noch nicht in den Blick bekommen haben. Und aus New York ist jetzt Hudson McCormack dabei.«
»Wer soll denn das sein? Was hat der mit den Larkins zu tun?«
»Das würden wir auch gerne wissen. Offiziell ist er als Anwalt gekommen, als Verteidiger von Osmond Larkin. Die Sache hat uns ein bisschen verwundert, weil dieser Scheißkerl sich was Besseres hätte leisten können, wie er es im Notfall immer getan hat. Ich denke an Staranwälte mit sechsstelligen Honoraren. Dieser McCormack ist ein mittelmäßiger Rechtsanwalt, fünfunddreißig, aus dem Big Apple, einer, der weniger mit seinen juristischen Erfolgen Furore gemacht hat als mit seiner Teilnahme am Louis Vuitton Cup, als Mitglied der Stars-and-Stripes-Equipe .«
»Habt ihr ihn überprüft?«
»Was denkst du denn? Rauf und runter. Absolut nichts. Er lebt nicht über seine Verhältnisse, gibt keinen Cent zu viel aus. Keine Laster, keine Frauen, kein Koks. Abgesehen von seiner Arbeit inte310
ressiert er sich nur fürs Segeln. Und jetzt schießt er wie ein Teufelchen aus der Schachtel, um uns zu zeigen, wie klein doch die Welt ist.«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, dass unser Hudson McCormack in diesem Moment auf dem Weg nach Monte Carlo ist.«
»Schön für ihn. Auch wenn es nicht gerade der günstigste Moment ist, um in diese Gegend zu kommen.«
»Er kommt wegen einer ziemlich wichtigen Regatta, so scheint es jedenfalls. Aber …«
»Aber?«
»Frank, kommt es dir nicht zumindest ungewöhnlich vor, dass ein einfacher Anwalt aus New York, nie gehört und nie gesehen, das erste Mal in seinem Leben einen wichtigen Auftrag bekommt und ihn fallen lässt, zumindest vorübergehend, um nach Europa zu reisen und einen Ausflug mit dem Segelboot zu machen? Jeder andere an seiner Stelle hätte sich blindlings darauf gestürzt und wäre täglich eine Stunde früher aufgestanden, um fünfundzwanzig Stunden am Tag für die Arbeit zu haben.«
»Wenn man es so sieht, kann ich dir nicht widersprechen. Aber was habe ich damit zu tun?«
»Du bist vor Ort und kennst die Geschichte. Momentan ist dieser Mensch für Osmond Larkin die einzige Verbindung zum Rest der Welt. Kann sein, dass er nur sein Anwalt ist, es kann aber auch etwas viel Größeres dahinter stecken. Berge von Drogen und Berge von Dollars stehen auf dem Spiel. Wir wissen doch alle, was es mit Monte Carlo auf sich hat und was dort an Geld umgesetzt wird. Geht es um Terrorismus und um Drogen, können wir jeden beliebigen Geldschrank öffnen. Du arbeitest mit der Polizei vor Ort zusammen. Es kostet dich nichts, darum zu bitten, McCormack unter diskrete, aber effektive Bewachung stellen zu lassen.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann …«
Er verriet Cooper nicht, dass hier praktisch alle, er selbst mit eingeschlossen, unter diskreter, aber effektiver Bewachung standen.
»Ich habe dir ein Foto im jpg-Format geschickt, damit du weißt, wie er aussieht. Da sind dann auch alle Informationen über McCormacks Aufenthalt in Monte Carlo dabei, die wir kriegen konnten.«
»Okay. Und jetzt
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